Der Autobauer Daimler will die Arbeit für einen Großteil der Werke für zwei Wochen unterbrechen. Davon betroffen ist auch der Bremer Standort. Die Entscheidung hat das Unternehmen am Dienstag mitgeteilt. Demnach sollen die Bänder noch in dieser Woche zum Stillstand kommen. Die Unterbrechung der Arbeit betrifft auch ausgewählte Verwaltungsbereiche. Wie eine Sprecherin des Unternehmens dem WESER-KURIER mitteilte, soll lediglich eine Kernmannschaft im Werk bleiben: Sie soll den Notbetrieb aufrechterhalten sowie den Kundenservice und internationale Lieferketten sicherstellen.
Wo der Betrieb aufrechterhalten werden muss, wird das Unternehmen entsprechende Vorkehrungen zum Infektionsschutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter treffen. Beschäftigte aus der Verwaltung in Bremen-Sebaldsbrück waren bereits vergangene Woche ins Homeoffice gegangen.
Eine Verlängerung dieser Sicherheitsvorkehrungen hänge von der weiteren Entwicklung ab. In der Mitteilung des Autobauers hieß es zudem, mit dieser Entscheidung wolle sich Daimler auch auf eine Phase vorübergehend niedrigerer Nachfrage vorbereiten und die Finanzkraft des Unternehmens sichern. Die wirtschaftlichen Auswirkungen für Mercedes ließen sich derzeit weder hinreichend ermitteln noch verlässlich beziffern. Das Daimler-Management werde die Lage stetig beobachten und, wenn notwendig, weitere Schritte einleiten. Sollte sich die Situation entspannen, werde der Betrieb wieder vollständig aufgenommen.
Vor Daimler hatte bereits Audi mitgeteilt, seine deutschen Werke in Ingolstadt, Neckarsulm sowie die in Belgien, Mexiko und Ungarn bis zum Wochenende schrittweise herunterzufahren. Ab Montag soll die Fertigung stehen. In den deutschen VW-Werken soll die Produktion voraussichtlich ab Donnerstag nach der Spätschicht für zwei Wochen stillstehen, wie der Autobauer bei der Präsentation der Geschäftszahlen mitteilte.
Airbus will Produktion vorerst weiterlaufen lassen
Der Flugzeugbauer Airbus will die Produktion in seinem Bremer Werk vorerst weiterlaufen lassen. Es werde bis Freitag alles vorbereitet, so das Unternehmen, um die Gesundheits- und Sicherheitsvorkehrungen in Bezug auf Hygiene, Reinigung und Abstand umzusetzen. Zudem wolle man die Effizienz des Betriebs unter den neuen Arbeitsbedingungen verbessern. Ein Großteil der operativen Aktivitäten solle beibehalten werden.
Ein Sprecher von Airbus sagte: „In Bremen haben auch Mitarbeiter von Personaldienstleistern, Lieferanten und Kooperationspartnern weiterhin Zutritt. Dabei halten wir die strengen Gesundheits- und Sicherheitsprotokolle ein. Bei den Vorgaben richtet sich Airbus einerseits nach übergreifenden Standards des Unternehmens, ebenso nach den jeweiligen Regeln auf nationaler oder regionaler Ebene.“ Außerdem informierten die Spezialisten des medizinischen Dienstes von Airbus durch Infovideos, Besuche an den Arbeitsplätzen und Produktionsbereichen sowie durch eine Telefon-Hotline die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Um Gesundheits- und Sicherheitsauflagen umzusetzen, lässt Airbus in Spanien und Frankreich die Werke für vier Tage herunterfahren. Der Airbus-Sprecher ergänzte: „Unsere Endmontagelinie in China hat den Betrieb Mitte Februar bereits wieder aufgenommen.“
Unterdessen forderte die IG Metall, dass Betriebe mit Kurzarbeit das Geld für ihre Mitarbeiter aufstocken sollen. Da die Höhe des Kurzarbeitergeldes 60 oder 67 Prozent des letzten Nettoeinkommens beträgt, geht die IG Metall Bremen davon aus, dass viele Beschäftigte unter den Mindestlohn fallen. Die Bremer IG-Metall-Geschäftsführerin Ute Buggeln: „Es kann nicht sein, dass die Betriebe durch Steuereinnahmen in Form von Kurzarbeitergeld von ihren Personalkosten entlastet werden, während die Beschäftigten die ihnen entstehenden finanziellen Einbußen alleine tragen sollen.“ Alle seien gefordert, ihren Beitrag zu leisten: „Auch die Arbeitgeber.“
Außerdem erwartet die Gewerkschaft, dass Mitarbeiter, die niemanden für die Kinderbetreuung haben, Freistellungsregelungen in Anspruch nehmen, die aber jetzt meist zu ihren Lasten gingen. Ute Buggeln fordert hier Vereinbarungen auf betrieblicher Ebene zur bezahlten Freistellung sowie mehr Unterstützung bei der Kinderbetreuung.