Wie kann die finanziell angeschlagene Flughafen GmbH auf ein solideres Fundament gestellt werden? Im Senat gibt es dazu neue Vorstellungen. Nach dem Vorbild der Seehäfen könnten Betrieb und Infrastruktur des Airports künftig voneinander getrennt werden. Zu dem Thema soll nun eine Expertise eingeholt werden. 50.000 Euro hat die Landesregierung hierzu nun bewilligt.
Dem Bremer Flughafen ging es schon vor der Corona-Pandemie wirtschaftlich schlecht. Seit Jahren wird dort nicht mehr genug verdient, um notwendige Modernisierungsinvestitionen vornehmen zu können. Um den Airport finanziell zu entlasten, hatte der Senat 2019 die Flughafenfeuerwehr in kommunaler Regie übernommen, doch das war letztlich ein Tropfen auf den heißen Stein. Dann kam Corona, und die Passagierzahlen stürzten ins Bodenlose – damit auch die Umsätze des zu 100 Prozent in bremischem Eigentum befindlichen Unternehmens. Aktuell sind die Fluggastzahlen noch weit vom Vorkrisenniveau entfernt, und manche Fachleute glauben, dass sie sich nie wieder dort einpendeln werden.
Die Geschäftsleitung bemühte die Instrumente, die in solchen Krisenzeiten üblich sind. Mit der Gewerkschaft wurde ein Notlagentarifvertrag abgeschlossen, außerdem forciert die Flughafen GmbH den Personalabbau. Von vormals 440 Vollzeitstellen sollen nur etwa 330 bleiben. Über Modelle wie Altersteilzeit, Vorruhestand und Abfindungen konnten bereits gut 80 Arbeitsplätze eingespart werden. Doch diese Bemühungen stoßen an ihre Grenzen. Die jährlich notwendigen Einsparungen von rund 12,5 Millionen Euro sind bis jetzt nur zu etwa 70 Prozent erreicht.
Für eine weitere, spürbare Entlastung des Flughafens liegt nun ein Vorschlag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Fides auf dem Tisch. Sie regt an, die Flughafen GmbH im zwei Teile aufzuspalten: eine Betriebsgesellschaft, die für das operative Geschäft zuständig ist, und ein sogenanntes Sondervermögen Flughafen, das die Infrastruktur des Airports verwaltet. Abschreibungen auf die teils veralteten Sachwerte der bisherigen Flughafen GmbH würden zulasten dieses Sondervermögens gehen. Die Betriebsgesellschaft zahlt in dem Fides-Modell eine Pacht für die Nutzung der Flughafen-Anlagen an das Sondervermögen. Bei Besserung der wirtschaftlichen Lage möglicherweise auch eine Gewinnabführung. In jedem Fall wäre die neue Betriebsgesellschaft von Altlasten befreit und wieder kapitalmarktfähig.
Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD) bestätigte dem WESER-KURIER entsprechende Überlegungen. Man prüfe "die Trennung von Besitz und Betrieb, um die Rahmenbedingungen so gestalten zu können, dass der Flughafen als zentraler Standortfaktor langfristig auf einer gesicherten wirtschaftlichen Basis arbeiten kann", sagte Schilling.
Dass Bremen weiter über einen internationalen Airport verfügen soll, wird in der bremischen Politik bisher nicht grundsätzlich infrage gestellt. Nach offizieller Darstellung sichert der Flugbetrieb am Neuenlander Feld direkt und indirekt rund 30.000 Arbeitsplätze. Im Vor-Corona-Jahr 2019 erzeugte die Wertschöpfung am Airport ein Steueraufkommen von fast 600 Millionen Euro. Aktuell kostet der Flughafen das Land Bremen allerdings bares Geld. Im Krisenjahr 2020, in dem der Betrieb über Monate eingestellt war, liefen Verluste in Höhe von fast 27 Millionen Euro auf, die von Bremen aufgefangen werden müssen. Das Geschäftsjahr 2021 wird der Airport wohl mit einem Minus von gut 20 Millionen Euro abschließen.