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Lohnkampf in Bremen und umzu Verdi ruft Beschäftigte im Handel am Mittwoch zum Warnstreik auf

Derzeit laufen die Tarifverhandlungen im Handel. Die erste Runde blieb ergebnislos. Nun ruft die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten in Bremen und Niedersachsen zum Streik auf: unmittelbar vor dem Feiertag.
17.05.2023, 06:00 Uhr
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Verdi ruft Beschäftigte im Handel am Mittwoch zum Warnstreik auf
Von Elias Fischer
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Die Gewerkschaft Verdi erhöht in den laufenden Tarifverhandlungen für Beschäftigte im Handelsgewerbe den Druck. Am Mittwoch (17. Mai) ruft die Bezirksvertretung Nordniedersachsen-Bremen in einigen Einzel-, Groß- und Außenhandelsunternehmen zum Warnstreik auf. „Wir müssen die Arbeitgebenden daran erinnern, wer die prallen Gewinne der Großkonzerne und Unternehmen erarbeitet", sagt Tobias Uelschen, Gewerkschaftssekretär Handel. Welche Folgen der Lohnkampf in Bremen und dem niedersächsischen Umland für Kundinnen und Kunden hat, ist vor Beginn offen.

Wie ist die Ausgangslage?

Seit dem 1. Mai befinden sich die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite im Handel bundesweit in einer Tarifauseinandersetzung. In Bremen und Niedersachsen verhandelten die Parteien für den Einzel- und Versandhandel am 3. Mai erstmals in dieser Runde, für den Groß- und Außenhandel am 8. Mai. Beide Tarifgespräche endeten ergebnislos.

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Die Angebote der Arbeitgeberseite seien unterirdisch, sagt Tobias Uelschen: "Die Beschäftigten im Handel wissen zum Teil nicht mehr, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen. Einige Beschäftigte können sich in ganz schlimmen Fällen den Weg zur Arbeit nicht mehr leisten." Betroffen seien laut Gewerkschaftssekretär oft alleinerziehende und befristet Beschäftigte. Die Arbeitgeberseite wies die Forderungen der Gewerkschaft dagegen als nicht erfüllbar zurück.

Welche Handelsgeschäfte und -märkte bestreiken die Beschäftigten?

In der Bremer Innenstadt sind Sportscheck, Saturn samt der zugehörigen Filiale in der Duckwitzstraße und H&M betroffen. Die drei weiteren Geschäfte des Bekleidungsunternehmens in Bremen sowie die meisten im Umland nehmen laut Verdi ebenfalls teil. Beschäftigte von Ikea in Bremen und Bremerhaven sind ebenso zum Streik aufgerufen wie Angestellte des Baumarktes Obi in Posthausen, des Esprit-Outlets in Stuhr, der Metro nahe dem Bremer Flughafen, der Edeka-Center in Lilienthal, Hastedt und im Weserpark sowie von Primark an der Waterfront und des Adler-Modemarktes im Weser-Park.

Angestellte des Edeka-Foodservices, des Pharmagroßhandels Bremen und von Marktkauf beteiligen sich laut Verdi-Gewerkschaftssekretär Uelschen ebenfalls am Warnstreik. Zur Auftaktkundgebung auf dem Bremer Marktplatz um 10 Uhr erwartet Verdi circa 300 Beschäftigte aus den bestreikten Unternehmen.

Welche Einschränkungen erwarten Kunden und Kundinnen?

Unklar ist derzeit, ob Märkte und Geschäfte am Streiktag schließen. Fest steht: Verdi will den Unternehmen wirtschaftlich schaden. Deshalb ist der Streik laut Uelschen nicht zufällig auf den Tag vor Christi Himmelfahrt datiert: "So ein Tag ist besonders für die Metro oder den Edeka-Foodservice hochsensibel, weil sie Ware für den Feiertag oder für das verlängerte Wochenende nicht ausliefern können", schildert er. Viele Kraftfahrer schlössen sich dem Lohnkampf an. Nicht auszuschließen sei, dass die Kunden den Streik in den Märkten spüren, weil dort die Regale nicht ausgefüllt werden könnten, sagt Uelschen.

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Was fordert Verdi?

Die Gewerkschaft verlangt für die 28.000 Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel in Bremen wie auch für die 330.000 in Niedersachsen 2,50 Euro Lohn pro Stunde mehr. Das Mindesteinkommen soll laut Verdi 13,50 Euro pro Stunde betragen. Zudem soll die Ausbildungsvergütung um 250 Euro monatlich angehoben werden. Die geforderte Laufzeit: zwölf Monate.

Die geforderte Lohnerhöhung um 2,50 Euro kommt bei einem durchschnittlichen Beschäftigten mit einem Einkommen von 2832 brutto einer Steigerung von 14 Prozent gleich. "Das Angebot der Arbeitgeber liegt neun Prozent unter der Forderung, wenn wir die einmalige Inflationsausgleichprämie von 1000 Euro ausklammern", sagt Uelschen. Zudem sei das Angebot der Arbeitgeber an eine Tariflaufzeit von zwei Jahren gekoppelt.

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Für die Beschäftigten im Groß- und Außenhandel positioniert sich Verdi leicht anders: 13 Prozent mehr Lohn für die 140.000 Beschäftigten, mindestens aber 400 Euro mehr bei einer Tariflaufzeit von zwölf Monaten. Zudem wird eine um 250 Euro angehobene Ausbildungsvergütung verlangt. Hier bot die Arbeitgeberseite ebenfalls eine Laufzeit von 24 Monate an. Im Dezember 2023 sollte demnach eine Lohnerhöhung um vier Prozent, im Dezember 2024 eine weitere um 2,1 Prozent erfolgen. Die Arbeitgeber offerierten zudem einen Inflationsausgleich in Höhe von 1400 Euro.

Für beide Sektoren will die Gewerkschaft durchsetzen, dass die Allgemeinverbindlichkeit des jeweiligen Tarifvertrages beantragt wird. Wird einem solchen stattgegeben, gelten Konditionen auch für Beschäftigte, die nicht tarifgebunden sind. Die zweite Verhandlungsrunde für die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel findet am 6. Juni statt. Für den Groß- und Außenhandel treffen sich die Tarifparteien am 7. Juni.

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