Die Zeiten gediegener Kaffee- und Teeservice sind schon eine ganze Weile passé. Statt vielteiliger und ästhetisch schlichter Kollektionen, die oft nur noch als hochwertige Staubfänger im Wohnzimmerschrank dienen, geht der Trend bei Bechern und Tassen längst Richtung Einzelstück mit individuellem Aufdruck. Das Blumenthaler Unternehmen Cup + Mug hat sich auf diese Art der Porzellan-Veredelung spezialisiert.
In der kleinen Werkshalle in der Ermlandstraße wächst gerade eine Blumenwiese auf einem weißen Porzellanbecher. Mit geschickten Handgriffen löst Porzellanveredlerin Ana Bobert ein Motiv von einem großen Druckbogen ab, weicht es kurze Zeit fast wie eine Briefmarke in einem Becken mit warmem Wasser ein und platziert den Blütenreigen vorsichtig auf dem Rohling. Wie bei der neuen Schutzhülle eines Handys streicht Bobert dann mit einer kleinen Karte die Luftblasen aus dem Aufdruck.
Bis zu 500 Becher und Tassen pro Tag werden so von drei Mitarbeiterinnen bearbeitet, bevor sie in den Ofen kommen und für mehrere Stunden bei etwa 850 Grad Celsius gebrannt werden. „Die Farben des Motivs verbinden sich so mit der Glasur und erhalten einen feinen Glanz“, erklärt Susanne Duwe, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Ralf seit bald 20 Jahren die Cup + Mug Company leitet.
Aus einer der etlichen Schubladen hinter den Arbeitstischen der Mitarbeiterinnen zieht Duwe einige der Druckvorlagen heraus, die das Unternehmen verwendet: Pflanzen und Tiere sind dabei, Stadtsilhouetten und Musikinstrumente, Fußballthemen und nordisch-maritime Motive wie Leuchttürme und Möwen. Sogar eine Tasse, die ein Traktorengeräusch produziert, gibt es. Da tuckert es, wenn man trinkt.
„Die Wertigkeit der verschiedenen Dekore ist mindestens genauso hoch wie die gesamte Weißware in unserem Lager nebenan“, verrät Susanne Duwe. Was sicherlich auch daran liegt, dass Cup + Mug immer wieder auch eigene künstlerische Kreationen herausbringt. Ganz aktuell ist die Zusammenarbeit mit dem Grafiker und Karikaturisten Volker Ernsting, der unter anderem für den WESER-KURIER und die Satiremagazine "Titanic" und "Pardon" gezeichnet hat. Für einen Becher hat der Vegesacker Künstler gerade die Bremer Stadtmusikanten auf seine ganz eigene Weise interpretiert. Eine weitere Serie des Unternehmens mit Blütenmotiven basiert auf den Naturfotografien zweier Biologinnen. Perlhyazinthen, Mohnblumen und Lavendel wirken auf den Tassen wie botanische Zeichnungen.
Cup + Mug beliefert als Großhandelsbetrieb vor allem Teeläden und Kaffeemanufakturen, Souveniergeschäfte auf den friesischen Inseln und Hotels im gesamten deutschsprachigen Raum. „Für Sportvereine oder Feuerwehrgruppen produzieren wir auch kleinere Auflagen mit etwa 100 Stück“, sagt Ralf Duwe, der vor der Gründung von Cup + Mug lange als Einkäufer für einen Teegroßhandel gearbeitet hat.
Vor etwa 20 Jahren kam das Ehepaar dann auf die Idee, selbst Porzellan zu veredeln. „Wir haben damals ganz klassisch in einer Doppelgarage auf einem Küchentisch angefangen. Wir hatten zwei Mitarbeiter und haben in einem normalen Töpferofen gebrannt“, erinnert sich Ralf Duwe, der sich wegen der guten Kontakte in die Branche bis heute um den Vertrieb der Becher, Tassen und Kannen kümmert. Seine Frau ist als studierte Innenarchitektin eher für den künstlerischen Teil der Produktion zuständig. Nach ein bis zwei Jahren des Ausprobierens kamen die individuellen Anfertigungen immer besser an bei den Kunden. 2005 zog der wachsende Betrieb an den Standort in Blumenthal. Heute sind dort zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
Ralf Duwe erklärt, dass die Porzellanveredelung aus historischen Gründen eigentlich eher in Mittel- und Süddeutschland angesiedelt sei. Veredelung bedeutet dabei, dass die Glasur mit dem Dekor im Ofen fachgerecht gebrannt wird. „Das ist etwas anderes als ein Onlineshop, der Fotos nach Kundenwunsch auf einen Becher druckt“, betont der 60-Jährige.
Obwohl der Trend zum individuellen Einzelstück bei Bechern und Tassen weiter anhält, ist Cup + Mug bis heute der einzige Porzellan-Veredler in Bremen und Umgebung. Es ist eines der Unternehmen, die auf moderates Wachstum setzen und dabei ihren Erfolg in der Nische gefunden haben.