Sie haben eine auf künstlicher Intelligenz basierte Plattform ins Leben gerufen. Was kann die Automobilindustrie von Ihnen lernen?
Ankur Modi: Die Technologie war in ihrer Geschichte stets starken Veränderungen ausgesetzt. Immer wieder musste neu überlegt werden: Wie können wir die neuen Technologien nutzen, wie können wir sie kontrollieren? Nun steht die Automobilindustrie vor großen Umwälzungen: Das Auto wird autonom, künstliche Intelligenz spielt dabei eine große Rolle. Der Fahrer gibt die Kontrolle und damit die Verantwortung über das Auto ab. Und da kommen wir ins Spiel: Wir beschäftigen uns damit, wer hinter dem System steckt, das das Auto bewegt.
Was meinen Sie damit konkret?
Autobauer beschäftigen Menschen, die die smarten Autos herstellen, sie mit Technik und Software ausstatten und diese immer wieder auf den neuesten Stand bringen. Deswegen brauchen diese Firmen und ihre Mitarbeiter Aufsicht, denn Menschen machen Fehler. Und diese können gerade beim autonomen Fahren gravierend ausfallen. Da unterstützt unsere Plattform: Wir schauen uns die Metadaten aus den Unternehmen an, analysieren, wann und warum Fehler gemacht werden und helfen den Firmen so, besser zu werden und Fehler schon im Vorfeld zu vermeiden.
Menschen machen nicht nur Fehler. Sie können auch Datenmissbrauch betreiben.
Das ist ein großes Problem. Und genau darum geht es uns auch: herauszufinden, wie Missbrauch vorgebeugt werden kann. Im Grunde genommen hilft unsere Plattform Unternehmen zu verstehen, wie ihre Mitarbeiter, die Menschen sind, ticken. Wir systematisieren das.
Das heißt, dass von den Mitarbeitern – auch in Bezug aufs autonome Fahren – aus Ihrer Sicht eine große Gefahr ausgehen kann?
Auf jeden Fall. Im Fall der Autoindustrie ist ganz klar: Wir können nicht einen einzelnen Angestellten dafür sorgen lassen, dass es zu einer Katastrophe kommt. Die Unvollkommenheit des Menschen ist ein großes Risiko. Bei all den Daten müssen wir für mehr Transparenz sorgen: Es gibt doch jedem Fahrer eines autonomen Autos ein besseres Gefühl, wenn er weiß, dass diejenigen, die den Wagen gebaut haben, nicht 13 Stunden pro Tag daran gearbeitet haben und sich so die Fehlerquote erhöht haben könnte. Dadurch entsteht Vertrauen in das Auto und in den Hersteller.
Mit welchen Daten arbeiten Sie?
Wir analysieren die Daten, die wir von den Kunden bekommen. Mit ihrer Hilfe können wir Diagramme erstellen, die wiedergeben, wie sich Mitarbeiter in dem Unternehmen verhalten. Die künstliche Intelligenz, die wir geschaffen haben, vergleicht diese Daten mit Daten anderer Firmen, in denen es ähnliche Job-Profile gibt. Mittlerweile haben wir die Daten Hunderttausender Angestellter auf unserer Plattform.
Arbeiten Sie schon mit Kunden aus der Automobilindustrie zusammen?
Derzeit fokussieren wir uns noch auf den Finanzsektor und den Dienstleistungsbereich. Dort gibt es jede Woche Zwischenfälle, die mit den Mitarbeitern zu tun haben. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir auch mit Autobauern und Zulieferern zusammenarbeiten. Denn die Frage, wer beim autonomen Fahren die Verantwortung hat und wer denjenigen kontrolliert, wird schon jetzt diskutiert.
Glauben Sie, dass die Diesel-Krise mit einer Auswertung von Mitarbeiter-Daten im Vorfeld hätte anders ausgehen können?
Während der Dieselkrise hat es Mitarbeiter gegeben, die wissentlich Informationen durchgestochen und damit den ganzen Markt destabilisiert haben. Zumindest das hätte wesentlich früher verhindert werden können.
Das Gespräch führte Maren Beneke.
Zur Person:
Ankur Modi (29) hat Informatik an der Jacobs University studiert. Bevor er Status Today gründete, arbeitete er für Microsoft. Vom Forbes-Magazin wurde der gebürtige Inder zu Europas 30 wichtigsten Tech-Pionieren unter 30 ernannt.