Es war der passende Moment, um Rückschau zu halten. Und das tat Markus Freybler dann auch. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Michael Scheer war Freybler am Donnerstag mit dem Bremer Tourismuspreis in der Kategorie Nachhaltigkeit ausgezeichnet worden. Freybler, ein Brauingenieur, erinnerte sich hinterher an die Anfänge vor acht Jahren. „Ich habe Michael damals gefragt: Kannst du Hopfen für mich anbauen? Er hat gesagt: Wenn du weißt, wie das geht. Ich habe gesagt: Ich weiß nicht, wie das geht. Ich weiß nur, dass es viel Arbeit macht.“ Getan hat es Scheer dann trotzdem.
Heute sind Freyblers Hopfenfänger-Sorten aus der Bremer Braumanufaktur unter den Bierkennern etabliert, besonders das Helle, ein naturtrübes Kellerbier. Der Hopfen der Sorte „Bremer Tradition“ wächst an Dock I im Industriehafen in Gröpelingen, verantwortlich dafür ist die Gemüsewerft, die Stadtgärtner Michael Scheer dort einst für Menschen mit eingeschränkter Erwerbsbefähigung gegründet hat.
Hopfenplantagen im Hafengebiet
Inzwischen bewirtschaftet die Gemüsewerft drei Hopfenplantagen im Hafengebiet mit mehr als 1200 Pflanzen. Sie gilt damit heute als größte innerstädtische Hopfenpflanzung Norddeutschlands. Angefangen hatten die Braumanufaktur und die Gemüsewerft mit 14 Pflanzen.
„Die Auszeichnung kommt zur rechten Zeit“, sagt Freybler, „das gibt uns einen Push.“ Die Corona-Jahre haben der Braumanufaktur zugesetzt. Mit 10.000 Euro ist der Tourismuspreis dotiert, Scheer und Freybler, Teamarbeiter in so vielem, machen auch hier gemeinsame Sache.
Wenn Oliver Rau solche Geschichten hört, weiß er, dass die Auszeichnungen an die richtigen Bewerber gegangen sind. Die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) und die Touristiker von Erlebnis Bremerhaven haben zum ersten Mal den Tourismuspreis verliehen. Je 10.000 Euro schütteten die Initiatoren an acht Gewinner in vier Kategorien aus. „Es geht uns darum, einer Branche den roten Teppich auszurollen, die in den vergangenen zweieinhalb Jahren sehr gelitten hat“, sagt Rau, Geschäftsführer Marketing bei der WFB, „wir haben so großartige Projekte und Leistungsträger im Land Bremen, dass sie diese Bühne verdient haben.“
92 Bewerbungen waren eingegangen, „20 mehr als beim Deutschen Tourismuspreis“, wie Rau nicht ohne Stolz anmerkt. Eine Fachjury wählte die Sieger aus, zu denen auch „Juli liebt Kaffee“ in der Kategorie „Stadtbremer Gastgeberin des Jahres“ gehört.
„Wahnsinn“, sagt Gründerin Julia Kerwat, die alle nur Juli nennen, „ich habe mir diesen Preis so sehr gewünscht, weil ich ihn als Teampreis verstehe, und ich ein so tolles Team habe. Ich habe die Geschichte vielleicht gestartet, aber wir alle erzählen sie jeden Tag weiter“. Bis weit nach Mitternacht feierte sie mit ihren Angestellten in der Alten Werft.
Am nächsten Morgen stand sie dann schon wieder in ihrem Laden am Schwarzen Meer 13, über den sie selbst sagt: „Er vereint die Dinge, die ich selbst besonders schätze.“ Dazu gehören sehr guter Kaffee und Tee, ein gutes Frühstück und leckerer Kuchen. 32 Plätze drinnen und im Frühjahr und Sommer noch einmal 22 Plätze draußen bietet das Café, das gerade vier Jahre alt geworden ist.

Julia Kerwat
Corona hat auch „Juli liebt Kaffee“ das Leben schwer gemacht. „Wir waren ein Jahr alt, als das Virus kam“, sagt die studierte Handelsmanagerin, „so etwas steht in keinem Businessplan. Wir haben das Konzept einmal auf links gedreht und manches getan, was betriebswirtschaftlich nicht vernünftig war.“ Aber für sie habe immer festgestanden: „Aufgeben ist keine Option.“ Mit dem Tourismuspreis in der Tasche hat sie nun die Bestätigung bekommen, dass es so richtig war, wie sie es gemacht haben.