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Gastronomie Warum Bremer Restaurants vermehrt auf digitale Speisekarten setzen

Vornehmlich während der Corona-Pandemie wurde die digitale Speisekarte in Bremer Restaurants eingeführt. Doch wie hat sich die Technologie seitdem etabliert und welche Vor- und Nachteile bringt sie mit sich?
19.07.2025, 05:00 Uhr
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Warum Bremer Restaurants vermehrt auf digitale Speisekarten setzen
Von Lisa Duncan
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In Bars und Restaurants hat mit der Pandemie eine Veränderung Einzug gehalten: die digitale Speisekarte. Die Technologie findet in vielen Städten zunehmend Verbreitung. Für Deutschland hat eine Umfrage der Kassensystem- und Zahlungsplattform Lightspeed allerdings gezeigt, dass mehr als 85 Prozent der befragten Bürger weiterhin gedruckte Speisekarten bevorzugen.

Wie funktionieren digitale Speisekarten?

Auf den Tischen sind Aufsteller mit QR-Codes platziert. Wer sie über die Kamera seines Smartphones scannt, gelangt auf die digitale Menükarte des Restaurants und kann direkt bestellen. Wer will, kann mit einem Klick auch die Rechnung begleichen. So findet das erste Gespräch mit dem Kellner erst beim Servieren des Aperitifs statt, wo er früher schon zweimal am Tisch erschienen ist.

Welche Vorteile haben QR-Codes für die Gastronomie?

„Es geht schneller und man braucht weniger Personal“, sagt Thorsten Lieder, Geschäftsführer der Bremer Gastro-Gemeinschaft (BGG). „Ein digitales Angebot hilft dabei, schnell auf Änderungen reagieren zu können, wenn zum Beispiel ein Artikel ausverkauft ist oder saisonale Angebote vermarktet werden sollen“, sagt Nathalie Rübsteck, Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Bremen. Auch die leichte Übersetzungsmöglichkeit sei für Betriebe und Gäste ein Vorteil. „Wenn eine Servicekraft von Dingen wie Bestellaufnahme und Bezahlung entlastet ist, hat diese mehr Zeit, sich um die Gäste zu kümmern“, so Rübsteck. Durch die digitale Bezahlmöglichkeit plage sich niemand mehr mit Kleingeld oder komme in den Ruch der Steuerhinterziehung, stellt Lieder fest.

Aus wirtschaftlichen Gründen und aufgrund des Fachkräftemangels hat Tim Stern vom Vollservice auf eine digitale Speisekarte umgestellt, als er mit seinem Café Farsø vom Viertel in größere Räume in der Sögestraße umzog. „Wir versuchen, den Service zu vereinfachen, damit wir nicht an der Qualität sparen müssen“, sagt Stern.

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Wie weit sind QR-Codes in der Bremer Gastronomie verbreitet?

„Ich nehme wahr, dass immer mehr Betriebe das nutzen“, sagt Thorsten Lieder. Daneben sei oft noch eine physische Speisekarte vorhanden, deren Nutzung teilweise bevorzugt werde, so Nathalie Rübsteck. Ihr zufolge werden QR-Codes gerne in Außenbereichen genutzt. „Interessant ist das für Restaurants mit Mittagstisch oder Bars mit Happy Hour“, sagt Lieder. In der gehobenen oder der Erlebnisgastronomie seien digitale Speisekarten wenig verbreitet. „Man muss immer schauen: Ist es ein Stammlokal, in dem es familiär zugeht, legt man Wert auf den Plausch mit dem Barpersonal?“, so Lieder.

„Wir sind ein Full-Service-Restaurant und das wollen wir beibehalten“, sagt Siro Rizzo, Marketingchef von The Ash. Das Restaurant mit Standort im Weserpark empfehle den Gästen gern Wein zum Menü, das sei mit einer digitalen Speisekarte schwer möglich. The Ash nutze aber QR-Codes, um den Gästen Spezialgerichte per sogenannter Augmented Reality in 3D zu präsentieren. Bei Tim Stern habe die Umstellung anfangs zu einem Imageproblem geführt: „Das haben wir durch Google-Rezensionen hart zu spüren bekommen“, sagt er. Doch inzwischen liefen 90 Prozent der Bestellungen digital. „Wir haben so vielleicht Gäste verloren, aber auch neue dazugewonnen.“

Robert Mund arbeitet in der Kundenbetreuung bei Gastronovi, einer Bremer Software-Firma, die QR-Code-Speisekarten erstellt. „Im Vergleich zu anderen Städten könnte das noch ein wenig mehr sein“, sagt er. Die meisten Betriebe, die zu Corona-Zeiten digitaler geworden seien, seien dabeigeblieben, bei einigen habe sich die Skepsis durch die Testphase noch verhärtet.

Wo liegen die Gründe für die Skepsis bei Gastronomen und Gästen?

„Die Gäste kennen das hier nicht, in Berlin und Frankfurt läuft das schon seit Jahren“, weiß Tim Stern aus Gesprächen. Gäste hätten ein „subjektives Empfinden von guter Servicequalität“. Je nachdem, was ihnen jeweils wichtig sei, gebe es Beschwerden, „wenn sie lange auf den Kellner warten müssen, aber auch, wenn ein neues Bestellsystem eingeführt wird“. QR-Codes würden an touristisch stärker geprägten Standorten mehr eingesetzt, sagt Mund von Gastronovi: „Der Druck, elektronische Unterstützung zu suchen, ist an der Schlachte sicherlich höher als in Schwachhausen.“

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