Schaum im Mund – das klingt zunächst wenig wünschenswert. Schaum vorm Mund verspricht gar Wut. Doch bei einer Routine gehört für viele Schaum dazu, wenn nämlich morgens und abends Zahnbürste und Zahnpasta auf die Zähne treffen.
Zur Creme aus der Tube gibt es heute Alternativen. Doch der Schaum? Luca Dammann und Florian Schulte-Fabry beobachteten, dass Zahntabletten die typische Eigenschaft der Zahnpasta bisher fehlte. Die beiden machten sich also im vergangenen Jahr daran, ein eigenes Rezept zu entwickeln. Das Ergebnis heißt Breshtabs.
Die kleinen Pillen bestünden aus natürlichen Zutaten, hauptsächlich Zellulose. Mikroplastik oder Konservierungsstoffe seien nicht enthalten. Außerdem soll das Produkt nachhaltig sein. Statt der Tube wollen die Gründer ihre Zahnputzmittel ausschließlich in kompostierbaren Beuteln vertreiben und empfehlen für die Aufbewahrung kleine Dosen oder Gläser. Die Pille und deren Produktion kämen im Vergleich mit der Creme zudem mit weniger Wasser aus.
Luca Dammann setzt bei der eigenen Mundhygiene schon seit vielen Jahren auf Zahnputztabletten. "Aus Interesse habe ich sie bestellt, weil ich das ganz witzig fand", sagt der 27-Jährige. Das Gefühl nach dem Putzen habe ihm tatsächlich besser gefallen, weil die Zähne dadurch glatter seien. Dammann gewöhnte sich also um.
Immer wieder probierten auch Freunde und Bekannte die kleinen Pillen aus, die bei ihm im Badezimmer standen. Was das denn sei? Der gemeinsame Freund der beiden Gründer verwechselte die Zahnputztabletten auch mal versehentlich – was bei der Optik nicht verwundert – mit Pfefferminzbonbons. Der Schaum aber fehlte vielen beim Putzen.
So ging es auch Schulte-Fabry. "Ich fand das an sich interessant – Zahnpasta in Tablettenform", sagt er. So unternahm er irgendwann den Selbstversuch, zerkleinerte die Tablette mit den Backenzähnen und begann zu putzen. Doch im Mund? "Was passierte, war nichts."
Die Sache mit dem Schaum. Die beiden überlegten lange. Zugleich gab es bei ihnen den Wunsch, etwas selbstständig als Gründer aufzubauen. "So ist die Idee gewachsen", sagt Dammann. Und nach einem Abend im Biergarten an der Schlachte war die Entscheidung gefallen. Dammann und Schulte-Fabry bestellten Zubehör und alle Zutaten, um an einer eigenen Alternative zu arbeiten. "Wir haben gesagt: Wir reden immer nur, jetzt müssen wir es auch machen", erinnert sich der 28-jährige Schulte-Fabry. "Danach hieß es dann nicht mehr Schlachte, sondern Küche bei Luca." Denn dort unternahmen die beiden Dutzende Experimente, bis die Rezeptur für die Tablette endlich stand.
Was braucht der Zahn überhaupt? Was ist sonst in Zahnpasta drin? Die beiden lasen sich ein, denn beruflich hatten sie, Schulte-Fabry als Groß- und Außenhandelskaufmann und Dammann als Fluglotse, mit Zahnhygiene oder Kosmetik bisher nichts am Hut.
Als die Mischung stand, suchten sie ein Unternehmen, das Expertise im Bereich hat, um die Formel zu testen. Das sei gar nicht so leicht gewesen. Und immer hieß es: Die Tablette schäumt nicht! Die Gründer arbeiten heute mit einem Hersteller zusammen, der Erfahrung mit Zahnputztabletten hat. So sind die Pillen für die industrielle Pressung leicht angepasst worden. Außerdem wurden Aromen hinzugegeben und das zuvor nicht zugängliche aber entscheidende Fluorid.
Ob davon genug in den Alternativen steckt? Ökotest schaute sich gerade erst Zahncremes an – und bewertete einige als "mangelhaft" und "ungenügend" wegen mancher Zusatzstoffe, die Breshtabs ganz bewusst nicht enthalten sollen. Der Bericht warf daneben auch die Frage auf, ob der Anteil von Fluorid in Zahnputztabletten für den Kariesschutz ausreicht, wie es Fürsprecher sagten. Zu dieser Frage fehlten noch Untersuchungen.
Vielleicht gibt es mehr Erkenntnisse, wenn Bresh irgendwann auf den Markt gekommen ist. Bisher werden die Tabletten mit Minzgeschmack noch per Hand gepresst. Es gibt nur kleine Chargen. Um Bresh weiteren Schwung zu geben, haben die Neuunternehmer eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Vom Ziel, 15.000 Euro einzusammeln, sind die Gründer noch ein Stück entfernt. Bisher sind mehr als 6000 Euro zusammengekommen. Für die Unterstützer gibt es, wer möchte, Breshtabs als Dankeschön. Bis Ende November läuft die Kampagne auf Startnext noch. Die Gründeranlaufstelle Starthaus gab den beiden den Tipp, auf Crowdfunding zu setzen.
Dammann und Schulte-Fabry studieren im Bereich Wirtschaft. Beruf, Studium und Bresh laufen also parallel. Für ihre Gründung geht es neben der Kampagne derzeit um die Vorbereitung des Verkaufs. Es gibt Gespräche mit Unverpackt-Läden in der Stadt. Das passt zum nachhaltigen Ansatz der Zahnputzalternative, die ohne Plastiktube auskommt.
Bresh, das ist eine Kombination aus brush und fresh. Luca Dammann und Florian Schulte-Fabry war wichtig, dass der Name mit B beginnt – wegen Bremen. Schließlich haben die beiden hier entdeckt: Und sie schäumt doch.