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Neuer Eigentümer für Bremer Schokoladenhersteller Hachez Die freundliche Übernahme

Bremen. Die Überraschung ist den beiden Chefs des Schokoladenherstellers Hachez gelungen. Hasso Nauck und Wolf Kropp-Büttner hatten unter dem Titel "Agenda 2015" in den Bremer Firmensitz geladen. Dass sich dahinter die Nachricht vom Verkauf des Unternehmens verbirgt, hat niemand geahnt.
20.04.2012, 05:00 Uhr
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Von Günther Hörbst

Bremen. Die Überraschung ist den beiden Chefs des Schokoladenherstellers Hachez gestern gelungen. Hasso Nauck und Wolf Kropp-Büttner hatten unter dem Titel "Agenda 2015" zu einer Veranstaltung im Bremer Firmensitz geladen. Dass sich dahinter die Nachricht vom Verkauf des Unternehmens an einen dänischen Süßwarenhersteller verbarg, ahnte niemand.

"Wir waren am Mittwochabend in Hamburg bei einem Notar", sagte Nauck zur Einführung und deutete dabei auf zwei Herren, die sich ebenfalls im Raum befanden. Diese beiden Herren repräsentierten den neuen Eigentümer, die Toms Gruppen, aus Ballerup bei Kopenhagen. "Dabei haben wir unsere Anteile an der Hachez-Holding im Sinne einer Unternehmensnachfolge zu 100 Prozent an Toms verkauft", sagte er weiter. Toms sei der größte dänische Süßwarenhersteller und wie Hachez mit der Marke Anthon Berg im Premium-Schokoladensegment aktiv.

Jesper Møller, der Vorstandsvorsitzende des neuen Hachez-Eigentümers, hatte seinen Strategie-Chef Daniel Patsch mitgebracht. Der Toms-Chef sagte dann: "Wir sind sehr froh, dass der Kauf geklappt hat. Wir wollen außerhalb Dänemarks wachsen. Wir sind finanziell gut aufgestellt und sehen in Deutschland gute Möglichkeiten." Auf Hachez seien sie erstmals im Frühjahr 2011 zugegangen. Der Name sei in der Branche bekannt. Immerhin sind die Bremer im Premium-Segment die Nummerzwei im deutschen Markt hinter Lindt.

Møller sieht für sein ambitioniertes Unternehmen, das rund 800 Mitarbeiter in Dänemark und Schweden beschäftigt, im eigenen Land keine weiteren Wachstumsmöglichkeiten mehr. Deutschland sei der mit Abstand interessanteste Markt für Toms. "Und mit Hachez haben wir für diese Strategie den perfekten Partner gefunden", lobt Møller. Dessen Rede bei der Betriebsversammlung sei auch ziemlich gut angekommen, berichten Teilnehmer. Er habe in perfektem Deutsch gesprochen und eine sehr positive Stimmung transportiert.

Nauck und Kropp-Büttner betonen, dass nicht sie aktiv nach einem Käufer gesucht haben. Vielmehr hätten man in vielen Gesprächen mit den Managern von Toms festgestellt, dass diese Zusammenarbeit für beide Seiten fruchtbar sein könne. "Es gibt viele Parallelen bei der Auffassung über das Geschäftsgebaren", sagt Kropp-Büttner. "Zudem hat Toms von Beginn an keinen Zweifel daran gelassen, dass Produktion, Standort und Belegschaft in Bremen erhalten bleiben werden."

Mehr noch: Nauck sowie Kropp-Büttner werden bis mindestens 2015 als Geschäftsführer von Hachez in Bremen weiterarbeiten – womit auch die Formulierung "Agenda 2015" auf der Einladung geklärt wäre. Für die beiden Hachez-Chefs kurios: Unter der neuen Konstellation kehren sie zu dem Modell zurück, das sie vor der Übernahme des Unternehmens im Jahr 2000 bereits einmal ausgeübt hatten. Davor waren sie nämlich auch Hachez-Geschäftsführer.

Jesper Møller jedenfalls erwartet viel von dem Zusammenschluss: "Die Marken Hachez und Feodora sind für unser Haus ebenso eine Bereicherung wie die Herren Nauck und Kropp-Büttner", sagte er. "Es ist unser Interesse, die Eigenständigkeit der Unternehmen zu erhalten und so die Geschäfte weiter auszubauen. Dabei gibt es gute Grundlagen dafür, dass die Unternehmen in vielerlei Hinsicht voneinander profitieren können."

Etwa, indem Toms seine Premiummarke Anthon Berg mithilfe des Hachez-Vertriebs-Know-hows in Deutschland etabliert. Und Toms umgekehrt Feodora und Hachez in Dänemark stärker einführt. Ein anderer Effekt könnte sein, dass die aufwendige Verpackung von Pralinen per Hand ganz nach Bremen verlagert wird. Denn dort ist das Lohnniveau rund fünf Prozent niedriger als in Dänemark. Umgekehrt könnte es sinnvoll werden, die in Kopenhagen stark automatisierte Produktion zu konzentrieren. All das werde man in den kommenden Monaten analysieren und gegebenenfalls umsetzen, sagte Nauck.

Hasso Nauck jedenfalls ist sehr davon überzeugt, dass sich der Verkauf für den Standort Bremen bei geschicktem Management auszahlen kann. "Wenn wir alle Möglichkeiten nutzen, die der Wunsch von Toms nach Expansion in Deutschland bietet, könnte es für Bremen sogar eine Aufwertung bedeuten." Ob das auch heißt, dass am Ende gar zusätzliche Stellen dazukommen könnten, wollte Nauck noch nicht sagen. Ausschließen will er es aber wiederum auch nicht.

Der neue Hachez-Eigentümer ist zumindest gestern als glücklicher Partner in Bremen aufgetreten. Jesper Møller findet die Hansestadt zauberhaft, glaubt auch, dass die Mentalitäten beider Unternehmen sehr gut zusammenpassen und sprach von einer rosigen Zukunft. Um bei seinen künftig häufigeren Bremen-Besuchen noch besser mit den neuen Partnern sprechen zu können, will er sogar wieder die Schulbank drücken, um sein Deutsch aufzupolieren.

Hasso Nauck und Wolf Kropp-Büttner wiederum sind froh, dass sie mit dem Verkauf an Toms auch ein Vorhaben früher als geplant umsetzen konnten: Nämlich die geglückte Nachfolgeregelung. Der Nachwuchs in beiden Familien hatte sich nämlich schon anderen beruflichen Gebieten zugewandt.

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