Bremen nennt sich zu Recht Stadt der Luft- und Raumfahrt. Ein Wirtschaftszweig, auf den wir stolz sein können. Und nun das. Gerade konnten wir lesen, dass das Unternehmen 328 Support Services angefragt hatte, in Bremen eine Weiterentwicklung eines Dornier-Flugzeuges zu produzieren. 250 Arbeitsplätze in der Luftfahrtindustrie hätten entstehen können.
Hätten – denn die Realität sah anders aus. Ein Grundstück mit Flughafenanbindung hätte Bremen frühestens im 2. Halbjahr 2020 zur Verfügung stellen können. Leipzig dagegen hatte bereits erschlossene Gewerbeflächen am Flughafen zur Verfügung. Und so entstehen die neuen Arbeitsplätze nun in Sachsen.
Leider ist dieses Beispiel kein Einzelfall. Immer wieder mussten in den letzten Jahren Unternehmen, die sich in Bremen ansiedeln wollten, Absagen wegen fehlender geeigneter Gewerbeflächen erteilt werden. Die Betonung liegt dabei auf „geeignet“, denn es hilft nicht, wenn irgendwo im Stadtgebiet noch irgendwelche Flächen zur Verfügung stehen. Unternehmen haben aus guten Gründen unterschiedliche Anforderungen an Grundstücksgrößen, Lagen innerhalb des Stadtgebietes oder an die Verkehrsinfrastruktur. Wer im Wettbewerb um die Ansiedlung von Unternehmen und damit die Schaffung von Arbeitsplätzen vorne sein will, muss kurzfristig ein entsprechendes Angebot an Gewerbeflächen zur Verfügung haben.
Bremer Regierung muss Flächenengpass beseitigen
Daher ist es eine zentrale Aufgabe für die neue Landesregierung, den in den letzten Jahren entstandenen Flächenengpass zu beseitigen und attraktive Flächen sowohl durch Revitalisierung von Altflächen, als auch durch Neuerschließungen anzubieten. Neben dem erfreulicherweise vorgesehenen Ausbau des Gebietes Hansalinie wäre die Erschließung des Areals südlich des Flughafens und die Erweiterung des Gewerbegebietes Bayernstraße vordringlich anzugehen. 150 Hektar an vollerschlossener Flächenreserve sollte das Ziel sein.
Sicherlich ist bei der Erschließung neuer Flächen immer auch der ökologische Aspekt zu berücksichtigen. Aber: Ohne Zweifel wäre es unter ökologischen Gesichtspunkten weitaus schädlicher, wenn Unternehmen sich statt in Bremen im weiteren Umland ansiedeln und damit Zersiedlung und längere Pendlerwege in Kauf genommen werden. Daher mein Appell: Wer Wirtschaftskraft, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen in Bremen halten und dazugewinnen möchte, muss dafür ausreichend Flächen vorhalten – Flächen, die man selbstverständlich auch kaufen kann und nicht nur in Erbpacht zur Verfügung gestellt bekommt.
Unser Gastautor ist promovierter Volkswirt. Seit 1999 ist er Hauptgeschäftsführer und I. Syndicus der Handelskammer Bremen.