Waleed drückt den Knopf der Maschine, die stanzt tackernd seinen Namen in ein Stück Metall, dass er hinterher als Einkaufschip und als Flaschenöffner nutzen kann. "Das hier habe ich zum ersten Mal gemacht", sagt er sichtbar begeistert. Der 20-Jährige macht gerade an der Europaschule Schulzentrum Utbremen eine Berufsorientierung mit Sprachkurs. An diesem Freitagvormittag ist er aber in Walle im Gewerbegebiet Bayernstraße beim Bremer Handelshaus J.H. Jaeger & Eggers auf einer Berufsinfo-Messe. In und um die Ausstellungsräume herum präsentieren sich insgesamt acht Unternehmen, die auch größtenteils im Gewerbegebiet ansässig sind. Mehrere Schulklassen informieren sich über verschiedene Berufe vor allem im Handwerk. Waleed hat noch keinen konkreten Wunsch und macht sich weiter Gedanken.
Diese neue kleine Messe zur Berufsorientierung geht auf einen Zufall zurück, wie Ausbildungsbegleiter Björn Kleinhammer von der Bremer Handwerkskammer allen erzählt. Ganz in der Nähe von Jaeger & Eggers befindet sich das Berufsbildungszentrum der Bremer Handwerkskammer, und da hat Kleinhammer einen festen Parkplatz – im Gewerbegebiet Bayernstraße ist das nicht einfach mit Parkplätzen.
"Eines Morgens kam ich dorthin, und jemand hatte sich auf meinen Parkplatz gestellt," erzählt der Ausbildungsbegleiter. Im Gebäude ließ er per Ausruf den Falschparker suchen. Der kam auch zum Parkplatz. Das war Stephan Bittner, bei Jaeger & Eggers zuständig für Einkauf und Vertrieb. Statt ihn als Falschparker anzupampen, kam Kleinhammer mit ihm ins Gespräch. Und dabei entstand die Idee für diese kleine Messe, die nun im und vor dem Ausstellungsbereich des Handelshauses stattfindet, das Werkzeuge, Maschinen und Industriebedarf in allen Facetten vertreibt. Die Kammer ist auch mit an Bord.
Infos zwischen Schutzhelmen und Flexscheiben
So ziehen die Schüler zwischen Schutzhelmen, Schraubenziehern und Flexscheiben von Stand zu Stand und informieren sich über verschiedene Berufsbilder. Gleich am Eingang zum Handelsunternehmen hat sich ein Fahrzeug der Firma Makita postiert und zeigt mit seinen Akkuschraubern und Bohrmaschinen den Traum eines jeden Heimwerkers.
Zur Begrüßung macht Maximilian Krause den Schülern Mut. Der Betriebsleiter von Jaeger & Eggers erzählt: "Es ist knapp 16 Jahre her, dass ich auf so einem Berufsinfotag war, und da habe ich auch zu meinem späteren Beruf gefunden." Das war damals bei Kaufland, und der Geschäftsführer habe seinerzeit die richtige Ansprache gefunden. Krause startete seine Ausbildung zum Einzelhändler. Damit begann seine Handelskarriere, die ihn auch in die Unternehmenszentrale nach Neckarsulm führte. Dem Handel blieb er treu, seit einigen Jahren nun als Betriebsleiter von Jaeger & Eggers.
Tiefbauer oder Elektriker werden
Das Einstanzen des Vornamens auf den Einkaufschip am Stand von Jürgen Klose Industrietechnik entpuppt sich als Hit. Auch Firat und Fabrice haben sich ihre Namen auf das Metallstück getackert. Sie sind beide 15 Jahre alt, gehen in die zehnte Klasse an der Gesamtschule West und haben ein paar Ideen. "Vielleicht wäre Tiefbauer oder Elektriker etwas für mich", sagt Firat, der schon ein Schulpraktikum bei Kaefer Isoliertechnik gemacht hat. Fabrice möchte gerne irgendetwas Handwerkliches machen, und das vielleicht bei der BSAG, wenn es klappt.
Am Stand der Buntentor's Glaserei Wolff trauen sich die Schüler eher weniger ans Werkzeug als bei den Metallchips. Hier können sie sich ein Stück Glas oder ein Stück Spiegel zurechtschneiden. Inhaber Markus Siebenbürgen erzählt, dass sie bisher drei Schüler hatten. Aber vielleicht überwog ja auch nur die Sorge vor sieben Jahren Pech, wenn sie beim Spiegel etwas kaputt machen.
Tiemann Nutzfahrzeuge hat eine Radachse aufgebaut, an der die Schüler herumschrauben können. "Wir hatten schon viele interessierte Fragen", freuen sich die Mitarbeiter am Stand – denn Tiemann sucht jedes Jahr Azubis, doch nicht immer sind es genug für alle Stellen.
Lieber persönlich, als über soziale Netzwerke
Was aber alle Betriebe vor Ort machen: Sie begegnen den Jugendlichen direkt, zeigen ihnen etwas und loben sie, wenn sie an der Maschine gut gearbeitet haben. Das sei der richtige Weg, wie der Bestseller Autor Rüdiger Maas noch am Donnerstagabend als Gast bei der Ehrung des Handwerker des Jahres befand. Lieber den direkten Kontakt suchen und die Jugendlichen so abholen, als zu viel über soziale Netzwerke zu gehen – und eben Verständnis zeigen. Denn dass bei dieser Generation Z die jungen Menschen sind, wie sie sind, das gehe auch auf die Eltern zurück– Stichwort "Hubschrauber-Mutti".
Doch das ist bei den Jugendlichen vor Ort kein Thema. Noch bis zum Mittag fragten sie sich an den Ständen schlau oder lauschten einem der Vorträge über verschiedene Berufe. Vielleicht wird einer der Betriebe vor Ort Waleed im kommenden Jahr als Azubi begrüßen – in diesem Fall indirekt dank eines Falschparkers.