In Österreich appellierte Rewe bereits an seine Kunden: Von 8 bis 9 Uhr sollen allein Menschen, die zur Risikogruppe gehören, bei Billa, Penny und Merkur einkaufen können. Alle anderen sollen ihre Einkäufe außerhalb der Stunde erledigen – Einkauf in Zeiten von Corona.
Der Kaufrausch in den Supermärkten hält an. Edeka und Rewe suchen dringend Aushilfen, um den Ansturm zu bewältigen. In einigen Läden gibt es aufgrund der massiven Vorratseinkäufe nun Regeln, wie viel Toilettenpapier und Pasta mitgenommen werden dürfen. Ob Öl, Essig, Mehl oder Gurken – auch bei Kaufland in Sebaldsbrück weisen Aushänge an den Regalen die Kunden darauf hin, immer nur eine oder zwei Packungen zu wählen.
Bei Edeka in Hastedt zeigt sich das Einkaufsphänomen dieser Tage ebenfalls: Nudeln, Hefe und Mehl sind laut Mitarbeiter Patrick Janßen besonders gefragt und werden in Massen gekauft. Doch es werde immer wieder für Nachschub gesorgt: „Da muss sich keiner Sorgen machen.“ Der Supermarkt bekommt neue Mitarbeiter, um der erhöhten Nachfrage gerecht zu werden. Für die Kunden gebe es in diesen Tagen zudem Hinweise, Abstand zu halten, Rücksicht aufeinander zu nehmen und Hygienevorschriften einzuhalten.
Manfred Spreen hat in seinem Rewe-Markt in Findorff seit ein paar Tagen die perfekte Ausrüstung dafür: neue Säulen mit Papiertüchern und Desinfektionsmittel. Allein der Inhalt fehlt, weil die Nachfrage so groß ist. Vor eineinhalb Jahren hat sich ein Betrieb aus Findorff bereits an die Lösung für Rewe gesetzt, um das Einkaufen hygienischer zu machen. Nun kommt die Idee genau zur rechten Zeit – und doch wieder nicht.
In haushaltsüblichen Mengen einkaufen
Spreen beobachtet, dass am Dienstag und Mittwoch die Nachfrage in seinem Laden im Jan-Reiners-Center zumindest etwas ruhiger geworden ist. Dennoch werden Kunden gebeten, in haushaltsüblichen Mengen einzukaufen bis hin zur Begrenzung bei Toilettenpapier oder Seife auf zwei Packungen. „Fast alle haben Verständnis dafür: 98 Prozent finden die Begrenzung gut und in Ordnung. Nur in drei bis fünf Fällen am Tag regen Kunden sich darüber auf, was das soll.“ Ein Problem sei neben den Vorratseinkäufen auch, dass Supermärkte sich ebenfalls verstärkt mit Ware eindeckten. Das sorge unweigerlich für kurze Zeit für Engpässe. Die Versorgung mit Lebensmitteln sei aber gesichert. „Vorräte anzulegen, ist aus unserer Sicht nicht nötig.“ Überhaupt seien bestimmte Warengruppen nicht betroffen: „Die Getränkeabteilung ist gefüllt wie bei einer Neueröffnung.“
Und anderswo? Eine Umfrage unter Auslandskorrespondenten zeigt: andere Länder, andere Hamsterkäufe. In Skandinavien, den USA, Großbritannien und Israel ist Toilettenpapier in den Supermärkten ebenfalls Mangelware – wie Desinfektionsmittel in vielen Ländern weltweit. Dennoch gibt es daneben Besonderheiten: In der Türkei gibt es derzeit keine Chance, noch an „Kolonya“ zu kommen – die türkische Form des Kölnisch Wasser. Mit einem Ethylalkohol-Gehalt von etwa 80 Prozent wirkt es desinfizierend. In Spanien wird neben Toilettenpapier und Pasta seit einigen Tagen in den Läden auch Wein knapp. In Italien stehen die Menschen ebenfalls häufiger vor leeren Weinregalen. Die Niederländer hamsterten offenbar Marihuana: Kurz vor der Schließung der Coffeeshops gab es zuvor Schlangen vor den Geschäften.
Wie Kunden sich verhalten sollten
Schon an der Haustür geht es los: Wie sieht der sicherste Weg zum Supermarkt in diesen Tagen aus? "Das Wichtigste ist tatsächlich, Abstand zu halten", sagt Andreas Dotzauer, Leiter des Bremer Laboratoriums für Virusforschung. Darum sollte auf den ÖPNV verzichtet, stattdessen auf Rad, Auto oder Fußweg gesetzt werden. Wenn der Supermarkt überfüllt sei, sollte man den Einkauf besser verschieben und draußen noch etwas spazieren gehen. Und dann im Anschluss? "
Auf jeden Fall die Hände waschen", sagt der Experte. Weil das unterwegs schwierig sei, vieles bereits nach dem Einkauf angefasst werde, empfiehlt Dotzauer zum Schutz beim Einkauf Einmalhandschuhe zur tragen: "Da sollte man keine Hemmungen haben." Eine Alternative sei, im Anschluss Desinfektionstücher zu benutzen: "Das ist besser als nichts." Allerdings muss in beiden Fällen genau überlegt werden, wohin die Hand im Anschluss greift, damit der Effekt nicht verloren geht. Jedoch: "Ganz verhindern lässt es sich nicht." Weil Viren an Scheinen und Münzen haften können, sei das kontaktlose Bezahlen mit Karte eine gute Idee.