In Stein gemeißelt ist noch nichts, doch allmählich wird klarer, wo die geplante Fernwärmepipeline zwischen der Universität und der Vahr verlaufen wird – und wo jedenfalls nicht. Am Donnerstag haben Experten des Energieversorgers SWB mit den Fachleuten des Bauressorts zusammengesessen, um die Genehmigungsunterlagen für das bevorstehende Planfeststellungsverfahren vorzubereiten. Mit am Tisch waren auch Vertreter anderer Institutionen, die von den notwendigen Tiefbauarbeiten betroffen sein könnten, also beispielsweise Hansewasser.
Wie berichtet, will die SWB das Kohlekraftwerk Hastedt mittelfristig abschalten. Weil das Fernwärmenetz für den Bereich Hastedt/Vahr derzeit noch von dort gespeist wird, soll als Ersatz eine Pipeline vom Verteiler im Bereich Hochschulring durch Schwachhausen bis in die Vahr neu verlegt werden. Die Heizenergie käme dann künftig vom Müllheizkraftwerk in Findorff.
Eines zeichnet sich nach gegenwärtigem Planungsstand immer deutlicher ab: Der ursprüngliche Vorsatz der SWB, die Leitung ausschließlich auf öffentlichem Grund und Boden zu verlegen, lässt sich wohl nicht komplett durchhalten. Auf kurzen Abschnitten wird sich der Energieversorger darum bemühen müssen, die Eigentümer von Privatgrundstücken um Kooperation zu bitten. Für die SWB ist das nur die zweitbeste Lösung, denn die Inanspruchnahme von fremden Immobilien hat einen juristischen Rattenschwanz. Es geht um die Eintragung sogenannter Grunddienstbarkeiten im Grundbuch, in denen der Flächeneigentümer der SWB die Nutzung seines Grundstücks und den ungehinderten Zugang zur Trasse zusichert. „Und das über Jahrzehnte, denn wir müssen da ja jederzeit rankönnen“, sagt Unternehmenssprecher Friedhelm Behrens. Beispiel: Einer der untersuchten Leitungsverläufe würde südlich der Kleinen Wümme im Bereich des Ahornwegs über Parzellengebiete verlaufen. Auch mit dem Verein „Kinder, Wald und Wiese“, der ganz in der Nähe über ein Gelände verfügt, wurden schon erste Gespräche über eine mögliche Inanspruchnahme des Areals geführt.
Inbetriebnahme für 2021 geplant
Ein Nadelöhr, durch das alle denkbaren Trassen passen müssen, ist zudem der Bahndamm der Eisenbahnstrecke Bremen-Hamburg. Auch die dort notwendige Unterführung der Pipeline unter den Bahndamm birgt neben technischen auch rechtliche Probleme. Doch insgesamt sind die Projektbetreiber bei der SWB zuversichtlich, in einigen Wochen einen endgültigen Trassenvorschlag machen zu können, der dann Ende März, Anfang April mit den Beiratspolitikern in Horn-Lehe und Schwachhausen ausführlich beraten werden kann. Anschließend könnte das amtliche Planfeststellungsverfahren gestartet werden, dessen Abschluss sich die SWB für Februar 2020 erhofft. Danach könnte gebuddelt werden. Die Inbetriebnahme der Leitung ist für 2021 vorgesehen.
Während der genaue Leitungsverlauf südlich der Universität bis etwa auf Höhe des Riensberger Friedhofs zum jetzigen Zeitpunkt noch offen ist, dürfte der längste Teil der Trasse inzwischen unstrittig sein. Dies gilt für den Startpunkt am Hochschulring bis zum Hotel Munte und südlich ab dem Straßenbahnwendekreis nahe dem Riensberger Friedhof bis hinunter zum Heizkraftwerk Vahr.
Das heißt zugleich, dass eine Trassenführung durch die Kulenkampffallee mitsamt Fällung von über 70 Bäumen keine Option mehr ist. „Ich begrüße sehr, dass die Kulenkampffallee nicht mehr berührt wird“, sagt denn auch Schwachhausens Ortsamtsleiterin Karin Mathes. Für SWB-Sprecher Friedhelm Behrens ist wichtig, dass das Vorhaben keinem politischen Gegenwind ausgesetzt ist. „Grundsätzlich spüren wir viel Unterstützung“, sagt der Öffentlichkeitsarbeiter. Immerhin sei das Fernwärmeprojekt ja auch ein wichtiger Baustein der bremischen Umweltpolitik. Es diene dem Kohleausstieg und damit dem Ziel, die Kohlenstoffdioxid-Bilanz des kleinsten Bundeslandes deutlich zu verbessern.