Nach und nach wird in Bremen-Sebaldsbrück die Produktion von Mercedes wieder hochgefahren. In der nächsten Woche soll zusätzlich eine zweite Schicht die Arbeit wieder aufnehmen. Planänderungen scheint es nicht zu geben. Laut Volker Stahmann von der IG Metall ist es ein Fahren auf Sicht, schließlich müsse man schauen, wie sich die gesamte Nachfrage nun entwickelt. Ob es demnächst Gespräche zwischen der Gewerkschaft und dem Autobauer geben wird über Produktionsferien in Teilen des Werkes, wollte Daimler derzeit so nicht bestätigen. Einer Sprecherin sagte am Freitag auf diese Frage, dass es keine Werksferien geben werde. „Aktuell planen wir im Mercedes-Benz Werk Bremen auch in diesem Jahr während der Sommermonate weitestgehend durchzuarbeiten. Möglich sind vereinzelte Instandhaltungsarbeiten und Umbauten. In der Regel beträgt die Zeit dafür rund zwei Wochen, wobei die Start- und Endtermine pro Gewerk differieren können“, sagte die Sprecherin weiter.
Zumindest wurde in den vergangenen Jahren immer durchgearbeitet, weil die Produktionszahlen in der Vergangenheit immer mehr zulegten. Nun werden die kommenden Wochen zeigen, ob eine mögliche Kaufprämie für Autos, die die Politik womöglich beschließen wird, der Nachfrage nach dem Corona-Schock weiteren Auftrieb geben wird.
VW musste nach dem jüngsten Wiederanlauf deshalb schon etwas auf die Bremse treten, weil der Absatz stark zurückging. Volkswagen hatte Ende April zunächst in Zwickau, dann am Hauptsitz Wolfsburg und an weiteren Standorten mit einem vorsichtigen Neustart in der Fertigung begonnen. Die Produktion verschiedener Modelle soll im Mai nun teils für vier komplette Tage oder einzelne Schichten, etwa beim Golf 8, ruhen.
Nachfrage aus China wieder deutlich gestiegen
In Bremen und Sindelfingen hat Mercedes die Autoherstellung am 27. April wieder aufgenommen. „Der Anlauf hat sehr gut funktioniert“, äußert sich der neue Standortleiter Michael Frieß in einer Mitteilung. „Schritt für Schritt steigern wir nun die Produktionskapazitäten unserer Erfolgsmodelle aus Bremen – ganz besonders natürlich von unserem Mercedes-Benz EQC, um unsere Elektrooffensive weiter voranzutreiben.“ Von einer Unternehmenssprecherin heißt es, dass in China, dem größten Absatzmarkt für Mercedes, die Nachfrage wieder deutlich gestiegen ist. Die Produktion sei auch gestartet, um diesen Markt mit Modellen zu versorgen.
Frieß hat die Verantwortung für das Werk erst Anfang April von Markus Keicher übernommen. Der Wechsel kommt in schwierigen Zeiten: Noch bis Ende dieses Monats ist mit dem Betriebsrat Kurzarbeit vereinbart. Ferienjobs soll es laut Stahmann in diesem Jahr im geringeren Umfang geben. Wie viele? „Im Moment befinden wir uns im koordinierten Hochlauf des Werks und in Kurzarbeit, daher können wir keine Angaben zu konkreten Zahlen machen“, teilt die Sprecherin mit.
Insgesamt sind am Standort mehr als 12.500 Mitarbeiter beschäftigt. „Wir tun alles dafür, dass unser Werk bald wieder auf dem gewohnten Niveau produzieren kann“, verspricht Frieß. „Natürlich unter Einhaltung sämtlicher Schutzmaßnahmen für unsere Mannschaft.“ Auch am Band werden Masken immer dann getragen, wenn der Abstand zwischen den Mitarbeitern – wie in der Montage – nicht eingehalten werden kann, erklärt Betriebsratschef Michael Peters. „Wenn zweischichtig gearbeitet wird, gibt es zurzeit eine Schichtentkopplung, damit sich die Kolleginnen und Kollegen nicht begegnen.“ Die Situation für die Mitarbeiter sei insgesamt ungewohnt, aber „alle sind sehr diszipliniert“.
In einer vorherigen Version war von einer möglichen zweiwöchigen Sommerpause die Rede. Dies wurde jedoch von einer Daimler-Sprecherin dementiert.