Zum ersten Mal seit dem Passagierrekord im Jahr 2014 ist die Zahl der Reisenden am Bremer Flughafen wieder gestiegen. 2,54 Millionen Fluggäste nutzten vergangenes Jahr den Airport für ihre Reisen – und damit etwa ein Prozent mehrals noch 2017. Das teilte der Flughafen am Montag mit. Auch die Zahl der Starts und Landungen ist im vergangenen Jahr gestiegen, von 30 163 auf 31 088. Das entspricht einem Plus von 3,1 Prozent.
„Wir sind zufrieden mit unserem leichten Wachstum. Der Markt im Luftverkehr war im vergangenen Jahr stark in Bewegung und die Pleiten von Small Planet und Sky Work Airlines haben uns direkt getroffen“, sagt Flughafen-Geschäftsführer Elmar Kleinert. Der Luftfahrt-Manager war erst im Sommer nach Bremen gekommen, um den langjährigen Flughafenchef Jürgen Bula zu ersetzen, der vor mehr als einem Jahr mit sofortiger Wirkung von seiner Aufgabe entbunden worden war. Begründet wurde dieser Schritt mit verschiedenen Vorfällen am Airport, die schwere Störungen im Verhältnis zwischen dem Geschäftsführer und den Mitarbeitern gezeigt hätten. Zudem sei das Vertrauensverhältnis zwischen Geschäftsführer und Aufsichtsrat erschüttert gewesen.
Kritik an Planung
Im vergangenen Jahr hatte auch der Billigflieger Ryanair für Aufsehen am Bremer Flughafen gesorgt. Das irische Unternehmen schloss seine Basis in der Hansestadt – als Reaktion auf Tarifverhandlungen und Arbeitsniederlegungen. Die Folge: Die hier stationierten Flugzeuge wurden abgezogen; der Airport wird nun mit Crews aus dem Ausland angesteuert. „Ryanair bekennt sich dennoch zum Standort Bremen“, heißt es trotzdem in der Mitteilung des Flughafens.
Ab März bietet die Gesellschaft ab Bremen Flüge zu elf Zielen an. Verglichen mit dem diesjährigen Sommerflugplan wird Ryanair einige Ziele häufiger anfliegen. Gleichzeitig müssen die Bremer Passagiere aber auch auf einige Flugziele mit Ryanair verzichten, darunter die langjährige Verbindung nach Lissabon oder Zadar in Kroatien. Auch die Verbindung zu Lettlands Hauptstadt Riga beendet Ryanair mit dem auslaufenden Winterflugplan. Gleichzeitig kommt ab diesem März mit Wizz Air ein weiterer Billigflieger hinzu. Er steuert die Ziele Danzig und Kiew an.
Als große Aufgabe für die Zukunft sieht Flughafenchef Kleinert den Sanierungsstau. „Das wird uns mindestens die nächsten vier Jahre beschäftigen“, sagte er im September dem WESER-KURIER. In den vergangenen zwölf Jahren habe es zu wenige Investitionen gegeben. Auf eine Zielzahl an Passagieren will sich der Flughafenchef – anders als sein Vorgänger, der zeitweise von drei Millionen Passagieren jährlich sprach – aber nicht festlegen. Im November schrieb der Senat in einer Antwort auf eine Anfrage der CDU, dass eine konkrete Nennung von Zielzahlen für Flugbewegungen in den kommenden fünf Jahren „nicht seriös leistbar“ sei. Dafür gebe es zu viele externe Faktoren, die man nicht beeinflussen könne.
Jörg Kastendiek, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, begrüßt den Anstieg der Passagierzahlen, sieht aber keinen Grund, „sich zurückzulehnen“, zumal noch nicht klar sei, wie sich der Rückzug von Ryanair bemerkbar machen werde. Die Stadt sei als Gesellschafterin in der Verantwortung, den Flughafen in die Lage zu versetzen, sich weiterzuentwickeln und Investitionen durchzuführen. „Eine entsprechende Planung fehlt aber nach wie vor“, sagte Kastendiek.