Die Jugendberufsagentur in Bremen und Bremerhaven soll Jugendlichen dabei helfen, den Übergang von der Schule in eine Ausbildung und ins Berufsleben zu schaffen. Doch wie effektiv arbeitet sie? Direkt zum Start der Agentur im Mai 2015 hatte die Bremer Wirtschaftsdeputation beschlossen, dass die Arbeit der Agentur evaluiert werden soll. Nun existiert die Jugendberufsagentur seit mehr als vier Jahren. Der Abschlussbericht der Evaluation soll im Herbst 2020 vorgelegt werden. Das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung mit Sitz in Nürnberg und mehr als 100 Mitarbeitern wurde damit beauftragt und hat die Arbeit dazu vor einem Jahr aufgenommen.
Aus dem aktuellen Sachstand, der der Bremer Wirtschaftsdeputation zur Sitzung an diesem Mittwoch vorgelegt wird, geht hervor, dass das Institut bis jetzt vor allem damit beschäftigt gewesen ist, die Kriterien festzulegen, nach denen evaluiert werden soll. Dem Sprecher der Wirtschaftsdeputation, Christoph Weiss (CDU), geht diese Analyse, für die im Bremer Etat Gelder in Höhe von mehr als 194.000 Euro freigegeben sind, aber nicht schnell genug. Er vergleicht es mit dem Abnehmen. Es sei so, als würde man erst einmal lange überlegen, in welcher Einheit man den Gewichtsverlust messen wolle, anstatt direkt mit dem Abnehmen anzufangen.
Dabei hat das beauftragte Forschungsinstitut Betriebliche Bildung bereits die Berliner Jugendberufsagentur evaluiert. Und in Schleswig-Holstein wurde der Abschlussbericht gerade dem zuständigen Ministerium übergeben. „Dann sollte man doch eigentlich über die Erfahrung verfügen, nach welchen Kriterien man eine solche Evaluierung vornimmt“, kritisiert Weiss. Worum es ihm dabei eigentlich geht: „Die Gelder, die in die Jugendberufsagentur gehen, sollen doch am Ende bei denen ankommen, die davon profitieren sollen.“ Und ob das der Fall ist, wüsste Weiss am liebsten jetzt – und nicht erst im Herbst 2020.
Hamburg hat als Bundesland bereits die Arbeit seiner Jugendberufsagentur analysieren lassen und den Bericht vom Beratungsunternehmen Kienbaum sowie Interval vor einem Jahr erhalten. Die Untersuchung der Arbeit fiel grundsätzlich positiv aus, sah aber als eines der Probleme, dass die Beratungsarbeit durch den geltenden Datenschutz behindert werde.
Ein externes Institut soll analysieren
Bremens Bildungsressort hatte bereits vor einem Jahr einen Monitoring-Bericht über die Arbeit der Jugendberufsagentur vorgelegt. Der beleuchtete aber die schulischen Ausgangslagen und nicht den messbaren Erfolg der Agentur. Dies sollte extra ein externes Institut analysieren, weil man sich nicht selbst kontrollieren wollte. Partner der Jugendberufsagentur sind die Bildungssenatorin, die Sozialsenatorin, der Magistrat der Stadt Bremerhaven, die Arbeitsagentur Bremen und Bremerhaven sowie die Jobcenter der beiden Städte.
Die Agentur kooperiert bei ihrer Arbeit mit Handels- und Handwerkskammer, der Arbeitnehmerkammer und den Unternehmensverbänden. Zur Dauer der Evaluierung sagt Jörg Nowag, Sprecher der Arbeitsagentur Bremen und Bremerhaven, dass es dafür eben keinen Standardtest gebe: „Jeder der Beteiligten hat unterschiedliche Arbeitsweisen und unterschiedliche Arten der Datenerfassung.“ Außerdem mache eine Evaluierung gleich zum Start einer Jugendberufsagentur keinen Sinn – erst, wenn sich die Strukturen gefestigt hätten. Die Evaluation in Hamburg brauchte länger als zwei Jahre.