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Anbieter Tier will wachsen Mehr E-Roller für die Stadt und die Region

Der E-Roller-Anbieter Tier ist beliebt in Bremen-Nord. Seit dem Start im März verzeichnete das Unternehmen dort mehr Fahrten als im Bremer Stadtgebiet. Wo Tier in der Region als nächstes hinmöchte.
08.09.2022, 05:00 Uhr
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Mehr E-Roller für die Stadt und die Region
Von Florian Schwiegershausen

Der E-Roller-Anbieter Tier möchte sein Geschäftsgebiet auf weitere Stadtteile Bremens und das Umland ausweiten. Das hat das Unternehmen am Mittwoch angekündigt. Aktuell steht für das Unternehmen der Stadtteil Blumenthal auf dem Plan, dort soll es bald die elektrischen Roller zur Miete geben. Außerdem ist Tier in Gesprächen mit den Städten Delmenhorst und Bremerhaven.

Der Blick nach Blumenthal kommt nicht von ungefähr. Denn vor allem in Bremen-Nord ist Tier mit der Entwicklung zufrieden. Seit dem Start in Vegesack und Burglesum im März verzeichnete das Unternehmen dort mit knapp 76.000 E-Scooter-Ausleihen mehr Fahrten als im Bremer Stadtgebiet. Dort waren es seit März knapp 60.000 Fahrten. Markus Ries, Regional Manager Norddeutschland bei Tier, sagte: „Wir sind mit der Nutzung unserer E-Scooter in Bremen äußerst zufrieden. Die Zahlen zeigen deutlich, dass unsere E-Scooter längst Teil des Bremer Mobilitätsmixes geworden sind. Wir würden uns daher sehr freuen, wenn wir zukünftig noch mehr Bezirke oder das Umland an das Bremer Mikromobilitätsnetz anschließen könnten, um mehr Menschen eine Alternative zum privaten Auto zu bieten.“

Es soll nach Angaben von Tier durchaus Nutzer geben, die mit dem E-Roller die Fahrt von Vegesack bis in die Bremer Innenstadt zurücklegen. In der Hansestadt hat Tier seit dem Start vor drei Jahren vor Kurzem die millionste Fahrt verzeichnet. Derzeit zählt das Unternehmen in der Kundschaft allein für Bremen 115.000 registrierte Personen. Momentan stehen 1000 Roller auf Bremens Straßen. Von Konkurrent Voi rollen mehr als 750 Gefährte durch das Bremer Geschäftsgebiet.

Bremen reguliert Zahl der E-Roller

Die E-Roller-Betreiber können in Bremen aber nicht selbst entscheiden, auf welche Stadtteile sie ihr Verbreitungsgebiet ausweiten wollen. Aufgrund des bestehenden Sondernutzungsrechts müssen die Behörden in der Hansestadt dazu eine entsprechende Erlaubnis erteilen. Genauso regeln die Ressorts, in welchen Ecken für die E-Roller Parkverbote bestehen – das ist zum Beispiel in der Bremer Innenstadt rund um die Wallanlagen der Fall.

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Die Nachricht, dass Tier bei der Expansion auch immer mehr das Umland von Bremen in den Blick nimmt, weckt dort durchaus Interesse. So sagt Osterholz-Scharmbecks Bürgermeister Torsten Rohde (parteilos) dem WESER-KURIER: "E-Roller eignen sich gut, um Kurzstrecken in Ergänzung zu bestehenden ÖPNV-Strecken zu überbrücken: zum Beispiel den Weg vom Bahnhof bis nach Hause. Vielleicht vergrößert sich damit auch die Mobilität von Personen, die eben jene Kurzstrecken zu Fuß nicht oder nicht mehr erreichen können." Anfragen von E-Roller-Anbietern habe es bei der Kreisstadt bisher nicht gegeben. Sollte es entsprechende Anfragen geben, müsste das laut Rohde zu gegebener Zeit bewertet werden: "Dies ist abhängig von den Rahmenbedingungen, Konditionen und weiteren Faktoren."

