Wenn eine Lampe im Treppenhaus nicht angeht, Schuhe vor der Wohnungstür stehen oder sich der Sperrmüll im Flur stapelt, dann schlägt die Stunde der Hausmeister. In vielen Bremer Wohnblöcken und Siedlungen gibt es sie, besonders häufig da, wo Wohnungsbaugesellschaften die Eigentümer der Gebäude sind.
Hausmeister – das klingt wie letztes Jahrhundert. Und in gewisser Weise kehren viele Wohnungsunternehmen gerade dorthin zurück. Jahrelang hatten sie Hausmeister wegrationalisiert, outgesourct. Nun werden sie wieder eingestellt. Denn den Mietern fehlte etwas: jemand, der regelmäßig nach dem Rechten sieht.
„Sie sind der klassische Kümmerer vor Ort und Ansprechpartner für unsere Kunden“, sagt eine Sprecherin der Vonovia, Deutschlands größtem Vermieter. Das Wohnungsunternehmen hat mehr als 11 000 Wohnungen in der Hansestadt, um die sich die sogenannten Objektbetreuer kümmern. „2011 haben wir damit angefangen, diesen Service anzubieten“, sagt die Sprecherin. Die Erfahrungen seien positiv – für das Unternehmen, aber auch für die Kunden.
Das ist auch der Eindruck bei Brebau. Hier seien Hauswarte schon seit mehreren Jahrzehnten die Regel, sagt Brebau-Geschäftsführer Thomas Tietje. „Er ist unser Gesicht vor Ort.“ Wohnen sei etwas sehr Intimes und Persönliches. Da sei es für die Mieter wichtig, einen persönlichen Ansprechpartner zu haben. 14 Hauswarte kümmern sich um jeweils 350 bis 400 Wohnungen.
„Unsere Hauswarte sind irgendwo zwischen Dorfsheriff und Diplom-Psychologe“, sagt Tietje. So vielfältig seien die Aufgaben – nicht nur die technischen. Wenn es Probleme mit dem Müll gibt, sind sie genauso da, wie wenn sich Bewohner über zu laute Nachbarn beschweren. „Manche Menschen isolieren sich, eine Hausgemeinschaft gibt es dann nicht mehr“, sagt der Geschäftsführer. Die Hauswarte seien auch da, um die Beziehungen wieder zu kitten und bei kleinen Streitigkeiten zu vermitteln.
Die meisten seien täglich mit dem Fahrrad unterwegs, um in jedem Haus nach dem Rechten zu schauen. Kleine Reparaturen übernehmen sie selbst, steht etwas Größeres an, koordinieren sie die Aufträge mit den Handwerkern. Haben Bewohner Probleme, reicht oft ein Anruf oder ein kurzer Besuch in einem der Hauswart-Büros, die über die Brebau-Objekte verteilt sind. Auf anonyme Callcenter, die Beschwerden entgegennehmen, will das Unternehmen verzichten.
"Kümmerer vor Ort"
Bei Brebau hätten die Hauswarte täglich mit unterschiedlichen Menschen aus vielen verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Wünschen und Bedürfnissen zu tun. „Wenn Sie ein großer Vermieter sind, müssen Sie etwas gegen die wachsende Anonymität unternehmen“, sagt Tietje. Hauswarte könnten dafür die Antwort sein.
Dass es wieder vermehrt Hausmeister und Hauswarte gibt, beobachtet auch der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Es sei ein bundesweiter Trend. „Viele Unternehmen sagen: Es ist für uns wichtig, zu hören, was im Quartier passiert“, sagt Sprecherin Katharina Burkardt. „Der Hausmeister wird für sie wieder ein bisschen zum Sensor.“ Zwar steige im Einzelfall nicht notwendigerweise die Zahl der Hausmeister, jedoch sei das eigene Personal häufiger vor Ort als Kollegen von Fremdfirmen.
Jeder fünfte Mieter wisse aber nicht einmal, ob es in seinem Gebäude einen Hausmeister gibt, kam vor einiger Zeit bei einer Befragung der Tag Immobilien AG – sechstgrößter Vermieter in Deutschland – heraus. Die große Mehrheit wolle demnach, dass die Häuser besser instand gehalten und Mängel schneller beseitigt werden. Immobilienexperten verweisen seit längerem darauf, dass zufriedene Mieter der Verwaltung weniger Scherereien machen und seltener umziehen – was Kosten vermeidet.
Die Tag Immobilien AG mit ihren mehr als 80 000 Wohnungen hat Mieterbüros als Anlaufstellen eingerichtet und die Zahl der Hausmeister aufgestockt – zunehmend mit eigenem Personal, weil das die Kosten senke. Die Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft führte gar den „sozialen Hausmeister“ als Vertrauensperson und Helfer ein, ein Pilotprojekt mit Förderung vom Land Sachsen.
Bei Bremens größtem Immobilienunternehmen, der Gewoba, gibt es sogar 85 Hauswarte, die sich um die Häuser und Siedlungen kümmern. Das Unternehmen geht aber noch einen Schritt weiter. Seit etwa 25 Jahren gibt es zusätzlich an diversen Häusern Logen. „Hier sitzen unsere Concierges“, sagt ein Sprecher. Damit seien Leute gemeint, die sich nicht um die technischen Belange eines Gebäudes kümmern, sondern mehr eine Art Pförtner sind.
Gerade bei großen Objekten mit 80 bis 100 Wohnungen wie etwa im Schweizer Eck oder in der Vahr gebe es diese Logen am Eingang. Die Mitarbeiter dort seien so etwas wie die gute Seele der Gebäude. „Sie nehmen Pakete an oder tragen auch mal die Einkaufstaschen hoch“, sagt der Sprecher. Sie erhöhten aber auch das Sicherheitsgefühl vieler Bewohner, weil sie wüssten, dass immer jemand da ist. Die meisten Logen seien rund um die Uhr besetzt.