Herr Föst, ein bestehendes Möbelhaus in ein Möbelhaus des eigenen Unternehmens umzuwandeln – ist das wie eine Kernsanierung?
Oliver Föst: Diese Beschreibung trifft es vielleicht ganz gut. Jedes Möbelstück, das man hier sieht, wurde bewegt. Die Modernisierung erfolgte ja während des laufenden Betriebs. In der Spitze waren hier etwa 50 Handwerker aus vielen Gewerken bei der Arbeit. So haben wir beispielsweise viele Tausende Quadratmeter Decke zurückgebaut oder auch die Sprinkleranlage umgebaut. Außerdem haben wir die Beleuchtung auf sparsamere LED umgestellt. Was uns freut: Das Lager hier ist sehr groß und wird deshalb zum Zentrallager für unsere Standorte im Norden.
Möbelhäuser benötigen ja auch immer entsprechende Lagerflächen – nicht nur für die Ware zum Mitnehmen. Deshalb: Inwiefern kann Ihr künftiges Bremer Cityhaus nicht ohne den eher klassischen Standort am Weserpark?
Wir wollten seit Jahren nach Bremen, die Möglichkeiten für das Cityhaus und den Weserpark haben sich für uns nebeneinander entwickelt. Erst waren wir uns mit der DIC als Besitzer des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes einig. Da stand noch nicht fest, dass wir auch den Schulenburg-Standort am Weserpark bekommen. Hätte sich das mit dem Weserpark nicht ergeben, hätten wir die Logistik von unserem Standort in Schiffdorf bei Bremerhaven gemacht oder hätten uns zusätzliche Lagerflächen in Bremen angemietet.
Und nun?
So, wie es jetzt ist, war es am Ende eine glückliche Fügung für uns. Sie dürfen nicht vergessen: In der Möbelbranche ist der Verkauf Wertschöpfung Nummer eins, und die Montage ist der andere Teil. Wenn man da eine Logistik neu aufbauen muss, ruckelt es mehr, als wenn man eine bestehende Logistik hat und diese ausbauen kann.
Welches Potenzial sehen Sie in Ihren künftigen Bremer Standorten am Weserpark und der Innenstadt?
Wir teilen die Auffassung auch von der Handelskammer, dass Bremen beim Möbelangebot nicht überbesetzt ist. Wir sehen sowohl den Standort Weserpark als auch den in der Innenstadt positiv. In der Innenstadt sind wir sehr gespannt, wie sich dort die Kundenfrequenzen entwickeln werden. Seit Jahren hatten wir bei uns intern das Konzept für ein Innenstadthaus diskutiert. Als sich hier in Bremen nun die Gelegenheit ergab, haben wir zugegriffen. Die Frage ist damit aber noch nicht beantwortet, ob es auch funktioniert. Für uns ist es ein Test.
Jetzt sind in einer Innenstadt die Mieten tendenziell höher als auf der grünen Wiese. Kompensieren Sie das über alle Ihre 38 Standorte?
Jeder Standort muss für sich rentabel arbeiten. Wir würden also nicht in die Innenstadt gehen, wenn wir nicht daran glauben, dass wir dort ertragreich arbeiten können. Durch die Anbindung an die Logistik im Weserpark haben wir einen Kostenvorteil. So viel kann man sagen: Die früheren Mieten eines Kaufhof sind es nicht mehr. Denn daran hat Kaufhof ja sehr schwer getragen. Sie dürfen ja auch nicht vergessen, was wir in unser Innenstadt-Haus investieren.
Dennoch haben Sie in der Innenstadt weniger Platz als im Weserpark.
Wir werden das Möbelhaus deshalb auch anders konzipieren – auch, weil wir es auf verschiedene Etagen verteilen müssen. Die Planungen dazu laufen auf Hochtouren. Es soll auf alle Fälle unser modernstes und digitalstes Haus in der Vermarktung und den Verkaufsprozessen werden.
Aber mit der Eröffnung wird es im Sommer nichts mehr.
Das stimmt. Wir gehen nun von Herbst aus. Man darf dabei nicht vergessen, dass wir es mit einem Gebäude zu tun haben, in dem es vorher einen Investitionsstau gab. Vielleicht sind wir das selbst auch etwas zu sportlich angegangen mit dem Ziel, im Sommer zu eröffnen.
Inwiefern soll das Bremer Cityhaus Vorbild für Cityhäuser in anderen Ecken Deutschlands sein?
Fragen Sie mich dazu gern nochmals in einem Jahr.
Sie hatten auch aktiv darum geworben, dass sich ehemalige Kaufhof-Mitarbeiter bei Ihnen bewerben sollen. Was ist daraus geworden?
Frau Uhle, die ehemalige Chefin des Bremer Kaufhof-Hauses, hat bei uns die Leitung des Großstandorts Bremen übernommen. Und sie kennt natürlich die Beschäftigten aus ihrer alten Mannschaft und weiß entsprechend, bei wem es für Opti mit dem Möbelhandel vom Profil her passt. Es gibt eine ganze Reihe, die bereits begonnen haben und noch beginnen werden. Frau Uhle hat auch einige der früheren Kaufhof-Beschäftigten aktiv angesprochen. Wir suchen ja Menschen, die mit uns die Dienstleistungsbereitschaft teilen, im Sinne des Kunden für ihn da zu sein. Denn hier können wir überzeugen und besser sein als der Onlinehandel. Unser Anspruch ist: Wir wollen der beste stationäre Möbelhändler sein. Dazu muss man auch das richtige Team finden. Das ist nicht immer einfach.
