Baustelle folgt auf Baustelle. Haus folgt auf Haus. Der Gewoba gehen die Projekte im Moment noch nicht aus. Unlängst ist der Unternehmenssitz am Rembertiring selbst einer Radikalkur unterzogen worden. Am Donnerstag stellten die Vorstände Peter Stubbe und Manfred Sydow die Bilanz für das Geschäftsjahr 2020 und aktuelle Bauprojekte der Gesellschaft vor. Insgesamt konnte die Gewoba im vergangenen Jahr 252 Wohnungen fertigstellen. Für den Neubau wurden 53,9 Millionen Euro ausgegeben. Viele der Wohnungen, die fertiggestellt werden, sind preisgebunden.
Welche Projekte gibt es derzeit bei der Gewoba?
In der Überseestadt ist das Europaquartier mit 150 Wohnungen noch im Bau. Die Überseegärten mit 154 Wohnungen sind fertiggestellt. Das Kaffeequartier soll in diesem Jahr in den Bau gehen. "Wir haben im kommenden Jahr dann noch die Bebauung an der Hafenkante am Waller Sand vor. Damit werden wir dann an die 1000 Wohnungen in der Überseestadt gebaut haben", sagte der Vorstandsvorsitzende Stubbe.
Der Umbau des Bundeswehrhochhauses, kurz Q45 genannt, soll 2024 fertig sein. „Vermutlich werden Sie dieses Jahr schon erste Baumaßnahmen sehen“, sagte Stubbe. Die Entkernung im Haus sei weit vorangeschritten.
Im Januar 2020 hat die Gewoba in der Lüssumer Heide in Bremen-Nord 224 Wohnungen von der Vonovia übernommen. Diese hätten sich, sagt Sydow, in einem „jämmerlichen Zustand“ befunden. 64 Wohnungen hätten deshalb leer gestanden. Hurtig habe man investiert. Der Leerstand liege noch bei neun Wohnungen. Bis 2030 sollen hier sieben Millionen Euro in die Hand genommen werden.
Und auf der anderen Seite der Weser?
In der Neustadt entstehen zusammen mit Justus Grosse die Weserhöfe auf dem alten Gelände von Mondelez. Das Quartier soll mehr als 260 Wohnungen bekommen. Um 250 Wohnungen geht es bei der Gartenstadt Werdersee. Die ersten Mieter zogen hier im vergangenen November ein. "Das Scharnhorst-Quartier wird eine ähnliche Größenordnung haben", sagte Stubbe zum Projekt ebenfalls am Werdersee. Im nächsten Jahr soll der Bau starten.

Der Bau des Scharnhorst-Quartiers auf dem alten Kasernengelände am Werdersee soll im nächsten Jahr beginnen.
Am Hohentorsplatz in der Neustadt entsteht bis Ende des Jahres das „Grüne Haus“ mit 52 kleineren Single- und Paarwohnungen. Vor allem jungen Menschen soll hier bezahlbares Wohnen ermöglicht werden. Warum der Name? Die Fassade des Neubaus soll aus Kacheln bestehen, die das Sonnenlicht in verschiedenen Grüntönen reflektieren.
In mehreren Quartieren sind sogenannte Bremer Punkte entstanden – jetzt gibt es das Bauprojekt auch in Schwachhausen und der Vahr.
Was zahlen die Mieter im Schnitt?
Insgesamt gehörten zum Bestand der Gewoba Ende 2020 mehr als 42.000 Wohnungen – davon mehr als 32.000 in der Stadt Bremen, mehr als 8000 in Bremerhaven sowie 1300 in Oldenburg. Die Nettokaltmiete lag in Bremen im Schnitt bei 6,51 Euro pro Quadratmeter. In Bremerhaven betrug sie 4,90 Euro.
Wie fällt das Ergebnis aus?
Trotz der Krise hat die Gewoba 2020 ein ähnliches Ergebnis wie im Vorjahr erzielt. Der Überschuss lag bei 29,9 Millionen Euro. Davon werden 15,75 Millionen Euro an die Anteilseigner ausgeschüttet. Die Stadt Bremen bekommt demzufolge für ihren Anteil von 75,1 Prozent fast zwölf Millionen Euro. Eine Ausschüttung geht zudem an zwei Banken: Ein knappes Viertel der Anteile an der Aktiengesellschaft halten die Sparkasse Bremen (21,73 Prozent) und die Weser-Elbe Sparkasse (3,17 Prozent). 14,2 Millionen Euro des Überschusses werden den Gewinnrücklagen zugeführt.
Welche Folgen hat Corona?
Die Pandemie hinterlässt laut Sydow erste Spuren auf dem Mietwohnungsmarkt. „Gerade im Niedriglohnsektor oder in prekären Beschäftigungsverhältnissen werden die finanziellen Belastungen der Menschen größer“, äußerte sich der Vorstand. Insgesamt gab es 1400 Vereinbarungen zu Mietrückständen wegen Corona. Deutlich sei auch die rückläufige Nachfrage von Studenten.
Wie viel wurde investiert?
Im vergangenen Jahr flossen etwas mehr als 100 Millionen Euro in den Bestand in Form von Instandhaltungsmaßnahmen oder auch energetischer Gebäudemodernisierung. Nach Angaben der Gewoba sind 91,6 Prozent der Gebäude energetisch modernisiert. 1140 Bäder sanierte das Unternehmen im vergangenen Jahr. Im Hochhaus nach Entwurf des berühmten Architekten Alvar Aalto sind Fenster, Bäder und das Treppenhaus erneuert worden. In diesem Jahr ist die Fassade des Aalto-Hauses dran.
Machen sich die aktuell gestiegenen Preise für Baumaterialien bemerkbar?
„Wir haben in der Tat an verschiedenen Stätten Störungen in der Lieferkette“, sagte Peter Stubbe. Das belaste insbesondere im Bereich der Modernisierung die eigentlich sehr getakteten Abläufe. „Wenn dann ein Teil fehlt, kommt alles aus dem Rhythmus.“ Für einzelne Teile seien die Preise im Moment „erratisch“. Es seien aber auch nicht alle Handwerker gleichermaßen betroffen. Die Gewoba habe Prozesse teils umgestellt. Verzögerungen bei Neubauprojekten seien aktuell noch im Rahmen. Selbst für den Unternehmenssitz war Geduld gefragt. Im Erdgeschoss des Hochhauses liefen noch Arbeiten, sagte Vorstandschef Stubbe: „Die Fassadenplatten sind ein Vierteljahr zu spät gekommen. Das ist lästig, aber nicht wirklich schlimm.“