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Chefin von Peek & Cloppenburg Bremen "Touristen lieben unsere Stadt"

Modehäuser traf die Pandemie besonders. Die Leiterin von Peek & Cloppenburg in Bremen spricht über stumme Rolltreppen, ihr Verständnis von Chefinseln und die Stimmung in der Branche.
11.08.2021, 11:54 Uhr
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Von Lisa Schröder

Frau Steinmüller, uns umgeben feinste Stoffe mit Spitze und Pailletten. Wir sitzen zum Gespräch in der Damenabteilung, in dieser Ecke bietet Peek & Cloppenburg Festtagsmode an. Im vergangenen Jahr mussten viele Hochzeiten und andere Feierlichkeiten ausfallen. Verkaufen Sie mittlerweile wieder mehr in dieser Abteilung?

Kristina Steinmüller: Tatsächlich. Wir merken, dass die Kunden Lust haben, wieder zu feiern. Viele sind unglaublich glücklich, dass Hochzeiten, Konfirmationen und andere Familienfeste nachgeholt werden – wenn auch im kleineren Kreis. Uns macht der Verkauf hier total viel Freude, weil dahinter ein schöner Anlass steht.

Gerade Ihre Branche haben die Auswirkungen von Corona hart getroffen und tun das auch weiterhin. Wie ist Ihr Haus durch diese Zeit gekommen?

Wir sind glücklicherweise als Filialunternehmen national und international gut aufgestellt und haben mit Van Graaf einen funktionierenden Onlineshop. Als unser Team hier in Bremen haben wir das Beste aus der Situation gemacht. Unser Motto war: Lieber machen als meckern.

Wie war das für Sie als Chefin? Hier waren einige Monate die Lichter komplett aus, oder?

Ja. Es ist natürlich schon ein besonderes Gefühl, durch unser Haus zu gehen und nicht mal eine Rolltreppe zu hören. Das waren vermutlich die intensivsten 18 Monate meines beruflichen Lebens.

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War das Haus verlassen?

Ein kleines Team war immer vor Ort. Wir haben im letzten Lockdown die Zeit genutzt, um im Untergeschoss eine Wäschewelt aufzubauen. Und wir haben für unsere Online-Kunden Pakete gepackt. Das Haus war also nie ganz menschenleer.

Wie geht es der Modebranche gerade?

Ach, ich glaube, wir sind im Aufbruch. Wir freuen uns alle, dass es auch stationär endlich wieder losgeht. Die Menschen haben immer noch Lust, sich einzukleiden. Jetzt am Samstag hat sich ein Kunde drei komplette Outfits ausgesucht. Inklusive Schuhe. Als er die Sachen in der Tüte bekam, sagte er glücklich: Es ist Zeit, sich wieder schick zu machen. Das trifft es ganz schön. Wir sind dankbar, dass wir unsere Kundinnen und Kunden wieder persönlich beraten können.

Sieht der Einkauf anders aus als sonst im Sommer?

Er gleicht sich der Zeit vor der Krise an. Im letzten Jahr ging es ganz klar eher um Bedarfskäufe. Jetzt gönnen sich die Menschen wieder einfach mal was Schönes.

Für die Textilbranche war in Zeiten des Lockdowns auch die Saisonware ein Problem. Wie haben Sie darauf reagiert? Konnten Sie die Kleidung über Rabatte noch verkaufen?

Ja, tatsächlich. Wir haben die verschiedenen Absatzwege gut nutzen können und sind mit einem blauen Auge davongekommen. Kleidungsstücke zu vernichten widerspricht unseren Prinzipien als verantwortungsvolles Familienunternehmen. 

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Wann muss welche Ware eigentlich eingekauft werden? Welche Jahreszeit beschäftigt Sie zum Beispiel jetzt im August?

Das ist je nach Produktgruppe sehr unterschiedlich aufgrund der verschiedenen Vorlaufzeiten. Zum Beispiel dauert alles, was gestrickt ist, deutlich länger und kann nicht kurzfristig nachgezogen werden. Im August bekommen wir so langsam Winterware geliefert. Und gedanklich beschäftigt sich unser Team im Einkauf mit dem übernächsten Herbst und Winter. Derzeit läuft die finale Abstimmung für Frühjahr und Sommer 2022.

Kaufen die Bremerinnen und Bremer anders ein? Lassen sich Muster im Vergleich mit weiteren Häusern von P & C erkennen?

