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Made in Bremen: Photograph X Die Zitronen ins rechte Licht gerückt

Das Bremer Unternehmen Photograph X fotografiert Essen für Werbung und Verpackungen. Was appetitlich aussieht, muss es aber nicht immer sein.
07.03.2020, 20:44 Uhr
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Die Zitronen ins rechte Licht gerückt
Von Ivonne Wolfgramm

Authentisch und lecker soll es aussehen und idealerweise auch gleich zum Kauf anregen: Jeden Tag begegnen Konsumenten den appetitanregenden Fotografien von Lebensmitteln – beim Einkauf, in der Werbung oder in Kochbüchern. Doch der Aufwand, der hinter diesen Abbildungen steckt, ist wohl den wenigsten Kunden bekannt. Dabei gibt es mitten in Bremen ein Fotostudio, das sich auf die sogenannte Food-Fotografie spezialisiert hat.

Seit 20 Jahren setzen Ingrid Dübel und Martin Ristow in ihrem Fotostudio Photograph X auf dem Plantagenhof in Findorff verarbeitete und unverarbeitete Lebensmittel in Szene. Unterstützung bekommen sie dabei von ihren sechs Mitarbeitern, die sich jeden Tag den Herausforderungen des Food-Stylings, der Food-Fotografie sowie den nationalen und internationalen Kunden stellen.

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Bevor sie Photograph X gründeten, war Ingrid Dübel als freiberufliche Fotografin tätig, und Martin Ristow arbeitete in einem großen Fotostudio. Beide kannten sich schon länger und waren begeistert von dem Gedanken, ihr eigenes Unternehmen aufzubauen. „Ingrid hat mich also aus dem Studio, in dem ich angestellt war, rausgeholt, und gemeinsam haben wir etwas neues angefangen“, sagt Martin Ristow.

Die Örtlichkeiten für ein eigenes Studio waren schnell gefunden, ein Loft in einem Findorffer Lagerhof. „Es ist einfach toll hier“, schwärmt Ingrid Dübel noch nach 20 Jahren. „Die Atmosphäre stimmt einfach, und die Lage ist auch sehr praktisch.“ Der Weg zum Findorffer Markt sei kurz, dort kaufen die Fotografen öfter mal für ihre Shootings ein. In der Anfangszeit probierten sich die beiden Gründer von Photograph X aus. In welche fotografische Richtung sollte es gehen? Es dauerte nicht lange, bis sie die Food-Fotografie für sich entdeckten.

Auf den Lebensmittelverpackungen in Deutschlands Supermarktregalen

Mittlerweile haben sich Dübel und Ristow einen großen Kundenstamm aufgebaut. Zu ihren Kunden zählen nationale und internationale Werbeagenturen, Discounter und Supermärkte, Handelsmarken und Markenwaren. Ihre Fotografien sind auf vielen Lebensmittelverpackungen in Deutschlands Supermarktregalen zu finden.

Von der Zubereitung der Lebensmittel bis zur endgültigen Bildbearbeitung findet alles im Bremer Studio statt. „Dafür haben wir hier auch eine eigene Küche“, sagt Dübel beim Rundgang durch das Studio. Vollständig ausgestattet mit Herd, Backofen, Mikrowelle, Kühlschrank und Kochgeschirr bereiten die Fotografen die Produktproben der Hersteller zu. Gerade köchelt ein Topf mit Linsen auf dem Herd, auf der Kücheninsel sind schon die Zitronen für eine nachfolgende Fotosession geschnitten.

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Währenddessen drapiert Fotografin Cathrin Eisenstein Acryl-Eiswürfel um frische Lachsstücke. Untergrund, Anordnung der Lebensmittel und Deko sowie das Licht und die Position der Kamera müssen genau stimmen, damit das Foto perfekt wird. „Da kann ein Kundenauftrag mit wenigen Fotos schon einmal einen ganzen Tag dauern“, sagt Dübel.

Damit später das Produktfoto auch genau auf die Verpackung passt, übermitteln die Klienten bei Auftragsvergabe gleich das entsprechende Layout. „So können wir das Foto schon so konzipieren, dass es später stimmig mit der Verpackung ist“, erklärt Martin Ristow. Vier Foto-Arbeitsplätze besitzt das Studio, sodass das Team mehrere Aufträge gleichzeitig bearbeiten kann.

Was für die tägliche Arbeit wichtig ist

Neben Küche und Arbeitsplätzen gibt es noch einen anderen Ort, der für die tägliche Arbeit der Food-Fotografen und -Stylisten wichtig ist: das Lager. Geschirr, Besteck, Tisch- und Platzdecken, Kochgeschirr und tausend andere Requisiten in allen Farben und Formen sind hier zu finden. Aus diesem Fundus bedienen sich die Fotografen täglich. „Manche Requisiten stellen wir auch selbst her“, sagt Dübel und verweist als Beispiel auf die unzähligen Holzbretter, die meist als Untergrund für die späteren Fotos verwendet werden.

Gerade weil das Team von Photograph X jeden Tag mit Lebensmitteln arbeitet, ist den Geschäftsführern ein achtsamer Umgang damit wichtig, wie Ristow sagt: „Wir versuchen, so gut wie nichts wegzuwerfen. Unser Ziel ist es, alle Lebensmittel nach dem Fotoshooting zu verbrauchen.“ Entweder essen sie die Produkte selber oder verschenken sie. „Nachhaltigkeit ist für uns wichtig. Daher arbeiten wir auch mit oft mit Bio-Firmen zusammen“, sagt Ristow.

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Allerdings ist eine Weiterverwendung der Waren nicht immer möglich. Denn damit Fisch, Steak oder Wasserflasche für den Kunden später ansprechend aussehen, müssen die Fotografen so manches Mal in die Trickkiste greifen. Da kann mitunter auch der Kleber zum Einsatz kommen, damit etwa die Deko am richtigen Platz bleibt und nicht wegrutscht.

Ristow und Dübel schätzen seit jeher das familiäre Arbeitsklima, das in ihrem Unternehmen herrscht. „Ich freue mich jeden Morgen, wenn ich mich auf den Weg ins Studio mache“, sagt Ingrid Dübel. Ihr Geschäftspartner pflichtet ihr bei: „Wir haben hier flache Hierarchien. Man verbringt so viel Zeit mit seinen Kollegen, da sollte die Arbeit auch Spaß machen.“

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