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Made in Bremen Warum sich Delicatino auf Tee aus Südamerika spezialisiert hat

Mate-Tee ist in Argentinien und anderen südamerikanischen Ländern ein ständiger Begleiter der Menschen. Die Handelsfirma Delicatino arbeitet mit Erfolg daran, ihn auch in Bremen zu verbreiten.
07.09.2025, 07:57 Uhr
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Von York Schaefer

Ein Studium im Ausland absolvieren viele Menschen. Bei nur wenigen allerdings dürfte es für ihr späteres Leben so bedeutend gewesen sein wie für die Bremer Tobias Kling und Marc Oliver Schneider. 1999 gingen die beiden Hochschul-Studenten im Fach Management im Handel für ein Praktikum nach Córdoba in Argentinien. Dort lernten sie nicht nur ihre heutigen Frauen kennen und fanden ihr privates Glück, auch beruflich legten sie im achtgrößten Land der Welt damals die Grundlage für ihr heutiges Unternehmen.

„Dieser Aufenthalt hat unser komplettes Leben verändert“, erklärt Marc Oliver Schneider beim Gespräch in einem kleinen Besprechungszimmer ihrer Handelsfirma Delicatino, einem Direktimporteur südamerikanischer Spezialitäten. 80 Prozent des Handelsvolumens macht das Unternehmen mit Mate-Tee und entsprechendem Zubehör wie speziellen Bechern und Trinkhalmen. Mate-Tee ist das Nationalgetränk Argentiniens, das auch in Paraguay, Uruguay und Brasilien getrunken wird.

„Die Mate ist in diesen Ländern ein ständiger Begleiter und wird zu vielen Anlässen getrunken: bei der Arbeit, allein, mit Freunden oder nach dem Sport“, erklärt Folke Grützner, Prokurist bei Delicatino. Den Blättern wird eine energetische Wirkung nachgesagt, etliche wissenschaftliche Studien belegen zudem den Effekt gegen Entzündungen. Zu häufiger Konsum kann allerdings auch gesundheitsschädigend sein.

Selbstversuch im Büro bei Delicatino mit Original-Zubehör: Der Becher heißt Calebaza, ein ausgehöhlter Flaschenkürbis, der metallene Trinkhalm nennt sich Bombilla. Es blubbert beim Trinken – was aber dazugehört. „Nur nicht umrühren, dann verstopft der Trinkhalm“, mahnt Tobias Kling, der seinen persönlichen Mate-Konsum auf ein bis zwei Liter pro Tag schätzt. Der Geschmack ist leicht bitter, aber frisch und mit leichter Nuss-Note. „So wird der Mate in Brasilien getrunken“, erklärt Prokurist Grützner. Vergleichsweise mild. In den anderen drei Ländern Argentinien, Uruguay und Paraguay werden die Blätter ein bis zwei Jahre gelagert, in Paraguay sogar geräuchert. Dadurch wird der Tee kräftiger.

Leicht bitterer Geschmack

270 Millionen Kilogramm Mate-Tee werden jährlich allein in Argentinien hergestellt, 170.000 Hektar Fläche sind dort mit den Yerba-Mate-Sträuchern bepflanzt. Die von den Ureinwohnern vor Jahrhunderten entdeckte Pflanze wuchs ursprünglich nur im Dschungel und wurde das „grüne Gold der Indios“ genannt. Seit Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts wird die Yerba Mate in großen Kulturen angebaut und ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region. Der Umsatz in Argentinien lag 2024 zwischen 600 und 800 Millionen Dollar, der Exportwert bei fast 84 Millionen.

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Für Tobias Kling und Marc Oliver Schneider begann ihr Geschäft mit der Yerba Mate in eher bescheidenem Umfang und aus nostalgischen Gründen. Da sie auf ihren Mate-Tee nicht verzichten wollten, ließen sie sich nach ihrer Rückkehr nach Deutschland erst einzelne Pakete, dann einen Karton und schließlich die erste Palette mit dem Tee schicken. Längst bestand der Kundenstamm der beiden Bremer da nicht mehr nur aus Freunden und Bekannten, sondern auch aus Südamerikanern, für die der Mate-Tee ein Stück Heimat in Europa bedeutete. So beschlossen Schneider und Kling, den Schritt in die Selbstständigkeit. 2002 – mit Launch eines Webshops – war die Delicatino GmbH geboren.

Heute hat das Unternehmen 15 Mitarbeiter am Bremer Hauptsitz, fünf weitere in einer Niederlassung in Spanien, da dort die meisten Menschen mit südamerikanischen Wurzeln in Europa leben. Delicatino importiert jährlich 35 bis 40 Container mit Mate-Tee, das entspricht etwa 350 bis 400 Tonnen. „Unsere Kunden sind viele Südamerikaner, die in Europa leben und etwa 50 Prozent Geschäftskunden“, erklärt Tobias Kling. Der Jahresumsatz der Importfirma liegt bei circa 2,5 Millionen Euro.

Fußballer als Kunden

Gang durch das Warenlager im Bremer Stadtteil Hastedt: Auf 500 Quadratmetern Fläche stapelt sich in den Hochregalen ein Sortiment mit gut 500 Artikeln. Dazu gehören Spezialitäten wie Soßen, gefüllte Teigtaschen oder eine beliebte Karamellcreme, die von Bäckereien und Eisdielen gekauft wird.

Neben den verschiedenen Mate-Marken aus den Herkunftsländern hat Delicatino inzwischen auch eine Eigenmarke entwickelt. Viele Menschen aus den vier Ländern hätten ihre eigene Mate-Tee-Marke, die sie oft schon seit ihrer Kindheit kennen und viele nostalgische Erinnerungen damit verbinden. „Wenn die Kunden dann genau diese Produkte bei uns finden, macht sie das oft sehr glücklich“, weiß Tobias Kling.

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Auch Fußballprofis aus Südamerika gehören dazu. Werders Ex-Profi Santiago Garcia war Kunde in Hastedt, im Bürotrakt hängen Trikots von Rodolfo Cardoso und dem Leverkusener Exequiel Palacios. „Das sind natürlich gute Markenbotschafter für uns“, sagt Prokurist Folke Grützner und zieht den Vergleich Lionel Messi und Oliver Kahn. Während Letzterer immer mit dem Kulturbeutel aus dem Bus stieg, war es bei dem Argentinier der Mate-Becher. Die Frage, was mehr Stil hat, mag jeder für sich selbst beantworten.

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