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Report vorgestellt Fast jeder dritte Bremer Auszubildende macht regelmäßig Überstunden

In Bremen sind viele Ausbildungsplätze unbesetzt, gleichzeitig haben noch mehr Jugendliche keinen Ausbildungsplatz. Der Deutsche Gewerkschaftsbund mahnt viele Aspekte der Ausbildungsbedingungen an.
23.11.2023, 17:21 Uhr
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Fast jeder dritte Bremer Auszubildende macht regelmäßig Überstunden
Von Moritz Kalvelage

807 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz auf der einen Seite, auf der anderen Seite 570 nicht besetzte Ausbildungsstellen. Hinzu kommen fast 3000 Jugendliche, die sich in Übergangsmaßnahmen befinden, wie dem Nachholen des Schulabschlusses. Diese Zahlen gehen aus dem Ausbildungsreport 2023 für Bremen und Niedersachsen hervor, den der Deutsche Gewerkschaftsbund Bremen-Elbe-Weser (DGB) vorgestellt hat. Hierfür wurden knapp 1400 Auszubildende in den beiden Bundesländern befragt.

"Wer heute gute Leute für seinen Betrieb finden will, braucht gute und faire Bedingungen", sagt Antalia Lindenberg, Jugendbildungsreferentin der DGB-Jugend in Bremen. Diese seien nicht immer gegeben: So gaben 29 Prozent der Auszubildenden an, regelmäßig Überstunden zu machen. Bei den unter 18-Jährigen waren es sieben Prozent – "das ist illegal", sagt Lindenberg. Im Schnitt arbeiteten die, die Überstunden leisten, etwa drei Stunden wöchentlich mehr als vertraglich vereinbart. Ungefähr jeder Zehnte arbeite mehr als fünf Überstunden die Woche. Darüber hinaus nehme die Zeit zu, in der Azubis ausbildungsfremde Tätigkeiten erfüllen, dem Bericht zufolge 14 Prozent. Aus diesem geht auch hervor, dass etwa einer von fünf Betrieben (22 Prozent) im Land Bremen ausbildet.

Die für den Report befragten Auszubildenden haben die verschiedenen Berufe bewertet. Dabei ging es um die fachliche Qualität im Ausbildungsbetrieb, Vergütung oder Arbeitszeiten und Überstunden. "Auffällig ist, dass unter den am besten bewerteten Berufen viele mit Tarifbindung sind", sagt Ernesto Hader, Chef des Bremer DGB. Zu den Berufen mit den besten Bewertungen zählen Elektroniker, Industriemechaniker, Maurer oder Industriekaufleute. Am schlechtesten wurden die Ausbildungen zum Gärtner, Koch oder zahnmedizinischen Fachangestellten bewertet.

Der Ausbildungsreport hat sich in diesem Jahr auf das Thema "Moderne Ausbildung" fokussiert. Die Auszubildenden wurden befragt, wie sie von ihrem Betrieb technisch ausgestattet werden. Wird ein technisches Gerät im Rahmen der Ausbildung benötigt, so erhält etwa ein Drittel "immer" oder "häufig" eines. Jeder Zweite hingegen gab an, "manchmal", "selten" oder "nie" eines zu erhalten. Im schulischen Teil der Ausbildung, also in der Berufsschule, sehen die Jugendlichen die Lehrkräfte nicht firm im Umgang mit digitalen Medien: Sechs von zehn Azubis bewerten diesen mit "befriedigend", "ausreichend" und "mangelhaft".

Im Bericht wird die Bedeutung der Mindestausbildungsvergütung hervorgehoben, diese sei aber in der Höhe nicht mehr angemessen: "Wer 2023 eine Ausbildung beginnt, erhält im ersten Lehrjahr mindestens 620 Euro. In manchen Städten reicht das nicht einmal mehr für die Miete", heißt es dort. Der DGB fordert zudem, dass die Ausbilder besser geschult werden, um adäquat auf die Arbeit in der digitalen Arbeitswelt vorzubereiten. Darüber hinaus müssten Betriebe für die technische Ausstattung der Azubis sorgen. DGB-Bremen-Vorsitzender Hader betonte dabei die Bedeutung des Ausbildungsfonds. Dieser würde die Qualität verbessern und sei ein Mittel, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

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