Ob beim Bäcker Kuchen kaufen oder Wäsche aus der Reinigung abholen – manche Erledigungen sind schnell gemacht. Ein Parkticket lohnt sich in den Momenten kaum. In den Bremer Einkaufsstraßen konnten Kunden deshalb bisher die sogenannte Brötchentaste nutzen. Damit ließ sich kurzzeitig das Auto kostenlos parken. Diese Funktion gibt es nun jedoch, was die Handelskammer Bremen kritisiert, seit Anfang April nicht mehr.
„Angesichts der Klimakrise ist es nicht mehr zu verantworten, Autofahrten für Kleinsteinkäufe durch kostenloses Parken zu begünstigen“, teilt Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) auf Anfrage mit. Im gesamten Stadtgebiet gab es nach Angaben des Verkehrsressorts 78 Brötchentasten. 20 Minuten konnte man damit kostenlos parken. Ursprünglich war die Brötchentaste als Versuch gedacht und 2004 eingeführt worden.
Zum Start wurden insgesamt 19 Automaten mit der Brötchentaste ausgestattet. Kriterien waren damals eine große Einzelhandelsdichte und gleichzeitig ein geringes Parkraumangebot, die infrage kommenden Straßen sollten ein möglichst hohes Pkw-Umschlagpotenzial haben und es mussten Parkscheinautomaten vorhanden sein. Die Umrüstung der Automaten kostete 3300 Euro, das Modellprojekt lief ursprünglich nur bis zum 31. März 2005, wurde dann aber verlängert und nach und nach ausgebaut.
Vermehrt Kundenbeschwerden
Die Entscheidung gegen das Angebot fiel bereits im Dezember in der Verkehrsdeputation. Die Handelskammer kann das nicht nachvollziehen. "Seit fast 20 Jahren hat die 'Brötchentaste' auf Parkautomaten in Bremen ein kostenloses Kurzzeitparken ermöglicht, damit beispielsweise Bestellungen im Einzelhandel, im Ladenhandwerk oder in der Gastronomie abgeholt werden können oder Kurzeinkäufe möglich sind", heißt es in der Mitteilung. Für die Unternehmen vor Ort in den Stadtteilen sei das Angebot wichtig. Das Marktumfeld sei für die Geschäfte ohnehin insgesamt schwierig – sie seien auf jeden Kunden angewiesen.
Nach Angaben der Handelskammer soll es in den betroffenen Einkaufsstraßen – genannt werden die Stadtteile Walle, Gröpelingen, Schwachhausen, Findorff, das Viertel und die Östliche Vorstadt, die Neustadt, Lesum und Vegesack – derzeit "vermehrt zu Kundenbeschwerden" kommen. Die Brötchentaste sorge dabei, schreiben die Wirtschaftsvertreter, "kaum" für zusätzliche Autofahrten: "Niemand nutze den Pkw nur, weil kostenloses Parken für 20 Minuten in einer Einkaufsstraße angeboten wird."
"Beweis für Anti-Autofahrer-Politik"
Auch aus der Politik kommen kritische Stimmen. Die FDP hatte im Dezember 2022 in der Verkehrsdeputation gegen das Ende des kostenlosen Kurzzeitparkens gestimmt, die CDU hatte sich der Stimme enthalten. Thore Schäck, Spitzenkandidat der FDP für die Bürgerschaftswahl, erklärte jetzt auf Anfrage des WESER-KURIER: „Senatorin Schaefer fällt verkehrspolitisch nur durch Missmanagement auf. Die besten Beispiele dafür sind die mangelhafte Straßeninfrastruktur insbesondere bei den Brücken und die chaotischen Verkehrsversuche im Stadtgebiet. Mit der Verdoppelung der Parkgebühren und der Abschaffung des kostenlosen Kurzzeitparkens liefert sie einen erneuten Beweis für ihre Anti-Autofahrer-Politik."
Für Schäck ist der Wegfall der Brötchentaste eine weitere Gängelung aller Menschen, die auf ein Auto angewiesen sind. Durch das Wegpollern und Vernichten von Parkplätzen oder dem aktiven Vergraulen von Autofahrern aus der Stadt über Parkgebühren werde Bremen aber nicht mobiler oder attraktiver. Schäck: "Als Freie Demokraten setzen wir uns dafür ein, dass diese unsinnigen Maßnahmen nach der Wahl wieder aufgehoben werden."
Kritik am Wegfall des Angebots äußerte auch Bettina Hornhues, CDU-Kreisvorsitzende Bremen-Nord: „Besonders der Einzelhandel wird unter dem Wegfall der Brötchentaste leiden. Denn die Menschen, die jetzt nach der Arbeit noch mal schnell vor kleineren Läden angehalten und eingekauft haben, werden sich diesen Einkauf überlegen, weil er eben mehr Geld kostet durch die Parkgebühr." Im Zweifel würden die Brötchen dann im Supermarkt eingekauft, weil dort gratis geparkt werden könne. Für Bäckereien sei dies keine gute Entscheidung. "Gerade in Nebenzentren wie Burglesum wird das Folgen haben. Außerdem möchte ich nicht wissen, was es gekostet hat, diese Gratis-Taste auf den neuen Parkautomaten jetzt wieder zu entfernen", sagte Hornhues dem WESER-KURIER.