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Zwei Unternehmer wollen Union Brauerei in Walle wiederbeleben Ein neues Bier für Bremen

Bremen. Ab kommendem Jahr wird in Walle wieder Bier gebraut. Am Freitag haben die zukünftigen Betreiber Lüder Kastens und Markus Zeller ihr Konzept für die ehemalige Union Brauerei vorgestellt.
14.06.2014, 00:00 Uhr
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Ein neues Bier für Bremen
Von Maren Beneke

Ab kommendem Jahr wird in Walle wieder Bier gebraut. Am Freitag haben die zukünftigen Betreiber Lüder Kastens und Markus Zeller ihr Konzept für die ehemalige Union Brauerei vorgestellt. Auf 2000 Quadratmetern soll dort in Zukunft ein Mix aus Brauerei, Gastronomie, Biererlebnis und Wohnen entstehen. Statt auf Massenproduktion wollen die Unternehmer dabei auf qualitativ hochwertiges Bier in kleinen Margen setzen. Ein Trend, der in Deutschland zunimmt.

Es ist eine Entwicklung, die kaum noch aufzuhalten ist – so scheint es zumindest: Der Bierdurst der Deutschen schwindet seit Jahren, die Absatzzahlen gehen immer weiter zurück. Allein von 2012 auf 2013 sackte der Bierabsatz um ein Zehntel ab. Noch dramatischer wirken die Zahlen, wenn man sie in Vergleich zu Werten aus den 1970er-Jahren setzt: Damals gönnte sich jeder Deutsche im Schnitt 150 Liter Bier pro Jahr. 2013 waren es gerade noch gut 100 Liter.

Widersprüchlich mag in diesem Zusammenhang klingen, dass die Zahl der Braustätten zunimmt. Allein in Niedersachsen und Bremen waren es im vergangenen Jahr 68, 2009 noch 62. Deutschlandweit ist dieser Trend seit längerem zu beobachten. „Hochwertige lokale Spezialitäten sind eindeutig auf dem Vormarsch“, sagt daher auch Roland Demleitner vom Verband der Privaten Brauereien Deutschland.

Und das wissen natürlich auch Markus Zeller und Lüder Kastens. Die beiden Unternehmer wollen die Bremer Union Brauerei wiederbeleben. Nach dem Baustart in den kommenden Wochen soll auf dem Areal in Walle ab 2015 wieder Bier gebraut werden. Statt auf Massenproduktion setzen Zeller, ehemaliger Beck-Geschäftsführer, und sein Geschäftspartner dabei auf qualitativ hochwertiges Bier in kleinen Margen. „Es gibt den Trend, wieder mehr über das Brauerei-Handwerk zu sprechen“, sagt er. „Das Bier rückt in den Mittelpunkt, nicht mehr die Marke.“ Der Fachbegriff dafür lautet Craft-Bier.

In Bezug auf die künftig wieder betriebene Produktionsstätte in Walle bedeutet dies: Der Brauprozess wird transparent gestaltet, die Braumeister dürfen sich an einer Vielzahl unterschiedlicher Geschmacksrichtungen ausprobieren und Kooperationen mit anderen Brauereien etwa zum Austausch von Rezepturen sind denkbar. Auch die Besucher – Zeller und Kastens setzen auf Bremer und Touristen – könnten in Zukunft in den Brauprozess eingebunden werden und darüber mitentscheiden, wie das Bier schmecken soll, das sie trinken möchten. Nach eigenen Angaben spielen die beiden Projektverantwortlichen derzeit mit dem Gedanken, künftig mit einem 20-Hektoliter-Braukessel zu arbeiten. Damit könnten dann bei bis zu zwei Durchläufen 4000 Liter Bier täglich entstehen.

Als Konkurrenz zu großen Brauereien wie AB InBev sehen sich Markus Zeller und Lüder Kastens mit ihrem Konzept nicht. „Wir sind vielmehr eine Ergänzung“, sagt Projektentwickler Kastens. Auch Markus Zeller sieht in Bremen durchaus Potenzial für mehr Brauereien. Im Mittelalter sei in der Hansestadt in mehreren hundert Braustätten gebraut worden.

Die Waller Union Brauerei blickt ebenfalls auf eine lange Tradition zurück. Auf den Tag genau vor 107 Jahren wurde dem als GmbH gegründeten Unternehmen am 13. Juni die Braugenehmigung erteilt. Mitte der 1970-er Jahre wurden die Brauereiaktivitäten wieder eingestellt, seitdem ist das insgesamt 8000 Quadratmeter Grundstück auf verschiedene Arten etwa von einer Spedition genutzt worden.

In der nun beginnenden Bauphase wird das denkmalgeschützte Gebäude kernsaniert. Dafür werde nach Angaben der Unternehmer ein siebenstelliger Betrag aus privaten Mitteln in die Hand genommen. Ein Jahr planen Zeller und Kastens für die Umbauarbeiten ein. Im Sommer 2015 könnten dann die ersten Besucher frisch gezapftes Bier aus Walle im Biergarten trinken, direkt aus dem Shop mit nach Hause nehmen oder dem Braumeister über die Schultern gucken. „Regionaler und näher geht nicht“, sagt Markus Zeller. Die Zahl der in Niedersachsen und Bremen betriebenen Braustätten wird sich dann um mindestens eine weitere erhöht haben.

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