Jeder Standort hat seine Besonderheiten. Wir sind eher ein sportives Haus. Man sieht es auch an uns beiden: Wir sind mit flachen Schuhen in der Stadt unterwegs – vielleicht auch kopfsteinpflasterbedingt. Es gibt durchaus Häuser, da kommt die Kundin in Pumps. Das sehe ich bei uns eher selten.

Gerade sprachen Sie zwei Kundinnen wegen Kleidungsstücken an. Kommt es im Alltag vor, dass Sie im Laden arbeiten?

Ich sehe mich als Teil des Teams und helfe gerne. Am Samstag stehe ich auch mit am Packtisch und unterstütze die Kollegen an der Kasse. Ich möchte nicht die Geschäftsleiterin sein, die den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt. Mir ist wichtig, nah am Kunden zu sein.

Seit wann ist Peek & Cloppenburg in Bremen?

Wir sitzen schon seit mehr als 60 Jahren in der Obernstraße – sei 2003 an diesem Standort. Wir haben eine tiefe Verbundenheit zu Bremen.

Um Vorhaben in der Innenstadt schneller voranzubringen, soll es eine neue Gesellschaft geben. Welche Aufgabe sollte der Geschäftsführer oder die Geschäftsführerin schnell anpacken?

Es ist aus meiner Sicht ganz wichtig, ein gemeinsames Verständnis von einer lebendigen Innenstadt zu entwickeln. Das umfasst mehr als den Einzelhandel. Viele Beteiligte in der Stadt haben die Chance erkannt, Bremen weiterzuentwickeln und wirklich zukunftsfähig zu machen – für die Bremer, die Menschen im Umland und die Touristen. Wir freuen uns über die Aufbruchstimmung.

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Welche Rolle spielen Urlauber für Sie als Textilhaus überhaupt?

Die Touristen lieben unsere Stadt. Oftmals sprechen sie positiver über Bremen als die Bremer selbst. Es ist schön, dass sie langsam wieder zurückkehren. Ich glaube schon, wenn noch ein bisschen Zeit ins Land geht, wenn Freimarkt und Weihnachtsmarkt wieder gefeiert werden können, dann werden die Touristen da sein, wie wir es gewohnt sind.

Wie sieht es bei der Nachfrage insgesamt aus?

In diesem Jahr haben wir von der Terminbuchung mit Testnachweis bis zur Öffnung mit einfachen Abstandsregeln verschiedene Etappen durchlaufen. Wir haben die Einschränkungen als richtig empfunden. Man merkt aber schon: Je freier die Regeln, desto mehr Kunden kommen auch. So ein Tag wie der verkaufsoffene Sonntag freut uns. Die Stadt war toll frequentiert! Wir hoffen, dass die Corona-Lage stabil bleibt und wir den zweiten Sonntag zum Freimarkt ebenfalls öffnen dürfen.

Was sagt derzeit Ihr Gefühl? Bleibt das Licht an?

Ja, doch! Wir können in Bremen sehr stolz sein, dass die Impfquote hier so hoch ist. Das hilft. Ich war am Sonntag zur Zweitimpfung im Impfzentrum. Ich war total froh, zu sehen, wie viele Menschen dort waren. Wir werden besser durch den Herbst und Winter kommen. Da bin ich ganz zuversichtlich. Ich denke, dass ich dieses Jahr an Heiligabend arbeiten darf. 

Das Gespräch führte Lisa Boekhoff.

Zur Person

Kristina Steinmüller

arbeitet seit vielen Jahren für die Unternehmensgruppe Peek & Cloppenburg KG Hamburg. Die gebürtige Bremerin leitet das Haus in der Obernstraße seit 2018 und seit diesem Jahr zudem das Geschäft im Weserpark.

Zur Sache

Ein Name, zwei Unternehmen

Peek & Cloppenburg gibt es in doppelter Ausgabe. Es bestehen nämlich zwei unabhängige Unternehmensgruppen: eine mit Hauptsitz in Düsseldorf, die andere mit Hauptsitz in Hamburg. Die Standorte in Bremen in der Obernstraße und im Weserpark gehören zur stärker im Norden ansässigen Gruppe Hamburg mit insgesamt 41 Geschäften in Deutschland sowie Polen, Lettland, Tschechien, Ungarn und der Schweiz. Peek & Cloppenburg Hamburg ist im Jahr 1911 gegründet worden. Bereits 1901 eröffneten Heinrich Anton Cloppenburg und Johann Theodor Peek unter dem Namen Peek & Cloppenburg in Deutschland erste Geschäfte – zuerst in Düsseldorf und dann in Berlin.

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