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In New York Bremer Unternehmen gestaltet einzigartiges Architektur-Projekt mit

New York bestaunt ein neues und einzigartiges Architektur-Projekt – mit konzipiert hat es das Bremer Unternehmen Vector Foiltec.
07.04.2019, 19:55 Uhr
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Bremer Unternehmen gestaltet einzigartiges Architektur-Projekt mit
Von Stefan Lakeband

Zwischen Wolkenkratzern und einer stillgelegten, in einen Park verwandelten Bahnstrecke bestaunen seit dem Wochenende Besucher in New York Bilder von Gerhard Richter. Musiker schmettern dazu Kompositionen von Steve Reich und Arvo Pärt. Das Programm des neuen Yorker Kulturzentrums The Shed nahe des Hudson River ist außergewöhnlich. Und auch das Gebäude selbst ist ein Hingucker: Als „Hangar in einer Daunendecke“ beschreibt es etwa die „New York Times“, Ex-Bürgermeister Mike Bloomberg schwärmt von einer „wundervollen Sache für die Stadt, für die Kunst, für Amerika und für die Welt“. Und auch Stefan Lehnert hat eine Meinung dazu. Er nennt es „ikonisch“.

Lehnert, Unternehmensgründer und Bremer, ist der Mann, der diesem Gebäude die Verve gegeben hat, das Extravagante. Gewissermaßen derjenige, der die Daunendecken über den Hangar gelegt hat. Denn mit seinem Unternehmen Vector Foiltec hat Lehnert die Außenhaut des 500 Millionen Dollar teuren Projekts geplant und gebaut. Das, was jetzt luftig-leicht aussieht, sei „das Komplizierteste, was wir je gebaut haben“, sagt er.

Jahrelange Erfahrung

Vor vier Jahren setzte sich Vector Foiltec gegen zwei Konkurrenten durch und gewann die Ausschreibung für den Bau, der schon jetzt von vielen als wichtigste Kultureinrichtung New Yorks erachtet wird. Die auffällige Außenhaut ist eine Idee der Architekten von Diller Scofidio + Renfro, verfeinert wurde sie bei Vector Foiltec in Lesum. Eine der zentralen Eigenschaften war zugleich auch eine der größten Herausforderungen für das Unternehmen. Die Hülle lässt sich zur Seite verschieben, sodass der Platz neben The Shed in das Gebäude integriert werden kann, Theateraufführungen und Konzerte dort stattfinden können. Das heißt aber auch: Die silbrig-glänzenden Folienkissen müssen beweglich sein.

Um bis zu 20 Zentimeter lassen sie sich verformen. Als „hohe Schule“ bezeichnet Lehnert das, was seine Ingenieure schließlich entwickelt haben. Mit verschiedenen Holzmodellen haben sie getestet, wie die Folien der Hülle zugeschnitten werden müssen, wie gespannt und wie aufgebaut, damit die bewegliche, aber faltenfreie 4100 Quadratmeter große Außenhaut entsteht.

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Dabei geholfen hat den Bremer jahrelange Erfahrung: Seit den 1980ern baut Vector Foiltec Fassaden und Dächer aus Folien. Das System dahinter wurde im Unternehmen selbst entwickelt und hat es zu einem „Hidden Champion“ gemacht, einem heimlich Weltmarktführer. Denn die Konstruktionen von Vector Foiltec stehen an etlichen Orten, sind überall auf der Erde verteilt. Manche sind eher unauffällig, andere stechen dafür umso mehr heraus. Als die Olympischen Spiele 2008 in Peking eröffnet wurden, hatten die Bremer das Schwimmzentrum mit ihrer Folie umhüllt. In den Vereinigten Staaten schützt ein 22 000 Quadratmeter großes Dach der Bremer die mehr als 60 000 Besucher des Football-Stadions in Minneapolis.

„Der Markt für uns wird immer größer“, sagt Lehnert. Und jedes neue Projekt, das Vector Foiltec umsetze, bringe zusätzliche Aufmerksamkeit. 2007 haben die Bremer ihr erstes Stadiondach gebaut, jetzt seien es im Schnitt etwa zwei pro Jahr. „Das ist nun unser Brot-und-Butter-Geschäft“, sagt der Gründer des Unternehmens – das mittlerweile global orientiert ist. Ein Drittel aller Aufträge kommt aus Asien, ein weiteres Drittel aus den USA. Und es werden immer mehr.

Führend auf dem Gebiet

Mehr Aufträge bedeuten Wachstum. Das hat Vector Foiltec zu spüren bekommen. 15 Niederlassungen hat das Unternehmen weltweit, die Zahl der Mitarbeiter ist gestiegen. Das wirkt sich auch auf den Standort in Bremen aus. Die Zentrale in Lesum ist mittlerweile zu klein. Teile der Firma sind daher umgezogen. Seit Ende des Jahres haben Controlling, Marketing und Teile des Vertriebs ein neues Zuhause in der Bremer Überseestadt.

Denn auch wenn Vector Foiltec führend auf seinem Gebiet und weltweit aktiv ist, so hat die Firma immer wieder Probleme, neue Mitarbeiter zu finden. Zwar hat Lehnert festgestellt, dass viele Bewerber die Flexibilität eines kleinen Unternehmens im Vergleich zu einem Konzern schätzen. Sorge bereitet ihm aber der Standort. „Bremen hat noch immer nicht den besten Ruf bei Arbeitnehmern“, sagt Lehnert. Die neue Zentrale in der Überseestadt soll daher auch ein repräsentativer Ort sein. Der Großteil der Beschäftigten bleibt aber in Lesum, etwa 80 Menschen arbeiten hier. Auch zukünftig werden in Bremen-Nord also Folien für Dächer und Fassaden auf der ganzen Welt hergestellt.

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Der Auftrag für das New Yorker Kulturzentrum hatte einen Umfang von etwa acht Millionen Dollar. Verglichen mit den Gesamtkosten ist das nicht viel. Für Lehnert ist das Projekt aber nicht nur wegen des Geldes wichtig. „Unsere Ingenieure haben sich an diesem Projekt auch weiterentwickelt“, sagt er. Mit der Fassade sei etwas entstanden, das vorher als unmachbar galt. Eine Leistung, auf die man stolz sein könne. Nicht nur als Unternehmer, sagt Lehnert. Auch seine Mitarbeiter identifizierten sich mit den Projekten – sie freuten sich, Teil so wichtiger Bauwerke zu sein.

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