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Aus Bremerhaven Erster Einsatz für das Jamaika-Dock 1

Mehr als 15 Jahre lang lag das Dock 5 im Bremerhavener Kaiserhafen. Jetzt hat es eine Aufgabe bekommen – auf der anderen Seite des Atlantiks.
05.01.2024, 05:00 Uhr
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Erster Einsatz für das Jamaika-Dock 1
Von Christoph Barth

Bei der German Ship Repair Jamaika (GSRJ) in der Karibik ist in dem Schwimmdock „Jam Dock 1“ mit der „Mexican Giant“ der erste Auftrag planmäßig gedockt worden. Das Offshore-Versorgungsschiff lag zu regelmäßig fällig werdenden Wartungs- und Reparaturarbeiten in dem Dock .

Anfang des vergangenen Jahres hatte der Bremerhavener Unternehmer Dieter Petram das 215 Meter lange und 44 Meter breite Panmax-Schwimmdock an das karibische Joint Venture GSRJ nach Jamaika verkauft. Bis dahin hatte es als Dock 5 bei der Bremerhavener Werft Bredo Dry Docks im Kaiserhafen gelegen. Nach dem Verkauf wurde es im Sommer mit Hilfe eines Hochseeschleppers von Bremerhaven in einer mehrwöchigen Reise in die Karibik überführt.

Partner des bereits 2016 gegründeten Unternehmens German Ship Repair Jamaika sind unter anderem der Bremer Reeder Peter Harren, die jamaikanische Kingston Holding, die deutsche Kloska Group und die türkische HAT-SAN Shipyard. Harren ist Bremens größter Reeder und Honorarkonsul Jamaikas. Er fühle sich dem Land besonders verbunden, hatte er beim Kauf des Docks betont. Viele seiner Schiffe fahren unter jamaikanischer Flagge, seit Jahren fördert er dort den Nachwuchs von der Caribbean Maritime University. Und seit vielen Jahren ließ Harren die Idee nicht los, in Kingston eine Werft zur Reparatur von Schiffen zu bauen – denn davon gebe es in der Karibik nicht genug. Sie würde die Wirtschaft des Inselstaats stärken.

Wartung von Motoren und Propeller

Nachdem der Werftliegeplatz in der Hafenstadt Kingston hergerichtet worden war, lag nun Ende vergangenen Jahres die „Mexican Giant“ für die turnusmässig alle fünf Jahre fällige Klassenerneuerung im Schwimmdock. Unter anderem wurden die Motoren und Propeller gewartet und die Außenhaut gereinigt und neu lackiert.

Der „Mexikanische Riese“, der regulär vor allem im Golf von Mexiko bei der Versorgung von Gas- und Ölbohrinseln eingesetzt wird, ist auch in Bremerhaven gut bekannt: Handelt es sich doch dabei um die ehemalige „Blue Giant“ (18.189 BRZ), eines von vier Offshore-Schwergutschiffen, die 2008 von der Lloyd Werft Bremerhaven für die Harren Group in Bremen gebaut worden war. Später wurde das Schiff dann nochmals auf der Lloyd Werft für den Einsatz für die Offshore Installation Group (OIG) umgebaut.

Das Schiff verfügt insgesamt über drei Liebherr-Ladekrane. Zwei dieser Krane sind für Einzelgewichte von bis zu 350 Tonnen ausgelegt und können im sogenannten Tandem-Betrieb auf bis zu 700 Tonnen leistungsgesteigert werden. Dank eines DP2-Systems kann der Frachter auf hoher See punktgenau fixiert werden. Darüber hinaus verfügt die "Mexican Giant" über einen Kabinenblock mit Platz für bis zu 200 Personen, einen Moonpool, durch den Tauchgerät zu Wasser gelassen werden kann, ein Helikopter-Deck und ein Feuerlöschsystem mit einer Reichweite von 180 Metern.

"Eine völlig neue Branche"

GSRJ-Geschäftsführer Martin Rickman erklärte zur Dockung des Schiffes in den lokalen jamaikanischen Medien:  „Dies ist eine völlig neue Branche für Jamaika und stellt eine großartige Gelegenheit für das Land dar, die Beschäftigung zu erhöhen.“ Derzeit seien etwa 70 Personen direkt bei GSRJ beschäftigt. Dazu kämen viele Subunternehmer, die ihrerseits Mitarbeiter einstellen müssten, um für GSRJ arbeiten zu können. "Insgesamt haben wir also in der Startphase hier über 100 Personen beschäftigt, die aufgrund der Entwicklung der GSRJ-Werft eine Anstellung gefunden haben“, rechnet Rickman vor. Ausgebildet wurden die ersten Mitarbeiter zum Teil bei Rönner in Bremerhaven.

Die neue Werft in der Karibik beginne bereits, internationale Aufmerksamkeit zu erregen. "Wir haben bereits mehr als 10 bis 15 weitere Anfragen zum Docken von Schiffen – und wir haben gerade erst damit begonnen“, sagte Rickman. Weil Jamaika ein wichtiger Umschlaghafen sei, kämen viele Schiffe dort vorbei – und diese würden regelmäßig Wartungs- und Reparaturdienste in Anspruch nehmen.

Die Reservierungen reichen zurzeit weit bis ins Jahr 2024 hinein. Rickmann versicherte, dass man bestrebt sei, wettbewerbsfähige Preise zu erzielen und somit auch für internationale Kunden attraktiv zu bleiben. Mittelfristig ist die Anschaffung eines zweiten Docks geplant.

Das "Jam Dock 1" ist bereits dreimal über den Atlantik verschleppt worden. Gebaut wurde es von der Gutehoffnungshütte in Nordenham-Blexen für die amerikanische Northrop Grummans Avondale-Werft am Mississippi. Über 20 Jahre lang lag es unweit der US-Südstaatenmetropole New Orleans. 2005 erwarb der Bremerhavener Unternehmer Dieter Petram das Objekt für rund sechs Millionen Euro und legte es in seine Werft im Kaiserhafen I, die damals noch als Motorenwerke MWB betrieben wurde. Mit dem Einsatz in Jamaika ist das Dock nun erneut auf die andere Seite des Atlantiks zurückgekehrt.

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