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i³-Life-Sciences-Cluster Nordwest Das Team für die Härtetests

Das i³-Life-Sciences-Cluster Nordwest: Silberpharma bringt medizinische Produkte zur Marktreife. Das Cluster biete Gelegenheit, die Experten zusammenzubringen, die sonst nicht unbedingt zusammenfänden
28.12.2017, 22:12 Uhr
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Das Team für die Härtetests
Von Silke Hellwig

Dass Pia Janßen ihre Arbeit schätzt, ist unverkennbar. Sie leitet das Labor der Silberpharma GmbH, das in der Zweigstelle Sottrum angesiedelt ist. Und ihre Arbeit ist so vielfältig wie das Firmenprofil. Im Zentrum des Unternehmens stehen Dienstleistungen für Gesundheitsprodukte natürlichen Ursprungs, sie umfassen verschiedenste Analysen, Schulungen, das Verfassen von Packungsbeilagen sowie klinischen Gutachten, aber auch die eigene Entwicklung von Arzneimitteln.

Das bremische Familienunternehmen hat eine Vielzahl von internationalen Kunden in der Human- und Veterinärarzneimittel-, in der Kosmetikbranche sowie der Nahrungsergänzungsmittel-Industrie. Dazu zählen neben der bremischen Roha Arzneimittel GmbH und der Bego GmbH & Co. KG auch Unternehmen wie Kneipp, Bayer, Boehringer, Klosterfrau und Milupa.

Das Labor der Silberpharma erstreckt sich über mehrere Räume. Eine Kollegin von Pia Janßen ist damit beschäftigt, kleinste Mengen einer Substanz abzuwiegen. Die Mikrowaage ist so empfindlich, dass sich die Skalierung bewegt, wenn Lkw über die Straße vor der Tür donnern.

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Nebenan steht ein Zerfallszeittester, mit dem geprüft werden kann, ob und wie sich beispielsweise Gelatine-Kapseln in einer der Magensäure ähnlichen Flüssigkeit auflösen, um ihre Wirkstoffe freizugeben. In einem anderen Raum stehen Schränke, in deren Innerem unterschiedlichen Temperaturen herrschen, um Haltbarkeitsstudien zu ermöglichen.

Es gebe Phasen, da leiste das Laborteam eine Art analytischer Detektivarbeit wie Sherlock Holmes, sagt die Leiterin der Qualitätskontrolle, beispielsweise wenn es um Identitäts- und Gehaltsbestimmungen geht. Ebenso sei Erfindungsgeist gefragt. „Wir müssen oft eigene Wege finden, um Aufträge zu erfüllen, beispielsweise für die Analytik, um eine Substanz unter Tausenden aus einer Pflanze zu extrahieren und zu bestimmen." Solche Herausforderungen seien reizvoll, um sie zu bewältigen, spiele nicht nur das technische Know-how eine große Rolle, sondern auch die Berufserfahrung.

Firmennamensgeber Wolfgang Silber, der mit seiner Tochter Olivia der Spitze der Firma steht, hat langjährige Erfahrungen in der Administration, speziell in Zulassungs- und Registrierungsfragen. Dieses Know-how fließt ebenfalls in eines der vom Bund geförderten Projekte des i³-Life-Sciences-Clusters Nordwest ein.

Ausgerechnet in Bremen

Die Silberpharma GmbH steht im Projekt namens m-Health an der Seite der Unternehmen Q-Bioanalytic, Uzuner Consulting und des Instituts Biamol, an dessen Ende ein vermarktungsfähiger „Biosenor“ stehen soll, mit dem quasi im Handumdrehen, ohne Labortechnik gewisse Gesundheitsparameter beispielsweise über Antibiotika-Resistenzen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten analysiert werden können.

1992 nahm die Silberpharma GmbH als Ein-Mann-Betrieb ihre Geschäftstätigkeit auf. Wolfgang Silber kommt aus der Lebensmittelchemie, „als Quereinsteiger bin ich in die Pharmazie gekommen“. Dort war der Bremer lange im Feld der pharmazeutischen Technologie tätig, dann spezialisierte er sich auf Zulassungen im In- und Ausland, war im Bundesverband und in der Forschungsgemeinschaft der Arzneimittel-Hersteller engagiert.

