Die Europäische Raumfahrtbehörde Esa hat einen vorläufigen Zeitplan für den Erstflug der Ariane 6 festgelegt. Demnach soll die Trägerrakete zwischen Mitte Juni und Ende Juli 2024 erstmals vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana abheben. Der erste kommerzielle Flug mit einer größeren Nutzlast ist für Ende 2024 vorgesehen.
Vorrausetzung sei, dass bei den noch ausstehenden Tests und den weiteren Vorbereitungen keine größeren Probleme auftreten, sagte Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Paris. "Wir sind auf einem guten Weg", versicherte er. Ursprünglich war der Erstflug der Ariane 6 für 2020 geplant. Technische Probleme hatten jedoch wiederholt zu einer Verschiebung des Starttermins geführt.
Aschbacher räumte ein, dass sich Europas Raumfahrt zuletzt in der Krise befunden habe. "Auch unsere Kommunikation hätte besser sein können", sagte der Österreicher. Seit dem Start der letzten Ariane 5 im Juli verfügt Europa über keine eigenen Trägerraketen mehr. Eine eigens eingesetzte Task Force (Arbeitsgruppe) habe jedoch für Fortschritte gesorgt und die Zeitpläne wieder "stabilisiert", so Aschbacher.
Erfolgreiche Testreihe
Mittlerweile haben beide Raketenstufen ihre Feuerprobe bestanden: Die in Bremen gebaute Oberstufe wurde Anfang September auf dem Teststand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) im württembergischen Lampoldshausen mehrfach gezündet. Vergangene Woche folgte ein Starttest mit Betankung der Rakete und Zündung der Hauptstufe in Kourou. Der Vulcain 2.1-Motor lief dabei mehr als sieben Minuten lang – das waren gut 40 Sekunden weniger als geplant. Die vorzeitige Abschaltung sei eine Vorsichtsmaßnahme gewesen und ändere nichts am Erfolg des Tests, versicherte Martin Sion, Chef der Ariane Group: "Alles hat perfekt funktioniert, die Ergebnisse sind gut."
Der weitere Zeitplan sieht nun zunächst bis Mitte Dezember zwei weitere Triebwerksversuche in Lampoldshausen und Kourou vor. Dabei sollen Probleme simuliert und die Fehlertoleranz der Systeme getestet werden. Ende Januar/Anfang Februar soll das Ariane-Transportschiff "Canopée" dann die Einzelteile der ersten Rakete – Flight Model 1 (FM 1) genannt – einsammeln und nach Kourou transportieren. Im Neustädter Hafen wird dabei die im Bremer Ariane-Werk gebaute Oberstufe verladen.
Ende April soll die erste Ariane 6 auf der Startrampe 4 des Raumfahrtzentrums in Kourou stehen. Bei ihrem Erstflug wird die Rakete nur ein paar Kleinstelliten an Bord haben. Den ersten Flug mit einem kommerziellen Satelliten als Nutzlast erwartet Stéphane Israel, Chef des Raketenvermarkters Arianespace, für Ende 2024. In Zukunft rechnet er mit neun bis zehn Ariane-Starts pro Jahr. 28 Flüge sind bereits gebucht, davon allein 18 für das Amazon-Satellitennetzwerk "Kuiper".