Die Bundesregierung will die Haushalte angesichts steigender Preise für Strom und Gas entlasten – in diesem Monat etwa mit der Übernahme der Abschläge für Gas und Fernwärme. Die Folgen der Energiekrise werfen jedoch weiter viele Fragen bei den Menschen auf. Der Energieexpertin Inse Ewen von der Verbraucherzentrale Bremen zufolge gibt es derzeit viel Informationsbedarf.
Die SWB berichtet ebenfalls, die Anfragen der Kunden hätten „extrem stark zugenommen“. Das Thema Energie sei „bei viel mehr Menschen ins Bewusstsein gerückt“, sagt SWB-Sprecherin Angela Dittmer: Allein beim Bremer Energieversorger gehe es um „einige Hundert Anfragen pro Tag“. Was beschäftigt die Kunden?
Wann gibt es die Einmalzahlung für den Dezember?
Das ist eine Hauptfrage bei der SWB. Die kurze Antwort: Ab Mitte Dezember soll mit der Auszahlung der Rückerstattung begonnen werden. Wie lange es dauert, bis alle Beträge überwiesen sind, ist offen. „Je schneller, desto besser“, sagt Dittmer. Einige Kunden fragten die SWB auch, warum überhaupt ein Betrag fällig werde: Die Bundesregierung übernehme ihn doch? Das liegt an der Abrechnungsart. Viele Kunden zahlen hier Wärme, Strom und Wasser zusammen. Aus Sicht des Versorgers ist es leichter, den Wärmeanteil rückzuerstatten – auch um das System nicht zu stören.
Gerade für Menschen mit geringem Einkommen sei es zentral, die Zahlung direkt auf dem Konto zu haben, so Energieexpertin Ewen. Einige sagten in der Beratung: „Ich brauche das Geld jetzt.“ Viele fragten bereits nach den nächsten Hilfen: der Strom- und Gaspreisbremse. Die Verzögerung, bis die Instrumente wirken, ist nicht unproblematisch, sagt Ewen: „Die Haushalte sehen jetzt ihre Rechnung.“
Warum steigen die Preise?
In der Beratung hört Inse Ewen auch kritische Stimmen der Verbraucher. Ist eine Preiserhöhung der Energieversorger immer korrekt? Die Expertin sagt selbst: „Die Kontrollmechanismen sind nur begrenzt.“ Anpassungen der Unternehmen in der Region seien durchaus nachvollziehbar. Ewen weiß aber auch von Fällen, in denen Anbieter Abschläge erhöhten, ohne die Kunden ordentlich zu informieren. „Die Haushalte erfuhren gar nicht, dass sich die Beträge verändert haben. Das sollte man auf keinen Fall hinnehmen.“ Statt 150 Euro gingen teils plötzlich 300 Euro vom Konto ab.
Zum Januar steigen die Preise der SWB für Strom und Gas. Die Abschläge der Kunden verändern sich wie gewohnt zu Jahresbeginn. Ewen geht jedoch davon aus, dass es in Zukunft öfter Preisanpassungen bei den Energieversorgern geben könnte. „Damit müssen wir einfach leben. Der ganze Markt ist in Aufruhr.“
Wie kann man den Anbieter wechseln?
Ein weiteres „starkes Thema“, das die Kunden laut Dittmer beschäftigt, ist der Wechsel zur SWB – etwa auch beim Ausfall des bisherigen Lieferanten. „Die Preise für die Grundversorgung sind bei SWB derzeit sehr günstig“, sagt die Sprecherin. Und das bleibe auch 2023 so, „was viele inspiriert zurückzukommen“.
Ewen erwartet, in Zukunft könnten weitere Energieanbieter ihr Angebot eindampfen. Ganz aktuell gibt es zwei Fälle, in denen sich Unternehmen zurückziehen. Die Stadtwerke Flensburg beliefern Kunden in Bremen seit Kurzem nicht mehr. Außerdem hat gerade die Bremer Energiehaus-Genossenschaft ihren Kunden mitgeteilt, die Gaslieferungen an sie einzustellen, mit dem Angebot eines Wechsels zu einer Genossenschaft in Wittmund.
Die Verbraucher können in solchen Fällen beim Grundversorger SWB unterkommen. Allerdings ist nicht immer eindeutig, ob zunächst für drei Monate die teurere Ersatzversorgung gezahlt werden muss, ehe es in die Grundversorgung geht. Kunden sollten unbedingt darauf achten, in die Grundversorgung aufgenommen zu werden, wenn ihnen dies zustehe. Generell gelte, betont Ewen: „Die Betroffenen müssen sich selbst aktiv kümmern.“
Welche Alternativen gibt es?
Erdgaskunden dächten über die Nutzung erneuerbarer Energien fürs Heizen und Warmwasserbereiten nach, „um nicht länger abhängig von Erdgasimporten aus Russland zu sein“. Der Beratungsbedarf sei groß, sagt Dittmer, gerade weil es derzeit noch keinen Eins-zu-eins-Ersatz für eine Erdgasheizung gebe.
Kann ich mir Energie noch leisten?
Energieexpertin Ewen rät, sich frühzeitig Hilfe zu suchen, wenn es mit der Zahlung der Energiepreise Probleme gebe. Die Verbraucherzentrale hat Tipps zur aktuellen Energiekrise zusammengestellt und berät vor Ort.