Was haben Sie gedacht, als sie das ehemalige Kaufhof-Gebäude zum ersten Mal betreten haben? Für so manchen Bremer hat der Lichtbaum ja etwas Emotionales.
Mein erster Eindruck war: Hier muss viel passieren. Dass der Lichtbaum für viele Bremer ein emotionales Thema ist, habe ich auch schon mitbekommen. Da würden wir gern sparsamere LED-Birnen verwenden, müssen aber schauen, was da möglich ist. Denn wir wollen ja insgesamt energetisch sparsamer unterwegs sein. Das Programm, unseren Energieverbrauch zu reduzieren und damit auch Kosten und CO2 einzusparen, haben wir bereits vor über zehn Jahren angefangen.
Der Edeka-Markt im Kellergeschoss hat auch dicht gemacht. Werden Sie auch diese Fläche bespielen?
Nein, das ist nicht Teil unseres Mietvertrags. Wir wünschen uns natürlich keine Flächen mit Leerstand. Wir haben die restliche Fläche im Kellergeschoss, das EG sowie die erste und zweite Etage.
Der Immobilienbesitzer hat in den vergangenen Jahren auch das Parkdeck auf dem Dach vernachlässigt. Vor vielen Jahren gab es dort im Sommer einen Beachclub. Was halten Sie davon?
Eine solche Idee liegt nicht in unserer Entscheidungshoheit, aber alles, was die Attraktivität steigert, ist zu begrüßen.
Schauen wir in die Zukunft: Sie sind ein mittelständisches Familienunternehmen. Was planen Sie neben Bremen an weiteren Eröffnungen in den kommenden Jahren?
Wir planen in nächster Zeit erst mal keine weiteren Eröffnungen. Sie dürfen nicht vergessen, dass wir im vergangenen Jahr zu unseren bisher 17 Standorten durch dieses Paket 20 Möbelhäuser auf einmal übernommen haben. Entsprechend haben wir bei uns in der Zentrale auch zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Alles das muss man zusammenfügen und erstmal stabilisieren. Da braucht die Firma erstmal ein Jahr der Ruhe. Wenn das alles gut läuft, gehe ich schon davon aus, dass wir 2023 wieder die Augen offenhalten nach interessanten Standorten.
Rechnen Sie damit, dass die Konzentration in Ihrer Branche in den kommenden zehn Jahren zunehmen wird?
Da muss man kein Prophet sein, um zu sagen, dass die Konzentration weiter zunehmen wird. Der Trend dazu ist ja seit Jahrzehnten ungebrochen. So werden die Großen immer größer, gleichzeitig ist der Druck in der Beschaffung aber auch größer geworden. Es gibt viele Faktoren, die in die Größe treiben.
Welche?
Das ist zum Beispiel beim Onlinegeschäft, um das zu beherrschen. Da haben Sie als großes Unternehmen mehr Möglichkeiten, die Teams entsprechend aufzustocken. Dabei wollen wir als Opti in Zukunft mit eine Rolle spielen. Uns als Branche treibt auch die Frage um, ob durch die Pandemie sich der Trend zum Cocooning weiter fortsetzt – dass es sich die Menschen in ihren vier Wänden schön machen wollen. Oder wollen sie lieber ihr Geld für Reisen ausgeben?
Jetzt will Möbel Höffner wohl im kommenden Jahr mit dem Bau des Hauses schräg gegenüber vom Weserpark beginnen. SB-Möbel Boss ist auch nicht weit. Bedeuten mehr Möbelhäuser an einer Stelle am Ende auch mehr Kunden und mehr Umsatz für alle?
Der Kuchen an sich wird zunächst nicht größer. Denn wenn aus diesem Kuchen ein Stück herausgeschnitten wird, dann nimmt der Druck auf die anderen Marktteilnehmer zu. Die Frage im Bremer Großraum wird dann sein, ob bereits bestehende Marktteilnehmer stärker unter Druck geraten, wenn Opti und Höffner mehr Kaufkraft in der dann neu entstandenen Möbelmeile binden werden. So ist eben der Wettbewerb. Es kann sich befruchten, wird aber auf alle Fälle nicht leichter werden. Wenn die Bremer sich dann am Ende für uns entscheiden und sich von unserer Fachberatung und unserem guten Angebot überzeugen lassen, dann freut uns das natürlich.
Der Mietvertrag für das Bremer Cityhaus ist auf fünf Jahre angelegt, oder?
Der Vertrag läuft eigentlich über zehn Jahre. Eine Option gibt es aber: Wenn es heißt, dass alles abgerissen wird, weil es in die gesamte Neugestaltung der Innenstadt einfließen soll, dann gibt es die Möglichkeit einer Sonderkündigung an uns und wir würden eine Entschädigung erhalten. Dann wären wir nach fünf Jahren raus, weil wir dem Gesamtkonzept in der Innenstadt nicht im Weg stehen wollen.