"Wir können recht schnell an den Start gehen"

Die Stadt Delmenhorst ließ eine Anfrage des WESER-KURIER zu Gesprächen mit dem E-Roller-Betreiber unbeantwortet. Seitens Tier könne es fix gehen. "Generell liegt die Geschwindigkeit der Umsetzung in den Händen der jeweiligen Stadtverwaltung. Wir wären fast immer in der Lage, nach einer ersten Prüfung recht schnell an den Start zu gehen", erläutert Tier-Sprecher Patrick Grundmann.

Der Bürgermeister der Gemeinde Stuhr, Stephan Korte (SPD), sieht Potenzial für die Bereiche Moordeich, Stuhr und Brinkum. Außerdem könnten die E-Scooter auch beim Ausbau der Linie 8 ein Thema sein. "Da spielen natürlich die Anschlussverbindungen und die Mobilität eine Rolle", stellt Korte fest. Neben den E-Rollern kämen ihm zufolge dafür auch E-Autos von Carsharing-Anbietern in Frage. Anfragen von Tier, Voi oder anderen Mitbewerbern gab es in Stuhr bisher nicht.

Zusammenarbeit mit Bus und Bahn

Eine Ergänzung zu Bus und Straßenbahnen hat auch Tier längst im Auge. Sprecher Patrick Grundmann erläutert die Strategie des Unternehmens: "Wir arbeiten nicht nur eng mit Städten und Gemeinden zusammen, sondern kooperieren auch sehr gern mit den jeweiligen lokalen ÖPNV-Anbietern." In den letzten Monaten hat Tier in zwei Hamburger Außenbezirken mit der dortigen Hochbahn einen Pilotbetrieb auf die Straße gebracht. "Generell streben wir in allen Städten, in denen wir aktiv sind, eine Zusammenarbeit mit dem lokalen ÖPNV-Anbieter an. Für uns ist vieles möglich, ob in Form eines gemeinsamen Pilotbetriebs oder als Integration in die städtische Mobilitäts-App." Gleichzeitig erlebt es Grundmann aber, dass die Bemühungen manchmal vom ÖPNV-Anbieter oder der Stadt ausgebremst würden: "Die Mühlen mahlen oft langsam in Deutschland, leider auch, was die Mobilitätswende angeht."

Angaben zu weiteren Wunschstadtteilen machten Tier und Voi nicht. Stadtteile wie Huchting, Horn-Lehe oder Sebaldsbrück sind bisher noch nicht ans Netz der beiden Anbieter angeschlossen.

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Regeln gegen den Anbieter-Wildwuchs

Seit etwas mehr als drei Jahren sind Elektroroller auf Deutschlands Straßen unterwegs. Während Städte wie Bremen von Anfang an mithilfe eines sogenannten Sondernutzungsrechts den Wildwuchs der Anbieter vermieden haben, nahm dieser in anderen Städten immer größere Formen an. So gibt es in Köln inzwischen sieben Anbieter von E-Rollern. Dazu kommen noch Verleiher von Mietfahrrädern. In der Domstadt war zeitweise ein Nachtfahrverbot in bestimmten Gebieten im Gespräch, geschaffen wurden an neuralgischen Punkten spezielle Parkzonen.

Die E-Roller-Anbieter haben Interesse an einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung. Die Kundschaft von Tier und Voi muss am Ende der Miete ein Foto vom Abstellort des Rollers machen. Mithilfe von künstlicher Intelligenz wird abgeglichen, ob der Parkplatz in Ordnung ist. Einige Firmen belegen die Kundschaft bei schweren Vergehen inzwischen mit einer Strafe oder einem Verbot. Die Apps auf dem Smartphone machen wiederum das Abstellen in Parkverbotszonen unmöglich. Die Vermieter suchen zunehmend kleinere Städte als Standorte - verglichen mit den Großstädten ist dort weniger Konkurrenz, was höhere Umsätze bedeuten kann.

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