Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wirken sich nach wie vor massiv auf den Bremer Airport aus - das wird deutlich an den Passagierzahlen: Im vergangenen Jahr nutzten etwa 630.000 Passagiere den Flughafen - das sind zwar 5,9 Prozent mehr als 2020, aber im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 bedeutet das immer noch ein Rückgang von 72,7 Prozent (2,3 Millionen Passagiere). „Die weltweite Corona-Pandemie bremst den Luftverkehr weiterhin sehr und vor allem bei den kleineren Flughäfen, wie dem Bremen Airport, scheint die Erholung derzeit länger zu dauern als bei großen Drehkreuzen“, sagt Flughafen-Chef Elmar Kleinert zu der Entwicklung im vergangenen Jahr.
Wie sich diese Entwicklung auf die Bilanzzahlen auswirken, das wird die Flughafen GmbH erst kommunizieren, wenn dieses Zahlenwerk in ein paar Wochen von den Wirtschaftsprüfern testiert und dem Aufsichtsrat vorgelegt wurde. Dass der Flughafen erneut ein dickes Minus machen wird, davon ist aber jetzt schon auszugehen. 2020 lag der Verlust bei über 20 Millionen Euro. Und Flughafenchef Kleinert hatte vor Monaten geäußert, dass das Unternehmen erneut mit einem Defizit im zweistelligen Millionenbereich rechnet.
Unabhängig vom Ausgang der Bilanz belastet den Flughafen seit ein paar Jahren ein Sanierungsstau von über 70 Millionen Euro. Um den ging es an diesem Dienstag auch in der Bremischen Bürgerschaft: Die FDP-Fraktion fragte in der Aktuellen Stunde nach, ob es einen konkreten Sanierungsfahrplan für den Bremer Flughafen gibt und wie viel Geld für die Sanierung zur Verfügung steht.
Der Fahrplan sei bereits im Herbst 2019 als Reaktion auf die schon damals bestehende Liquiditätskrise der Flughafen Bremen GmbH auf den Weg gebracht worden, so Tim Cordßen-Ryglewski (SPD), Staatsrat bei der Häfensenatorin. Allerdings sei der Plan aufgrund der dann folgenden Corona-Krise und dem damit verbundenen Einnahmeeinbruch im Sommer 2020 überarbeitet worden.
Das angepasste Sanierungsleitbild sieht unter anderem eine Steigerung der Umsatzerlöse durch höhere Passagierzahlen von zwei Millionen bis 2025 vor, die Erzielung eines nachhaltig ausgeglichenen Jahresergebnisses bis 2025 und eine nachhaltige Senkung der Kosten um 12,5 Millionen Euro pro Jahr. Das ursprüngliche Sanierungskonzept beinhaltete beispielsweise noch eine Steigerung der Passagierzahlen bis 2025 auf 2,7 Millionen pro Jahr, und die Erzielung eines Jahresüberschusses von mindestens zwei Millionen Euro jährlich. Gleichzeitig war ein Abbau der Verlustvorträge von 30 Millionen Euro zur Stärkung des Eigenkapitals eingeplant.
Neben der Umsetzung des Sanierungskonzeptes habe die Freie Hansestadt Bremen als alleiniger Gesellschafter in einem erheblichen Umfang Verantwortung für die finanzielle Stabilisierung der Gesellschaft übernommen, so Cordßen-Ryglewski. "Auf Basis der Bundesregelung für Rekapitalisierungsmaßnahmen und nachrangiges Fremdkapital 2020 können und werden die Jahresfehlbeträge der massiv durch die Pandemie geprägten Jahre 2020 und 2021 kompensiert." Der Ausgleich der Corona-bedingten Schäden für das Jahr 2020 in Höhe von 27 Millionen Euro sei erfolgt, für das Jahr 2021 werden die Corona-bedingten Schäden auf Basis des festgestellten Jahresabschlusses ermittelt und die zuständigen parlamentarischen Gremien im zweiten Quartal dieses Jahres hiermit befasst.
Außerdem könnten Investitionen auf Grundlage einer entsprechenden Förderrichtlinie in die Flughafeninfrastruktur seit 1. Juli 2020 mit einem Zuschuss in Höhe von bis zu 50 Prozent der Investitionssumme gefördert werden, so der Staatsrat. Bislang seien darüber 3,7 Millionen Euro Investitionszuschüsse bewilligt worden. Für 2022 und 2023 stünden bis zu zehn Millionen Euro für weitere Investitionszuschüsse zur Verfügung.
Was die Passagierentwicklung des Flughafens in diesem Jahr angeht, wagt Kleinert keine Prognose: „Wir gehen davon aus, dass auch in diesem Jahr Corona die Entwicklung im Luftverkehr dominieren wird und dass die Lage weiterhin sehr dynamisch und nicht einschätzbar bleibt.“ Wie schon in den vergangenen eineinhalb Jahren sei es derzeit unmöglich vorherzusagen, wie sich die Pandemie weiterentwickelt. Jede neue Virusvariante mit den einhergehenden und meist uneinheitlichen Reiserestriktionen werde die Erholung des Luftverkehrs sicherlich weiter bremsen. "Dennoch sind wir verhalten optimistisch, dass sich bei den Fortschritten bei der dritten Impfung die Verkehrszahlen ab dem Frühjahr leicht erholen.“
Beim Cargo-Aufkommen lag das Minus im Vergleich zu 2019 mit 12.764 Tonnen Fracht bei 11,1 Prozent (14.360 Tonnen). Im Vergleich zu 2020 verzeichnet der Bremen Airport in diesem Geschäftsbereich ein Plus von 10,2 Prozent.