Mit diesem reichen Erfahrungsschatz aus vielen Jahren stellte sich Silber auf eigene Beine. Ausgerechnet in Bremen? Das Land habe im Punkt der Pharma- oder Arzneimittelindustrie keinen Namen, sagt Silber, aber er sei Bremer und habe es bleiben wollen. Silber begann alleine, vor 20 Jahren kam seine Tochter hinzu, ebenfalls als Quereinsteigerin.

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Der Sohn hilft bei der Buchhaltung, neben seiner Tochter ist ein Schwiegersohn in der 2004 mitgegründeten Firma namens Bremer Pharmacovigilance Service GmbH tätig, die sich mit Arzneimittel-Sicherheitsthemen befasst. Inzwischen besteht das Silberpharma-Team aus 18 Köpfen, Festangestellten und freien Mitarbeitern, Medizinern, Chemikern, Pharmazeuten und Laboranten. Für gewisse Aufgaben werden das Know-how und die Leistungen zusammengezogen.

Der Jahresumsatz der Silberpharma GmbH liegt laut Firmengründer knapp an der Millionengrenze. „Wir sind vor allem für den kleineren Mittelstand tätig“, sagt Silber. Vielen dieser Firmen sei es wichtig, möglichst viele Leistungen aus einer Hand zu bekommen, so habe sich der Familienbetrieb nach und nach aufgestellt.

Familie Silber sieht sich hanseatischen Traditionen verpflichtet: „Ich gehe gerne zur Bank, um Geld einzuzahlen, aber mieten möchte ich es nicht“, sagt der Firmengründer. In der Unternehmensgeschichte gab es Höhen und Tiefen, die Firma entwickelte sich langsam, aber stetig und blieb familiär. „Wir wollen alle gut kennen, die dabei sind“, sagt Silber, das setze der Firmengröße natürliche Grenzen.

Ein weiteres Betätigungsfeld

Das Unternehmen haben schwierige Zeiten hinter sich, sagt Silber. Niemand habe entlassen werden müssen, aber gestiegene Anforderungen des Gesetzgebers an pflanzliche Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel hätten viele Kunden unter enormen Kostendruck gesetzt. 2005 fielen die pflanzlichen Arzneimittel aus der Kostenerstattung der Krankenkassen.

Die Folge: Die Forschungsintensität in diesem Bericht habe daraufhin enorm nachgelassen. Zudem hätten von etwa dieser Zeit an Drogeriemärkte Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel für sich als Umsatzbringer entdeckt, auch das habe den Markt verändert. Firmen hätten aufgegeben, dem Bremer Unternehmen gingen Kunden verloren.

Inzwischen hat sich Silberpharma erholt. Die Firma hat sich ein weiteres Betätigungsfeld gesucht: Medizinprodukte. Dabei konzentriert sie sich auf die In-vitro-Diagnostik, und damit bot sich auch die Mitgliedschaft im i³-Life-Sciences-Cluster an. „Das ist ein spannendes Thema, auch gesundheitspolitisch, das den Verbraucher direkt betrifft“, sagt Wolfgang Silber.

Fruchtbar in jeder Weise

Es mache Sinn, Methoden zu finden, mit denen bestimmte Krankheitsbilder unkompliziert und rasch erkannt werden können und die grob betrachtet ähnlich funktionieren sollen wie ein Schwangerschaftstest. In dem Forschungsprodukt mit den Kollegen aus Bremerhaven und Bremen ist die Expertise von Wolfgang und Olivia Silber samt Team vor allem auf administrativer Ebene gefragt.

„Wir kümmern uns um die Verkehrsfähigkeit des Produkts, um klinische Prüfungen, Reihenuntersuchungen bei Ärzten und Apotheken sowie Genehmigungsfragen.“ Sie seien überzeugt, dass das Chiplabor, das im Projekt „m-Health“ entwickelt wird, bald Marktreife erreichen kann. Das Cluster biete Gelegenheit, die Experten zusammenzubringen, die sonst nicht unbedingt zusammenfänden, sagt Silber, sich aber ideal ergänzten.

Die Zusammenarbeit sei nicht nur verlässlich, sondern auch fruchtbar in jeder Weise. Allerdings sei es wichtig, wie sich das Netzwerk in Zukunft aufstelle. Derzeit sei das Cluster eigentlich zu klein, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Aber wenn es zu groß werde, könne es schnell unübersichtlich werden und eine gewisse Form der Vertraulichkeit unmöglich machen, die in der Branche unerlässlich sei. „Man kann einiges machen, aber alle müssen davon profitieren, und wir brauchen einen roten Faden.“

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