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ISS-Nachfolger Was Bremen zum neuen "Sternenlabor" beiträgt

Der Bremer Airbus-Standort will beim Bau eines Nachfolgers für die Internationale Weltraumstation ISS dabei sein. Doch noch ist unklar, welches Modell den Zuschlag erhält.
16.08.2023, 05:00 Uhr
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Was Bremen zum neuen
Von Christoph Barth

Seit einem Vierteljahrhundert zieht die Internationale Raumstation ISS im Weltall ihre Kreise. Doch die fliegende Dauerbaustelle ist in die Jahre gekommen. Und als Vorzeigemodell der internationalen Zusammenarbeit hat das Gemeinschaftslabor so gut wie ausgedient – die irdischen Kriege und Konflikte beendeten die Kooperation im Universum. Noch ist unklar, was die ISS einmal ersetzen soll. Der Airbus-Standort Bremen jedenfalls will dabei sein, wenn in ein paar Jahren ein Nachfolgemodell ins All geschossen wird.

Einen Namen gibt es schon: "Starlab" – Sternenlabor – soll die himmlische Forschungsstation heißen. Nur halb so groß wie die ISS, lässt sie sich mit einem einzigen "Schuss" ins All befördern, statt über viele Jahre Stück für Stück montiert zu werden. Trotzdem soll das "Starlab" nahezu die gleichen Möglichkeiten bieten wie die ISS, verspricht der Hersteller.

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Entwickelt wird der potenzielle ISS-Nachfolger von Voyager Space. Das Raumfahrtunternehmen mit Sitz in Denver im US-Bundesstaat Colorado gehört zur lebhaften Gründerszene des "New Space", die aus dem Weltall ein erfolgreiches Geschäftsmodell machen will. Ins Leben gerufen wurde es vor gerade einmal vier Jahren von dem Geschäftsmann Dylan Taylor und dem Investmentexperten Matthew Kuta. Trotzdem traut man sich bereits zu, Amerikas nächste Raumstation zu bauen, zu betreiben und damit auch noch Geld zu verdienen.

Allerdings steht Voyager Space auf der Startrampe nicht alleine da: Gleich drei Unternehmen haben von der US-Weltraumbehörde Nasa den Auftrag bekommen, eine Raumstation zu entwickeln – neben Voyager Space sind das der Luft- und Raumfahrtkonzern Northrop Grumman und Amazon-Gründer Jeff Bezos mit seiner Raumfahrtfirma Blue Origin. Wer am Ende den Zuschlag erhält, bleibt vorerst offen.

Voyager Space setzt in dem Wettrennen auf die Zusammenarbeit mit den Europäern. Denn auch die stehen nach dem Aus für die ISS ohne eigenen Weltraumstützpunkt da. Die gemeinsame Entwicklung des "Starlab" könnte also eine amerikanisch-europäische Weltraumallianz schmieden. "Die Internationale Raumstation gilt in der Geschichte weithin als die erfolgreichste Plattform für globale Zusammenarbeit, und wir wollen mit Starlab auf diesem Erbe aufbauen", erklärt Voyager-Space-Gründer Kuta.

Zudem bringen die Europäer einiges an Know-how mit. Vor allem am Airbus-Standort Bremen kennt man sich aus mit Weltraumlaboren und ihrem Zubehör: Hier entstanden bereits das "Spacelab", das in den 1980er und 90er Jahren mehrfach an Bord der "Space Shuttle"-Raumfähren im Einsatz war, sowie das "Columbus"-Labor, das bis heute Teil der ISS ist. An diese Erfahrungen könnte man anknüpfen. Im Januar bereits hatte Voyager Space seinen europäischen Partner Ariane mit Unterstützungsarbeiten beim technischen Design des "Starlab" beauftragt. Seitdem sitzen in Bremen die ersten Ingenieure an Konstruktionsplänen für das neue Raumlabor.

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Jetzt gehen die Partner noch einen Schritt weiter: Anfang des Monats kündigten Voyager Space und Airbus die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens für die Entwicklung und den Bau des Sternenlabors an. Es soll seinen Sitz in den USA haben, aber auch über ein Standbein in Europa verfügen. Die Standorte stehen noch nicht fest, aber Michael Schöllhorn, Chef der Militär- und Weltraumtochter Airbus Defence and Space, machte bei der Vorstellung des Projekts kein großes Geheimnis aus seinen Präferenzen: "Der Schwerpunkt liegt in Bremen."

Was genau der Airbus-Standort am Neuenlander Feld zum Gemeinschaftsprojekt "Starlab" beitragen wird, müssen die Partner noch aushandeln. Einen Teil der Montagearbeiten und Zulieferungen wollen die Amerikaner im eigenen Land behalten, "aber es wird Beiträge aus Europa geben", versicherte Voyager-Space-Chef Dylan Taylor. "Und Airbus ist unser wichtigster industrieller Partner."

Der Unternehmensgründer ist davon überzeugt, dass sich sein "Starlab" auch ohne Nasa-Auftrag rentieren würde – als rein kommerzielle Forschungs- und Produktionsplattform, von der ohne Weiteres mehrere Exemplare gebaut werden könnten. 2028 soll das Sternenlabor startklar sein, rechtzeitig zur Außerdienststellung der ISS. 

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