Der Obermeister der Bremer Kfz-Innung, Hans Jörg Kossmann, hat den geplanten Ausbildungsfonds der Bremer Regierung als „dummes Zeug“ bezeichnet. „Ich bin immer wieder erstaunt, welch dummes Zeug Politiker sich hier ausdenken. Dazu gehört zum Beispiel der Ausbildungsfonds“, sagte Kossmann am Donnerstagabend beim Neujahrsempfang seiner Innung in der Handwerkskammer vor mehr als 100 Gästen: „Die Betriebe finden keine Auszubildenden, sondern Interessenten, die nicht lesen, schreiben oder rechnen können.“ Die Betriebe, die keine Azubis finden, sollten dann auch noch in den Fonds einzahlen.
In Anwesenheit von Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) verwies Kossmann gleichzeitig auf den schlechten Bildungsstand der Bremer Schüler. In den letzten 20 Jahren seien diese bei Vergleichstests immer Schlusslicht gewesen: „Und letztes Jahr haben 600 junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen.“ Kossmann wollte damit deutlich machen, dass der geplante Ausbildungsfonds nicht als Ersatz für die verfehlte Bremer Bildungspolitik herhalten könne.
"Mehr grüne Wellen für Bremens Stadtverkehr"
Nächster Kritikpunkt in Kossmanns Rede war die Verkehrspolitik: „Ich wünsche mir mehr grüne Wellen im Bremer Stadtverkehr. Damit Bremen für die Wirtschaft attraktiv ist, dann braucht es eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur und keine Verhinderung im Straßenverkehr.“ Doch insgesamt werde die öffentliche Infrastruktur mehr und mehr zurückgefahren. Bei allem, was Kossmann am Abend aufzählte, stellte er die rhetorische Frage an die anwesenden Mitglieder der Kfz-Innung: „Wir sind doch die Guten, oder?“
BBremens Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff (CDU) forderte als Gastredner: „Die berufliche und die akademische Ausbildung gehört als gleichwertig angesehen.“ Beruflicher Aufstieg dürfe sich nicht nur über die Hochschulen definieren. Außerdem sprach sich Imhoff, der für die CDU als Spitzenkandidat bei der Bürgerschaftswahl antritt, für die Wahlmöglichkeit zum Auto aus. Wer in der Stadt wohne, fit sei und ein gutes Netz aus Bussen und Bahnen habe, brauche vielleicht keinen Pkw. „Es gibt auch Menschen, die in ihren Alltagssorgen fragen: ‚Wie komme ich zur Arbeit oder zum Arzt? Gibt es da ÖPNV oder brauche ich ein Auto?‘“. Diese Sorgen müsse die Politik ernst nehmen.
Bremen braucht mehr Ladesäulen
Karl-Heinz Bley forderte als Kfz-Innungsmeister Niedersachsen-Bremen, dass es wesentlich mehr Autoladesäulen brauche: „In Bremen und Bremerhaven gibt es derzeit 500 Ladepunkte, darunter 60 Schnellladepunkte. Statistisch gesehen stehen damit an jeder Ladesäule 18 Fahrzeuge.“ Das kleinste Bundesland habe hier dringenden Nachholbedarf: „Da wurde Schritt zwei vor Schritt eins gemacht – erst wurden die E-Autos verkauft, und erst danach kommen die Pläne für Ladesäulen.“