Dass Autos mit Batterieantrieb abgasfrei durch die Gegend fahren, ist keine Utopie mehr. Bis jedoch ein 80 Tonnen schwerer Airbus abhebt, ohne dabei große Mengen Kerosin zu verbrennen, ist noch viel Forschungsarbeit nötig. In Bremen arbeitet man daran mit Hochdruck: Im Virtual Product House (VPH) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) entstehen die Flugzeuge der Zukunft am Computer. Die 2019 eingerichtete Forschungsstelle wird jetzt speziell für die klimafreundliche Luftfahrt der Zukunft um das Projekt VPH 2.0 erweitert.
Die Konstruktion neuer Flugzeuge und ihrer einzelnen Komponenten ist enorm zeitaufwendig. Wenn dann noch die alten Pfade verlassen und ganz neue Antriebstechniken entwickelt werden sollen, erhöht sich der Aufwand um ein Vielfaches. Das abgasfreie "Zero Emission"-Flugzeug der Zukunft ist für die Ingenieure technisches Neuland. Deshalb versucht man am VPH, den kompletten Vorgang zu digitalisieren: Entwurf, Fertigung, Tests, Zulassung – alles soll miteinander verknüpft und am Computer simuliert werden. Das Ziel: einen "virtuellen Zwilling“ zu erstellen, also ein voll funktionsfähiges, digitales Abbild realer Flugzeugkomponenten.
Das Ziel: ein "virtueller Zwilling"
Die Zeit drängt. „Insbesondere die ambitionierten Klimaziele und die einhergehende Entwicklung von ,Zero-Emission'-Flugzeugen in möglichst kurzer Zeit erfordern jetzt ein hohes Tempo in der Entwicklung", erklärt Kristof Risse, Leiter des Virtual Product House im DLR. Dazu leiste das VPH einen wichtigen Beitrag. Mithilfe eines "virtuellen Zwillings" könnten neue Flugzeugteile schneller konstruiert und ihr Verhalten simuliert werden. Das VPH treibe damit die Digitalisierung in der Luftfahrt voran und ermögliche so mehr Effizienz und kürzere Entwicklungszeiten.
Das DLR, ein bundeseigenes Forschungszentrum, arbeitet dabei mit Industrieunternehmen zusammen. Am Projekt VPH 2.0 sind der Flugzeugbauer Airbus, der Materialprüfer Testia, eine Tochter von Airbus, der Fertigungstechniker FFT, der Datenverarbeiter Exxpert Systems und der Ingenieurberater Akka beteiligt. Mit dem Projekt sollen bis zu 25 Ingenieure und Ingenieurinnen beschäftigt werden. Angesiedelt ist das Virtual Product House am Forschungszentrum Ecomat in der Nähe des Flughafens.
Das Land Bremen unterstützt die Arbeiten an der klimaneutralen Fliegerei der Zukunft nach Kräften. Die landeseigene Förderbank BAB gab 1,85 Millionen Euro für das Projekt VPH 2.0. „Die klimaneutrale Luftfahrt ist ein Schlüsselbaustein zum Schutz unseres Klimas", meint Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke). Als einer der europäischen Hotspots in der Luft- und Raumfahrtbranche könne Bremen hierzu entscheidende Impulse liefern. "Mit dem Projekt ‚Virtual Product House 2.0‘", so Vogt, "bauen wir in Bremen wichtige Kompetenzen rund um das klimaneutrale Fliegen aus und behalten eine Vorreiterrolle.“