Bremen empfängt ab Montag, dem 1. Oktober die internationale Raumfahrtbranche. Mehr als 6000 Wissenschaftler, Ingenieure und Industrievertreter kommen für den „International Astronautical Congress“ (IAC) zusammen. Die jährlich stattfindende Veranstaltung ist das wichtigste und größte Treffen der Fachwelt.
Bis zum Freitag erwartet die Besucher eine Raumfahrtausstellung, auf der sich zahlreiche Unternehmen und Organisationen präsentieren. Gleichzeitig findet auch eine Fachkonferenz mit etlichen Vorträgen, Diskussionsrunden und Präsentationen statt; die Themen reichen von der Astrophysik über die Erdbeobachtung bis hin zur Erkundung des Weltraums und Missionen zu Mond und Mars.
Ausgerichtet wird der IAC von der „International Astronautical Federation“ (IAF), einem Zusammenschluss von 320 Organisationen aus sechs Kontinenten, die sich mit der Raumfahrt und dem Weltall beschäftigen. Die Organisation des Kongresses erfolgt aber durch das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (Zarm) in Bremen.
2015 wurde bekannt gegeben, dass die Hansestadt den IAC dieses Jahr ausrichten darf, kurze Zeit später begannen am Zarm auch schon die Planungen für den Kongress. „Wir hatten hunderte verschiedene Arbeitspakete“, sagt Peter von Kampen, kaufmännischer Geschäftsführer des Zarms. „Jetzt müssen wir sie zusammenfügen.“
Nach seiner Einschätzung gab es zwei Gründe für die IAF, Bremen als Austragungsort auszuwählen. Einerseits habe die Hansestadt in der Branche einen exzellenten Ruf als Raumfahrtstandort. Andererseits habe Bremen mit seiner Bewerbung und der Wahl des Slogans überzeugt. Der IAC steht unter dem Motto „involving everyone“ (alle einbeziehen).
Daher hat sich das Zarm gemeinsam mit dem Team Germany beworben. Unter dieser Marke haben sich verschiedene Akteure zusammengeschlossen, um zu zeigen, wie eng in der Hansestadt kooperiert wird. OHB und Airbus, Ariane Group und MT Aerospace, das Zarm und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Stadt Bremen treten gemeinsam als Organisatoren auf.
Auch große Namen mit dabei
Auch bei den Mitgliedern des Team Germany ist die Freude auf dem Raumfahrtkongress groß. „Für OHB ist der Kongress besonders, weil wir dadurch unglaublich viele Menschen treffen können“, sagte OHB-Chef Marco Fuchs im Interview mit dem WESER-KURIER. DLR-Raumfahrtvorstand Hansjörg Dittus lobt den IAC in Bremen als „großartige Möglichkeit, Projekte und Vorhaben interdisziplinär zu besprechen“.
Wirtschaftssenator Martin Günthner sieht in dem Kongress die Chance, dass „sich Bremen als Schaufenster für ganz Europa und Deutschland“ präsentieren kann. Unter den mehr als 6000 Besuchern sind auch große Namen: Jan Wörner, Generaldirektor der europäischen Raumfahrtagentur Esa wird erwartet, genauso wie sein US-Amtskollege, Nasa-Chef Jim Bridenstine.
Auch zahlreiche Astronauten – aktuelle und ehemalige – werden ab diesem Montag in der Stadt sein. Zwei prominente Branchenvertreter werden jedoch wohl fehlen: Blue-Origin-Gründer Jeff Bezos und SpaceX-Chef Elon Musk. Über ihr Kommen war immer wieder spekuliert worden. Ebenfalls fehlen wird Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), der den IAC eigentlich eröffnen sollte. Er ist stattdessen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und weiteren Ministern nach Israel gereist. In Bremen wird er durch Thomas Jarzombek (CDU) vertreten, dem Raumfahrt-Koordinator der Bundesregierung.
Auch wenn der IAC in den Messehallen stattfindet, wird der Kongress an vielen Orten in der Stadt sichtbar sein. In zahlreichen Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen wird es Führungen für Besucher geben; viele Hotels sind ausgebucht oder haben nur noch wenige Zimmer frei. „Die Stadt ist voll“, sagt Maike Bialek, Sprecherin der Bremer Touristikzentrale. Am 3. Oktober haben zudem die Bremerinnen und Bremer die Chance, sich den IAC genau anzuschauen.
Am sogenannten Public Day ist der Eintritt frei. Besucher können sich dann unter anderem auf eine Liveschalte zur Internationalen Raumstation (ISS) freuen. Als besondere Ehre empfinden die Organisatoren des IAC, dass dieser schon zum zweiten Mal in Bremen stattfindet. Zum ersten Mal wurde der Kongress 2003 in der Hansestadt ausgetragen.