Raumfahrt ist wieder im Trend. Nicht nur Amerikaner, Russen und Europäer, auch die aufstrebenden Staaten China und Indien nehmen weit entfernte Ziele wie Mond oder Mars in Angriff. Manch waghalsig klingende Mission ist geplant. Als der US-Milliardär Elon Musk Anfang des Jahres den Erstflug seiner Falcon Heavy in Szene setzte, blickte die Welt auf diesen Raketenstart. Teenager laufen mit Pullis herum, auf denen das Nasa-Emblem prangt.
Woher rührt diese neue Faszination für Astronauten, ferne Galaxien und Weltraumstationen – in der Populärkultur wie bei Regierungen und privaten Investoren? Einiges kommt zusammen. Natürlich locken Geschäftschancen. Die Satellitentechnik boomt, der Bedarf an Transportflügen steigt. Das All verspricht grenzenlose Rohstoffschätze. Stars wie Alexander Gerst, bald Kommandant an Bord der Internationalen Raumstation, sorgen für das nötige Quäntchen Heldensaga. Gleichzeitig scheint es manchmal, als habe die Menschheit vor irdischen Problemen wie dem Klimawandel kapituliert.
Abstruse Vorstellungen wie die Dystopie einer Massenflucht von einem unbewohnbaren Planeten verdecken manchmal den Blick auf den Nutzen der Raumfahrt. Sie macht alltägliche digitale Hilfsmittel wie Navigation erst möglich. Sie erlaubt neue Möglichkeiten der Erdbeobachtung, um Klimaphänomene besser zu verstehen. Solche Zukunftstechnologien legitimieren Weltraumprogramme, in die Steuergeld fließt.
Doch es gibt Projekte, bei denen das weniger klar ist. Eine bemannte Mars-Mission etwa wäre technologisch wie wirtschaftlich ein beispielloser Kraftakt – aber ihr Nutzen fraglich. Gerade wenn der Staat als Akteur ins Spiel kommt, muss sich die Raumfahrt immer wieder neu darauf besinnen, was ihr Zweck sein soll. Der „International Astronautical Congress“ in dieser Woche in Bremen ist dafür ein sehr guter Anlass.