Bremens Hoffnung darauf, neben Airbus einen zweiten Flugzeugbauer in der Hansestadt anzusiedeln, haben sich offenbar zerschlagen. Der Grund: Dem Unternehmen, das sich dafür interessiert hatte, das Flugzeug Dornier 328 künftig im Norden zu produzieren, kann zeitnah kein passendes Grundstück angeboten werden. Das geht aus einer Vorlage an die Wirtschaftsdeputation hervor.
Anfang Juni hatte der WESER-KURIER bereits darüber berichtet, dass ein süddeutsches Unternehmen, das die Rechte an dem Flugzeug hält, einen Standort sucht, um dort eine Produktion mit mehr als 300 Mitarbeitern aufzubauen. Dafür, so hieß es damals, habe man mehrere Städte unter bestimmten Kriterien betrachtet, übrig blieben einzig Bremen und Leipzig.
„Die Würfel werden noch in diesem Jahr fallen“, hatte Nico Neumann angekündigt. Der Fertigungsleiter von 328 Support Services, dem Lizenzinhaber für die Dornier 328, hatte das Interesse am Standort Bremen bestätigt. Zur aktuellen Situation will sich das Unternehmen auf Nachfrage nun jedoch nicht äußern. „Wir sind weiter mit der Firma im Gespräch“, bestätigte Tim Cordßen, Sprecher von Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD). Zum aktuellen Verhandlungsstand wollte aber auch er nichts sagen.
Eines der wichtigsten Kriterien ist für die Firma die unmittelbare Nähe der Flächen zu einem Flughafen. Die Bremer Wirtschaftsbehörde hatte ihr ein solches Grundstück im Bereich der Hanna-Kunath-Straße angeboten. Die Straße ist bereits Teil des Gewerbegebiets Airport-Stadt. Laut damaliger Planung hätten dort drei Hangars entstehen können, der größte davon für die eigentliche Produktion auf etwa 15.000 Quadratmetern, zwei weitere Gebäude für die Endabnahme und die Lackierung des Fliegers.
Problematisch ist: Dieses Grundstück gibt es so noch nicht. „Aufgrund der nicht gegebenen zeitnahen Flächenverfügbarkeit konnte kein geeignetes Angebot abgegeben werden“, heißt es daher in der Vorlage an die Wirtschaftsdeputation von Mitte Juni. Zwar werden in diesem Dokument weder die Firma noch das Flugzeugmodell namentlich erwähnt, die Umschreibung lässt aber den Schluss zu, dass es sich um die Produktion der Dornier 328 handelt.
Die Rede ist von einem Investor, der in Deutschland nach einem Produktionsstandort für ein Verkehrsflugzeug mit 30 Sitzen sucht. Das nun angebotene Grundstück muss erst noch geschaffen werden. Es soll durch die Verlängerung der Hanna-Kunath-Straße entstehen. Bislang war das nicht möglich, da auf dem vorgesehenen Areal der Kleingartenverein Langeoog beheimatet ist. Dieser löst sich nun aber freiwillig auf und macht so Platz für zusätzliche 5,8 Hektar Gewerbefläche in der Airport-Stadt.
Eine große Erleichterung
Wenn das Gebiet entwickelt worden ist, grenzt es direkt an das Flughafengelände.
Bis es soweit ist, dauert es jedoch noch. „Für das Projekt ‚Verlängerung der Hanna-Kunath-Straße‘ schätzen wir aktuell, dass die Grundstücke in der zweiten Jahreshälfte 2020 für eine Vermarktung bereitstehen können“, sagt Juliane Scholz, Sprecherin der Wirtschaftsförderung Bremen. Für die Firma 328 Support Services dauert das offenbar zu lange.
Zumal Leipzig einen großen Vorteil im Vergleich zur Hansestadt hat. Dort gibt es bereits erschlossene Gewerbefläche mit Hallen, die aktuell brachliegen. Auf einen Neubau könnte das Unternehmen dann verzichten. Dennoch scheint die Entscheidung noch nicht zugunsten der sächsischen Metropole gefallen zu sein. So habe man am Flughafen Leipzig/Halle, auf dessen Gelände die Fertigung ziehen würde, bislang noch nichts von einer Entscheidung gehört, wie ein Sprecher des Airports mitteilt.
Selbst wenn das Grundstück an der Hanna-Kunath-Straße tatsächlich zu spät für den Flugzeugbauer kommen sollte, für die Bremer Wirtschaftsförderer wäre ein neues Areal dennoch eine große Erleichterung. Denn zurzeit gibt es in der Airport-Stadt keine freien Gewerbegrundstücke, die einen Zugang zum Flughafen haben. „Die Vermarktung der Airport-Stadt ist im Wesentlichen abgeschlossen“, sagt Juliane Scholz. „Frei sind zurzeit noch vier Gewerbegrundstücke mit einer Gesamtgröße von 1,2 Hektar.“ Und diese seien laut Bebauungsplan vor allem für Bürobebauungen vorgesehen.