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Digitalisierung Banken bauen Filialnetz um

Seit Jahren gibt es den Trend. Banken trennen sich von Standorten und setzen stärker auf die Digitalisierung. Das Kundenverhalten hat sich verändert. Doch gerade Ältere trifft die Schließung einer Filiale.
19.07.2021, 06:22 Uhr
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Banken bauen Filialnetz um
Von Lisa Schröder

Banken verändern ihr Filialnetz in Bremen und der Region: Die Zahl der Standorte der Commerzbank, die zur Niederlassung in der Hansestadt gehören, schrumpft auf die Hälfte. Das gab das Institut, wie berichtet, unlängst bekannt. Die Filialen Neustadt, Utbremen und Steintor schloss die Commerzbank bereits zuvor, ab Oktober folgt das Ende in Findorff, Hastedt und Woltmershausen. Insgesamt baut die Commerzbank 340 Standorte in Deutschland ab. Der Rückzug der Banken aus der Fläche ist ein bundesweit anhaltender Trend. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Geschäftsstellen laut Bundesbank um fast zehn Prozent auf 24.100.

Die Sparkasse Bremen baut ihr Filialnetz bereits seit längerer Zeit um. Standorte werden aufgegeben, zugleich entstehen neue sogenannte Stadtteilfilialen. Der Wandel sorgt vor Ort teils für Unmut. In Walle wird eine Filiale geschlossen. Zwar soll es neue Räumlichkeiten mit Automaten geben, sagt Brunhilde Wilhelm (Grüne), stellvertretende Beiratssprecherin in Walle, aber Beratungen und Schließfächer wird es dort nicht geben. „Wir waren als Beirat schon pikiert. Wir wünschen uns weiterhin eine Beratung“, fordert Wilhelm und weist auf die 30.000 Einwohner in Walle hin. „Wir sind fast eine eigene Stadt.“

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In Borgfeld wird momentan ebenfalls über die Zukunft des Standorts diskutiert. Zum Ende des Jahres läuft der Mietvertrag aus. Politiker vor Ort sorgen sich, wie es hier weitergeht. Die Sparkasse sei auf der Suche nach einem neuen Standort, teilt Unternehmenssprecherin Nicola Oppermann auf Anfrage mit: „Wir sind bestrebt, eine gute Alternative für all unsere Kundinnen und zu Kunden zu finden.“ Die Strategie der Bank sei, neben Onlineangeboten „gleichzeitig mit persönlicher Präsenz und einer hohen Beratungsqualität in allen Stadtteilen vertreten zu sein“.

Nicht erst durch Corona sei festzustellen, dass digitaler Service stärker gefragt sei, während weniger Kunden die Filiale für persönliche Gespräche aufsuchten. „Wir erhalten zwar immer wieder die Rückmeldung, dass unsere Kundschaft es sehr schätzt, dass wir persönlich vor Ort sind“, so Nicole Oppermann. „Doch schlägt sich diese hohe Wertschätzung für unsere persönliche Präsenz leider nicht in einer tatsächlichen Nachfrage nach persönlichen Beratungs- oder Serviceleistungen in diesen Filialen nieder.“

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Für Ältere kann die Aufgabe einer Filiale zum Problem werden, weil sich die Wege verlängern und Ansprechpartner wechseln. Einer Studie des Verbands privater Banken zufolge ist das Misstrauen unter Senioren gegenüber dem Onlinebanking nach wie vor hoch. Nur die Hälfte der befragten älteren Menschen hielt es für sicher oder sehr sicher.

Neue Wege will die Sparkasse nach der Pandemie gehen. Für rund 45 Euro sollen Berater auf Wunsch nach Hause kommen, um beim mobilen Onlineservice zu unterstützen. Einen Bargeld-Bringdienst gegen Gebühr gibt es bereits. „Aktuell sind wir bei 50 Beauftragungen die Woche. In der Hochzeit der Pandemie lagen die Bestellungen bei 30 bis 40 pro Tag“, so Nicola Oppermann.

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Von Hausbesuchen hält der Ortsamtsleiter für Osterholz Ulrich Schlüter nicht viel – das könnten sich Betrüger zunutze machen. Schlüter kritisiert, dass die Filiale in Blockdiek schließen wird und nur Automaten bleiben sollen: „Das ist fatal.“ Viele Ältere bräuchten die persönliche Hilfe vor Ort. Onlinebanking sei für sie keine Alternative. Teils hätten sie keinen PC. Und was, wenn ein Automat ausfalle? Bei vielen sei das Geld knapp und die Nachfrage groß, wenn Ende des Monats wieder etwas aufs Konto komme. „Es bilden sich jetzt schon Schlangen.“

Dazu soll es auch im Einkaufszentrum Berliner Freiheit in der Vahr kommen. Die Sparkasse führt überall neue Geldautomaten und Selbstbedienungsterminals ein. Die Kontoauszugsdrucker verschwinden, weil die neuen Automaten die Aufgabe miterledigen können.

In der Berliner Freiheit ist die Umstellung schon passiert. Hier soll es immer wieder Schlangen vor den Automaten geben, weil die Zahl der Terminals gering sei. „Wir beobachten das Ganze und analysieren nach den Sommerferien, ob Modifikationen nötig sind“, teilt die Sprecherin der Sparkasse. Kunden müssten sich anfangs mit den Neuerungen zurechtfinden. „Hierbei kann es zu Warteschlangen kommen, gerade um den Ersten eines Monats.“

Immer mehr Menschen heben derweil Geld bei Drogerien, Supermärkten und Tankstellen ab. Das zeigt eine aktuelle Studie der Postbank. Der Geldautomat wird laut Bankendachverband Deutsche Kreditwirtschaft aber weiterhin bevorzugt benutzt.

Beliebt sind in Bremen besonders die Automaten der Sparkasse in der Filiale am Marktplatz. Der Standort schließt zum Ende des Monats, weil das Haus unter anderem den Sicherheitsansprüchen nicht mehr genügen soll. Die Filiale soll im Besitz der Sparkasse bleiben – mit neuem Nutzungskonzept.

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