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Ausbildungsfonds Eine Abgabe wird die Probleme nicht lösen

Ein umlagefinanzierter Ausbildungsfonds wird in Bremen nicht mehr Ausbildungsplätze schaffen. Es bedarf stattdessen einer besseren schulischen Bildung, meint Gastautor Jan Wedemeier.
20.08.2022, 19:49 Uhr
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Von Jan Wedemeier

Mehr Ausbildungsplätze – bedarf es einer Einführung eines umlagefinanzierten Landesausbildungsfonds in Bremen? Um diese Frage vorab zu beantworten: Es ist nach wie vor das falsche Instrument, vor allem, weil es keine neue Lösung bietet. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Deutschland ist rückläufig. Im Land Bremen lässt sich dieser Rückgang ebenso feststellen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Es gibt weniger Bewerberinnen und Bewerber, mehr Schulabgänger studieren. Die konjunkturellen Aussichten sind aufgrund von Covid-19 und des russischen Angriffskriegs in der Ukraine eingetrübt, sodass aus der Verunsicherung zur zukünftigen Entwicklung das Verhalten der Ausbildungsbetriebe gebremst ist.

Bedeutsamer ist jedoch, dass in einer zunehmend komplexeren Arbeitswelt die Anforderungen an Auszubildende steigen. Die technischen Ansprüche und schulischen Vor-Qualifikationen sind in vielen Berufen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Es besteht ein „Mismatch“, Betriebe und Bewerber finden nicht zusammen, es entsteht ein Fachkräftemangel. Personen aus sozial benachteiligten Familien fällt der Einstieg in das Berufsleben schwer, die Bewerber erreichen die Ausbildungsbefähigung nicht. Mehr noch, rund zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler erreichen nicht einmal einen Schulabschluss. Demgegenüber steht der Trend der Akademisierung der Arbeitswelt. Die Wertschätzung der dualen Ausbildung sinkt, während die Zahl der Beschäftigten mit akademischem Abschluss zunimmt.

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Umfassende institutionelle Lösungsansätze zur Verbesserung des Ausbildungsangebots können hier nicht wiedergegeben werden. Es bedarf vorrangig einer Steigerung der Qualität der vorschulischen und schulischen Bildung, insbesondere in den sozial benachteiligten Stadtteilen, damit Betriebe und Bewerber wieder besser zusammenfinden. Zudem ist zwingend eine Neubewertung von bestehenden Förderinstrumenten notwendig.

Der Katalog in Bremen ist vielfältig, es gibt mehr als 50 Förderinstrumente von unterschiedlichen Mittelgebern von der EU, über den Bund bis zum Land. Es ist zu vermuten, dass keiner sie alle benennen kann und die Wirkungen unbekannt sind. Unter all diesen Instrumenten stellt der Ausbildungsfonds kein Instrument für neue Lösungen dar, sondern formuliert nur einen Finanzbedarf. Die Gründe für die Krise der Ausbildung liegen tiefer. Die sozialen Herausforderungen und die Qualität von Schule müssen dringend angegangen werden.

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Zur Person

Unser Gastautor
ist Wissenschaftler am Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut tätig, das eine Niederlassung in Bremen unterhält, und stellvertretender Leiter des Forschungsbereichs räumliche Ökonomik. Er war Mitglied der Kommission des Landes Bremen für den Ausbildungsfonds.

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