In drei Monaten startet das neue Ausbildungsjahr. Doch zu viele Ausbildungsplätze sind noch frei. Zu diesem Ergebnis kommt der Chef der Bremer Arbeitsagentur, Joachim Ossmann. 3307 Stellen sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch unbesetzt. Laut Ossmann sind das 32 Prozent mehr als im Vorjahr. "Man muss sich sogar aus betrieblicher Sicht Sorgen machen, wenn jetzt gut ein Drittel mehr an Ausbildungsplätzen unbesetzt ist als im Mai 2021."
Laut Arbeitsagentur steht rechnerisch gesehen jedem Bewerber mehr als ein Ausbildungsplatz zur Verfügung. Einen Grund macht Ossmann da aus: "Es haben in den letzten zwölf Monaten wenig Praktika stattgefunden. Und ein Praktikum ist oft die Eintrittskarte für einen Ausbildungsplatz."
Die Unternehmen haben der Arbeitsagentur in diesem Jahr 4,3 Prozent mehr Stellen für eine Ausbildung gemeldet als noch 2021, und zwar 4813. Dem stehen 2323 von 3962 jungen Menschen gegenüber, die bisher noch unversorgt sind. Ossmann empfiehlt allen Jugendlichen, die auf der Suche nach einer Ausbildung sind, Kontakt mit der Jugendberufsagentur aufzunehmen. Unter der kostenlosen Service-Nummer 0500-4555500 erhält man einen Termin für die Berufsberatung. Ebenso informiert die Arbeitsagentur auch über die Smartphone-App Azubiwelt.
Am 20. und 21. Mai veranstaltet das Berufsinformationszentrum außerdem für die Eltern der Schüler aus der Sekundarstufe I und II einen Infotag mit Vorträgen und Ständen verschiedener Träger. Dazu hat die Agentur 10.000 Briefe an die Eltern in Bremen rausgeschickt. "Die Eltern haben einen bedeutenden Einfluss bei der Berufswahl ihrer Kinder", stellt Ossmann fest.
Zahl der offenen Stellen steigt erneut
Was den allgemeinen Arbeitsmarkt angeht, verzeichnet die Agentur so viele offene Stellen, wie es sie seit der Fusion der Arbeitsagenturen Bremen, Bremerhaven und Osterholz-Scharmbeck 2012 noch nie gegeben hat. Gut ein Drittel der 9573 offenen Stellen im Bezirk der Agentur entfallen auf die Leiharbeitsbranche. Danach sucht der Handel mit 1075 Stellen zusätzliche Arbeitskräfte, gefolgt vom Gesundheitswesen mit 914 Arbeitsangeboten. "Das zeigt, dass die Wirtschaft hier läuft, von den Eintrübungen, die man momentan überall hört, ist nichts zu spüren", sagte Ossmann. Sobald die Zahl der offenen Leiharbeitsangebote sinkt und die Zahl der Anmeldungen für Kurzarbeit steigt, lasse sich erkennen, dass sich die Wirtschaft abschwächt. Das sei momentan aber nicht der Fall." Momentan gibt es fast 56 Prozent mehr freie Stellen als noch im April 2021.
Allein in der Stadt Bremen waren im April 3344 Stellen länger als drei Monate unbesetzt. Laut Arbeitsagentur-Chef Ossmann ist weiterhin die Frühjahrskonjunktur zu spüren. Die Arbeitslosigkeit in der Hansestadt sank verglichen mit dem Vormonat um 0,1 Zähler auf 9,4 Prozent. Bremerhaven zeigt ebenso eine leicht abnehmende Tendenz - hier sank die Arbeitslosenquote verglichen mit März von 12,8 auf 12,6 Prozent. Beim Blick auf den April vom letzten Jahr zeigt sich, dass in beiden Städten die Arbeitslosenquote um gut einen Prozentpunkt und mehr zurückging. In Niedersachsen liegt die Arbeitslosenquote nun bei fünf Prozent. Vor einem Monat waren es 5,1 Prozent.
Hilfe bei der Arbeitssuche für Menschen aus der Ukraine
Die mittelfristigen Auswirkungen des Ukraine-Krieges seien noch nicht abzusehen. Die Zahl der Geflüchteten aus dem Land, die Arbeit suchen, sei bisher noch überschaubar. Im Land Bremen gebe es momentan 7331 Geflüchtete, von denen zwei Drittel Frauen sind; 30 hätten sich bisher nach einer Arbeit umgesehen. "Im Vordergrund steht ja auch die humanitäre Hilfe", sagt Joachim Ossmann. Der Gesetzgeber will den geflüchteten Ukrainern ab Juni den Zugang zu Hartz-IV gewähren. Damit hätten die Jobcenter auch mehr Einblick in die Ausbildung und die Deutschkenntnisse der Geflüchteten. Am 19. Mai um 14 Uhr will die Arbeitsagentur einen Infotag für alle Ehrenamtlichen veranstalten, die sich um die Geflüchteten kümmern. Für die Menschen aus der Ukraine, die auf der Suche nach einer Arbeit sind, steht auch am Telefon ein Dolmetscherservice zur Verfügung sowie Berater am Telefon, die ukrainisch sprechen. "Das läuft bundesweit, und einige Kollegen aus Bremen und Bremerhaven sind auch daran beteiligt", erläutert Ossmann.