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Bäcker unter Druck Drei Filialen schon geschlossen

Die Bäcker machen die Lichter aus, um auf explodierende Energiekosten aufmerksam zu machen. Den Betrieben stehe das Wasser bis zum Hals, sagt Gerd Buttgereit. Er habe bereits drei Filialen geschlossen.
09.09.2022, 17:00 Uhr
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Drei Filialen schon geschlossen
Von Petra Scheller

Grasberg/Lilienthal. Viele Bäckereien in der Region haben am Donnerstag symbolisch die Lichter ausgehen lassen. Damit folgten sie dem Aufruf der norddeutschen Bäckerinnung unter dem Motto: "Uns geht das Licht aus – heute das Licht und morgen der Ofen?" In der Lilienthaler Hauptstraße dimmte die Bäckerei Rolfs die Ladenbeleuchtung sichtbar runter. Auch in der Feinbäckerei und Konditorei Barnstorff blieb es am Donnerstagvormittag kurze Zeit dunkel. Bäckereifachverkäuferin Marina Hudaff und Bäckermeister Gerd Buttgereit schalteten die Beleuchtung in den Innenräumen des Cafés in der Speckmannstraße jedoch später wieder an."Uns ist es trotzdem wichtig, ein Zeichen zu setzen", unterstrich Barnstorff-Inhaber Buttgereit.

Drei Filialen geschlossen

Bäckerinnen und Bäcker haben es schwer: gestiegene Energiepreise, Lieferengpässe, Personalmangel. 23 Filialen betrieb Bäckermeister Buttgereit noch vor der Corona-Pandemie. Drei habe er bereits geschlossen. "Ich hoffe, das wir erst mal so weiter machen können. Da steckt ja auch viel Verantwortung hinter", sagt er. Über 145 Fachkräfte und Aushilfen beschäftigt der Grasberger zurzeit. Doch die Umsätze gingen zurück. Die Kunden kämen zwar nach wie vor, doch sie kauften weniger. Das bestätigt auch der Innungsobermeister der Bäckereien in Bremen, Peter Büser. Er spricht von deutlicher Kaufzurückhaltung.

Zweimal habe er bereits die Preise erhöht, berichtet Buttgereit. Einmal um sieben, dann noch mal um sechs Prozent. Das Ende der Fahnenstange sei erreicht. "Ich kann den Leuten das nicht mehr zumuten." Es kämen Kunden in den Laden, die 4,30 Euro für einen belegten Laugenkringel einfach nicht bezahlen könnten. "Die Preise steigen, aber die Kunden haben ja nicht automatisch mehr im Portemonnaie", weiß der Familienvater.

Die Bäckereien seien in der Krise besonders getroffen, weil ihre Produktion mit Backöfen und Kühlanlagen extrem energieintensiv sei. "Sowie es hell ist, schalten wir die Lichter aus. Morgens kalkulieren wir: wie viele Öfen brauchen wir wirklich? Der Rest wird ausgestellt." Rund 18.000 Euro habe er vor der Corona-Pandemie für Gas bezahlt, in diesem Jahr rechne er mit 33.000 Euro und zukünftig würden es wohl rund 55.000 Euro sein, vermutet der Bäckermeister. "Wie soll ich das denn weitergeben?", fragt er sich. Buttgereit wünscht sich Unterstützung aus der Politik und steht damit nicht allein. 800 Handwerksbetriebe haben sich allein in Norddeutschland zusammengeschlossen.

"Eine – wie Experten derzeit für mittelgroße Betriebe voraussagen – Versiebenfachung des Gaspreises und eine Vervierfachung des Strompreises bis 2023 können die Bäckereien nicht alleine auffangen", argumentiert der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks. In etwa 70 Prozent der Bäckereien seien Gasöfen in der Nutzung.

Wegen des angehobenen Mindestlohns seien zusätzlich die Personalkosten gestiegen. Und auch die Preise für Mehl und andere Rohstoffe hätten sich deutlich erhöht. Dennoch könne man die Kostensteigerungen nur begrenzt an die Kundschaft weitergeben, weil man sich "im harten Preiswettbewerb mit der Industrie" befinde.

Mit unter den Rettungsschirm

Besonders erzürnt den Handwerkszweig, der in der Coronakrise als systemrelevant anerkannt wurde, dass seine Betriebe keine Zuschüsse aus dem Energiekostendämpfungsprogramm (EKDP) des Bundes beantragen könnten. Denn sie stünden anders als viele andere Wirtschaftszweige nicht auf der Liste förderungsfähiger Unternehmen. Für ihn seien die Energiekosten um rund 60 Prozent gestiegen, hat Buttgereit errechnet. Dafür erwarte er Unterstützung.

In Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen sind nach Innungsangaben rund 800 Handwerksbäckereien mit vielen Tausend Verkaufsfilialen organisiert.

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