Der chinesische Besitzer der Automarke Borgward ist auf der Suche nach neuen Investoren. Autoexperten wie Stefan Bratzel wundert das wenig. „Es gibt relativ viele Player, die sich im Bereich Automobile und vor allem in der Elektromobilitätssparte engagieren“, sagt der Direktor des Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach. Voraussetzung sei aber immer, „dass man einen langen Atem braucht“. Das werde häufig unterschätzt. „Gerade wenn es in der Automobilbranche um den Einstieg in den Massenmarkt geht, sprechen wir nicht von ein paar Millionen, sondern von mehreren Hundert Millionen Euro oder sogar Milliarden“, so der Institutsleiter weiter.
Einsicht, wie es um den Borgward-Investor Foton steht, habe er nicht. Wenn nun mit dem Unternehmen Baoneng ein möglicher neuer Geldgeber in den Startlöchern stehe, müsse aber auch dieser sich bewusst machen: „Das Portemonnaie sollte nachhaltig geöffnet sein.“ Hinter Baoneng steht der Multimilliardär Yao Zhenhua. Bratzel geht davon aus, dass es noch mindestens fünf Jahre dauern wird, bis Firmen, die in E-Mobilität investiert haben, Geld verdienen.
Möglicher Komplettverkauf der Marke
Wie nun bekannt wurde, ist Foton auf der Suche nach weiteren Investoren für Borgward. Die Zeitung „China Daily“ berichtete sogar über einen möglichen Komplettverkauf der Marke, weil Foton sich finanziell übernommen haben soll. Bei Borgward geht man derzeit dennoch davon aus, dass der Termin für den Bremer Produktionsstart Anfang 2019 eingehalten werden kann. Der Autobauer will auf einem Gelände im Güterverkehrszentrum (GVZ) Autoteile aus China zu fertigen Pkw zusammenschrauben. Der Kaufvertrag für das Areal ist allerdings noch nicht unterschrieben worden (wir berichteten).
Der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Jörg Kastendiek, findet die jüngste Entwicklung „bedauerlich“. „Eine imageträchtige Traditionsmarke wie Borgward würde Bremen guttun“, sagt er. „Es zeigt sich aber auch, dass der Senat, allen voran Bürgermeister Sieling, gut beraten wäre, die Sektkorken nicht immer zu früh knallen zu lassen.“ Er hoffe nun, dass es sich bei Borgward tatsächlich lediglich um eine Verzögerung handele.
Für Ralph Sandstedt, Geschäftsführer der GVZ-Entwicklungsgesellschaft, wäre es nur halb so schlimm, wenn Borgward nicht in das Gewerbegebiet ziehen würde. „Natürlich freuen wir uns über jede Neuansiedlung, aber die Nachfrage nach Flächen ist riesig und es würde sicherlich ein Unternehmen gefunden werden können, das mehr Jobs am Standort schafft als Borgward“. Eine Firma aus dem Bereich Spedition oder Containerpacking bringt laut Sandstedt mehr Arbeitsplätze als ein Autobauer, der zudem noch eine Teststrecke plane: „Die Fläche könnte sinnvoller genutzt werden.“
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