Der Name für den deutsch-französischen Rover kommt nicht von ungefähr: Idefix heißt der 25 Kilogramm schwere und etwa wie eine Getränkekiste große Hightech-Apparat zur Erkundung des Marsmonds Phobos. Der Rover habe die Eigenschaften wie der Comic-Hund aus Asterix und Obelix, sagte Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), an diesem Dienstag bei der Abschiedsveranstaltung am DLR-Standort in Oberpfaffenhofen bei München. "Idefix ist klein, kompakt und schlau." Am Bremer DLR-Standort wurde unter anderem das Fahrgestell samt Räder und ausfahrbare Fahrwerk zusammengebaut.
Auf Weltraum-Reise geht Idefix aber zunächst nicht: Ende Januar wird der Rover erst einmal in Japan erwartet. Er ist Teil der japanischen Mars-Erkundungsmission „Martian Moons Exploration“ (MMX). Eigentlich war der Start bereits fürs vierte Quartal 2024 geplant, aber nun soll er erst 2026 stattfinden. Ein Grund für die Verschiebung wurde nicht genannt, aber vermutlich liegt es daran, dass die Japaner so wie in Europa beim Wechsel ihrer Trägerrakete auf eine neue Generation zeitlich in Verzug geraten sind: Im März musste die neu entwickelte Trägerrakete H3 der Raumfahrtagentur Jaxa kurz nach dem Start gesprengt werden. Schon der ursprünglich für den 17. Februar geplante Jungfernflug musste wegen eines Elektronikfehlers abgebrochen werden und lag zwei Jahre hinter dem Zeitplan zurück.
Was ist das Ziel der Mission?
Ziel der japanischen MMX-Erkundungsmission, an der das DLR und die französische Raumfahrtagentur CNES (Centre National des Etudes Spatiales) mit dem Landefahrzeug beteiligt sind, "ist ein stückweites Lösen von Rätseln", so Anke Kaysser-Pyzalla. "Wir erhoffen uns weitere Antworten darauf, wie unser Sonnensystem entstanden ist oder wie sich die beiden Mars-Monde entwickelt haben." Die ganze Mission sei eine große Herausforderung, aber zugleich eine Bestätigung der bisherigen Arbeiten von DLR und CNES. Es wäre das erste Mal, dass ein Rover auf einem Mars-Mond aufsetzt. "Wir sind stolz, dass wir das gesamte Fahrmodul samt Gestell entwickelt haben." Der Rover soll die Oberfläche von Phobos erkunden, die japanische Muttersonde soll Bodenproben zurück zur Erde bringen. Es gehe aber auch darum, technische Fragen etwa bei der Fortbewegung eines Rovers in diesen Sphären näher zu beleuchten, so DLR-Projektleiter Markus Grebenstein. Phobos könne durchaus mal eine Rolle spielen, wenn es um Reisen zum Mars mit Menschen gehe - als eine Art Zwischenstation.
Zwei Jahre dauert die Reise, bis Idefix Phobos erreicht. Und dann muss der Rover unter Beweis stellen, wie schlau und kompakt er ist: Denn Idefix wird im freien Fall aus 40 bis 50 Meter Höhe auf Phobos stürzen und "nach dem Aufprall erst einmal rumkullern, bevor er sich selbstständig aufrichtet und die Sonnenpanel für die Energieversorgung ausbreitet", so Grebenstein. Das Stürzen wird eher ein "langsamer" Abstieg sein: Denn Phobos verfüge nur über rund ein Tausendstel der Erdanziehungskraft. "Der freie Fall wird deshalb etwa 60 bis 80 Sekunden dauern." Wegen der geringen Anziehungskraft darf sich Idefix auch nur im "Weinbergschneckentempo fortbewegen, damit er nicht abhebt."
Insgesamt sei der Rover extremen Belastungen ausgesetzt, so Jan Thimo Grundmann vom Bremer DLR-Standort. "Entsprechend haben wir das fertige Fahrgestell zahlreichen Qualifikationstest wie Schüttel- sowie Thermal- und Vakuumtests unterzogen." Insgesamt waren acht DLR-Institute an fünf Standorten an der Entwicklung beteiligt. Die Carbonstruktur des Gestells stammt beispielsweise vom DLR-Standort Braunschweig. Die finale Integration hat bei der CNES in Toulouse stattgefunden. Die CNES hat auch wesentliche Beiträge für das Kamerasystem zur räumlichen Orientierung und Erkundung auf der Oberfläche sowie zur Untersuchung der mechanischen Bodeneigenschaften geliefert. Darüber hinaus hat die CNES das zentrale Service-Modul des Rovers inklusive des Onboard-Computers sowie des Energie- und Kommunikationssystems entwickelt.