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Made in Bremen: „Yogut“ Ein Start-up verkauft Joghurt zum Selbermachen

In der Bremer Neustadt sitzt Heike Mühlendorf mit ihrem kleinen Yogut-Team und verkauft blau-weiße Kapsel, aus denen Joghurt entstehen soll. Ganz nach dem Do-It-Yourself-Trend.
14.12.2019, 20:25 Uhr
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Ein Start-up verkauft Joghurt zum Selbermachen
Von Frieda Ahrens

Sieben blau-weiße Kapseln liegen auf dem Tisch. Sie sehen aus wie Pillen aus der Apotheke. Daneben: ein Thermometer. Wer sich bei diesem Anblick an einem Krankenbett wähnt, der liegt falsch. Es geht um Joghurt – und um die Idee von Heike Mühldorfer.

Sie hat zusammen mit Uwe Diesselmeier die Marke „Yogut“ gegründet. Die Konzept dahinter: Joghurt selbst herstellen. „Der Trend des Do-It-Yourselfs wird größer. Joghurt bietet sich da total an“, sagt Mühldorfer.

Joghurt sei für die beiden Gründer ein Produkt der Kindheit. „Meine Mutter hat schon selbst Joghurt gekocht“, sagt Mühldorfer. Außerdem sei Joghurt bei einer gesunden Ernährung sehr wichtig. Er helfe dem Darm, der Haut und – das mag überraschen – der Psyche. „90% Prozent des Serotonin-Gehalts im Körper werden im Darm produziert und gespeichert“, sagt Mühldorfer. Serotonin sorge für ein Gefühl der Gelassenheit, für innere Ruhe und Zufriedenheit, ist zum Beispiel in Schokoladen und Walnüssen enthalten. Wenn es der Darmflora gut gehe, dann gehe es auch dem Serotonin Haushalt gut.

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Doch wie wird aus einer kleinen Kapsel Joghurt? Dafür braucht man eine Pille mit den Bakterienkulturen, 500 Milliliter Milch, ein Thermometer, einen Topf und 15 Minuten Zeit. Milch und Kapseln werden erhitzt und müssen anschließend acht Stunden lang bei einer Temperatur von 43 Grad bleiben. Erst bei dieser Temperatur fühlen sich die Bakterien wohl und fangen an, Laktose zu spalten und zu flocken, sodass der cremige säuerliche Joghurt entsteht. „Es darf nicht zu heiß sein, dann sterben die Bakterien. Wenn es zu kalt ist, dann dauert es einfach länger, weil die Bakterien nicht so gut arbeiten, geht aber auch“, sagt Mühldorfer. Nach den acht Stunde Hitze müssen die Gläser mit dem Joghurt dann über Nacht noch in den Kühlschrank. Am nächsten Tag seien sie fertig.

„Also das ist kein echter Aufwand, das fühlt sich nur so an“, sagt Mühldorfer. Zum Beispiel könne man sich im Internet günstig einen Joghurtbereiter kaufen – die sehen aus wie Eierkocher und funktionierten wie Brutkästen. Alternativ könne man die Gläser auch in den Backofen stellen – da müsse man nur ein Thermometer dazu legen und die Temperatur im Blick behalten. Oder man bastle sich aus einer Kühlbox mit Decken und einer Wärmflasche selbst einen Joghurtbereiter.

Nachhaltigkeit und Gesundheit

Warum sollte man sich die Mühe machen? Ein wichtiger Grund ist für Mühldorfer die Nachhaltigkeit. Aus einem Paket mitsieben Kapseln könne man 21 Liter Joghurt herstellen. Damit spare man 140 Plastikbecher. Man müsse natürlich die Milch kaufen, die komme meist auch im Tetrapack. „Wir behaupten ja nicht, dass wir mit unserem Ding die Welt retten können. Kleine Schritte sind wichtig“, sagt Mühldorfer.

Ein weiterer Grund sei die Gesundheit. Je frischer der Joghurt, desto besser die Wirkung auf Darm und Verdauung. Außerdem zielen die Produkte von Yogut auf ernährungsbewusste Menschen ab, die sich für ihr Essen auch gerne mal Zeit nehmen. „Und damit meine ich nicht nur Middle-Age-Women mit Verdauungsproblemen, obwohl für die unser Joghurt natürlich auch gut ist.“

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Seit diesem September gibt es den Onlineshop. Die Launch-Party wurde Ende November gefeiert, viele Bremer Mikro-Influencerinnen waren dabei, die den Joghurt auf Instagram gepriesen haben. Social Media sei total wichtig, sagt Mühldorfer. Beim Community-Management und Social-Media-Aufritt helfen ihr zwei Werkstudentinnen. Bald soll eine dritte dazu kommen. Um das Design und die Grafiken kümmert sich eine weitere Mitarbeiterin. Aus dem Duo der Gründungszeit ist sehr schnell schon ein kleines Team entstanden.

Joghurt vs. Kefir

Verkauft werden inzwischen drei Arten von Yogut-Kapseln: Joghurt natur, Joghurt mild und Kefir. „Kefir ist das, was man trinkt, Joghurt ist das, was man löffelt“, sagt Mühldorfer. Beim Kefir brauche man den Joghurtbereiter nicht, die Kulturen reagierten auch bei Zimmertemperatur. All das könne man anstatt mit Milch auch mit Pflanzendrinks zubereiten, wie Hafer-, Soja- oder Kokosdrinks. Um die Joghurts cremig zu machen, müsse man aber noch Stärke hinzugeben.

"Ziel ist, dass wir im Supermarkt irgendwann fest neben der Hefe stehen", sagt Heike Mühldorfer. "Man soll sich ja hohe Ziele setzten.“. In Bremen angefangen, will sie "von hier aus in die Welt". Alles was einen neuen hippen Trend in der heutigen Zeit ausmacht, bringt sie immerhin mit: nachhaltig, selbstgemacht – und auf Wunsch auch vegan.

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