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Eine Bremer Spezialität Die Suche nach dem Kaneelbrötchen

Wenn die Hamburger ihr Franzbrötchen haben, haben die Bremer ihr "Kaneelbrötchen". Das gibt es an der Weser nicht bei jedem Bäcker. Doch die, die es haben, wollen an dieser Zimtspezialität festhalten.
16.06.2023, 05:00 Uhr
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Die Suche nach dem Kaneelbrötchen
Von Florian Schwiegershausen

Die Rivalität zwischen Werder und dem HSV hat Tradition. Auch bei den Backwaren gibt es eine Rivalität zwischen Bremen und Hamburg. Während die Hamburger das Franzbrötchen in Ehren halten, schwören die Bremer seit Generationen auf das "Kaneelbrötchen". Dabei handelt es sich um ein süßes, weiches Brötchen mit Zimt und Semmelbröseln. Das gibt es an der Weser nicht mehr bei jedem Bäcker, aber zumindest bei einigen. "Ich habe da schon die verschiedensten Schreibweisen gesehen, also durchaus auch mit einem "C" am Anfang statt mit einem "'K"", sagt Ralf Trage. Der Bäckermeister mit seinem Stammsitz am Buntentorsteinweg in der Bremer Neustadt backt jeden Tag Kaneelbrötchen und sagt: "Da erinnere ich mich dran, wie das schon mein Opa gebacken hat."

Ralf Trage gehört zur fünften Generation in seinem Traditionsunternehmen mit knapp 40 Beschäftigten, das in vier Jahren den 150. Geburtstag feiern wird. Trage backt Kaneelbrötchen regelmäßig, sagt aber, dass er davon nicht mehr so viel verkauft wie früher: "Aber früher gab es auch nicht so eine große Bandbreite an verschiedenen Brötchen wie heutzutage." Dagegen ist die Bandbreite groß bei den Kunden, die Kaneelbrötchen kaufen – wenn man Trages Mitarbeiterinnen im Verkauf fragt. Beliebt sei das süße Brötchen bei Kindern, aber auch zum Nachmittag hin bei Rentnern, die es mit Marmelade zum Kaffee reichen.

Was Bremens Bäcker-Innung weiß

Doch wie lange gibt es eigentlich schon das Kaneelbrötchen, und wo kommt es her? Vollkornbäcker Robert Effenberger aus dem Viertel und gleichzeitig im Vorstand der Bremer Bäcker-Innung hat sich dahinter geklemmt und muss feststellen: "Über das Kaneelbrötchen ist nicht so viel bekannt wie über den Bremer Klaben. Auch über den Bremer Babbeler ist mehr bekannt." Zumindest beim Bremer Klaben ist es die Bäcker-Innung, die darüber bestimmt, was in einen Bremer Klaben reinkommt und was nicht.

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Laut Robert Effenberger kommt das Wort "Kaneel" aus dem Schwedischen und bedeutet Zimt, ebenso ist es im Plattdeutschen. Klar ist Effenberger zufolge auch, dass es sich um ein Milchbrötchen handelt, das in Zimt und Semmelbrösel getaucht wird. Dadurch werde das Brötchen zu einem Kaneelbrötchen. Weitere Informationen, wann genau das Kaneelbrötchen entstand, gebe es nicht.

Zimt ist ein Muss

Auf der Suche nach weiteren Informationen fragte Effenberger bei der Bäckerfamilie Thräm nach. Sohn Tobias Thräm verkauft ebenso Kaneelbrötchen, kann zur Geschichte leider aber auch nichts sagen. Der weitere Rundruf bei Kollegen habe Robert Effenberger die Erkenntnis gebracht, dass es wohl in einigen Ecken Bremen-Nords weniger bekannt war. Effenberger selbst verkauft nicht das klassische Kaneelbrötchen, sondern eine Variante, die er kurz "Zimtie" nennt: "Da verwenden wir statt Zucker als Zutat Honig."

Ralf Trage wiederum in der Bremer Neustadt hat vor einigen Jahren seine Rezeptur verändert: "Statt Zimt oben auf dem Brötchen kommen die Zimtflocken mit ins Brötchen hinein." Dass das Kaneelbrötchen nicht in Vergessenheit gerät, zeigt auch ein anderes Beispiel, von dem der Bäckermeister berichtet: "Ich habe gerade die Anfrage erhalten, ob ich für den Sportscheck-Lauf durch die Bremer Innenstadt am Freitag in einer Woche 1200 Kaneelbrötchen backen könne." Trage, der dort selbst die fünf Kilometer laufen will, hat sich darüber gefreut, war aber gleichzeitig etwas verwundert, weil er diese Bremer Spezialität eher nicht als Sportlernahrung verortet habe: "Doch es ist wohl so, dass, wenn die Teilnehmer durch das Ziel kommen, dann zum Kaneelbrötchen greifen, um etwas Süßes zu essen."

Bremer Spezialität in Österreich

Während viele Bremer das Kaneelbrötchen anscheinend als etwas  wahrnehmen, das es schon immer in ihrer Stadt gab, schafft es die Spezialität sogar über die Stadtgrenzen hinaus. So druckte vor gut zwei Jahren das Stadtmagazin der österreichischen Stadt Innsbruck mit dem Namen "6020" das Rezept für das typische Bremer Kaneelbrötchen ab. Autor Flo Seidl, der seit vielen Jahren in der Rubrik "Mundart" die Rezepte präsentiert, berichtet, dass das kein Zufall sei: "Meine Großeltern lebten in Bremen." An kulinarische Erlebnisse aus der Hansestadt konnte er sich nicht erinnern, bis schließlich seine Mutter anfing, die Original Bremer Kaneelbrötchen zu backen.

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Kaneelbrötchen beim Bäcker außerhalb Bremens zu erhalten, werde allerdings schwierig. Je weiter entfernt die Backstube von der Hansestadt ist. Dagegen sind in immer mehr Bäckereien Franzbrötchen erhältlich, die ihren Ursprung in Hamburg haben. Bäckermeister Trage, der ebenso Franzbrötchen verkauft, weil Kunden diese auch gern kaufen, sagt, dass man sie nicht mit dem Bremer Kaneelbrötchen vergleichen könne: "Im Franzbrötchen ist ja Persipan enthalten." Persipan ist dem Marzipan ähnlich und wird aus Aprikosen- oder Pfirsichkernen hergestellt. Für Trage geht das Franzbrötchen deshalb eher in Richtung Kuchenstück. Trage und die anderen kleineren Bremer Bäcker wollen auf alle Fälle an der Kaneelbrötchen-Tradition festhalten. Jetzt liege es an den Kunden, dass auch sie ihre Liebe für das Kaneelbrötchen an ihre Kinder weitergeben.

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