Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Spartipps für Verbraucher Energiesparen – aber wie?

Mit einem Appell zum Energiesparen hat sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an die Bürger gewandt. Energieexperten geben Tipps zur schnellen Umsetzung.
09.03.2022, 19:04 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Energiesparen – aber wie?
Von Frank Hethey

Nur noch 100 Stundenkilometer auf der Autobahn und Tempo 30 in den Städten: Um den Import russischen Öls zu senken, schlägt die Umweltorganisation Greenpeace ein Tempolimit für die Dauer des Kriegs in der Ukraine vor. Parallel fordert EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Bürger zum Energiesparen auf. So könne jeder einzelne seinen Beitrag leisten, um die Abhängigkeit von Gas, Öl und Kohle aus Russland zu senken. Doch was bedeutet das konkret? Die einfachste Methode: das Heizverhalten ändern. Aber das ist bei Weitem nicht alles. Im Gespräch mit dem WESER-KURIER geben Experten Tipps, wie sich die Energiekosten kurzfristig reduzieren lassen – und damit weniger Geld zur Finanzierung des Ukrainekriegs nach Russland fließt.

"Nur ein Grad weniger spart schon sechs Prozent Heizenergie", sagt Hannah Simon von der Bremer Klimaschutzagentur Energiekonsens. Bei einer so moderaten Korrektur werde man nicht automatisch frieren. Zum Runterdrehen der Heizung rät auch der Energieversorger SWB. "Ein bisschen reduzieren kann schon helfen – ein Strich reicht", so SWB-Sprecher Friedhelm Behrens. Genauso sieht es Inse Ewen von der Verbraucherzentrale. "Man muss prüfen, ob man mit einer geringeren Temperatur klarkommt." Auch zu bedenken: Es müssen nicht sämtliche Räume die gleiche Temperatur haben. Wegen der Feuchtigkeit sollte es im Bad allerdings wärmer sein als im Schlafzimmer, sagt Hannah Simon. 

Ganz wichtig ist laut Simon das Stoßlüften. "Drei mal täglich sollte man das machen. Und Stoßlüften heißt: die Fenster ganz öffnen, nicht nur auf Kipp stellen." Danach heize sich die Luft in den Räumen viel einfacher auf. Auch Behrens hält nichts vom Dauerlüften. "Stoßlüften ist besser – und dabei daran denken, die Heizung auszumachen." Eine weitere, leicht umsetzbare Energiesparmaßnahme: das regelmäßige Entlüften der Heizung. "So kann man ohne große Investitionen sparen", erklärt Behrens.

Lesen Sie auch

Unnötige Energiefresser sind technische Geräte im Standby-Modus. "Die Geräte sollten vom Netz genommen werden, wenn sie nicht benötigt werden", sagt Simon. Erleichtert würden solche Stromsperren durch Steckerleisten oder Funksteckdosen. Eine weitere Methode, ohne großen Aufwand den Stromverbrauch zu drosseln: die Waschmaschine nur mit 30 statt 40 Grad laufen zu lassen. "Damit spart man die Hälfte der Energie", so Simon. Auf den Trockner sollte man bei steigenden Temperaturen verzichten. "Bei wärmerem Wetter empfiehlt sich, die Wäsche draußen zu trocknen." 

Allerhand Sparpotenzial gibt es in der Küche. Wer keinen Induktionsherd hat, sollte beim Kochen die Deckel besser auf den Töpfen lassen. "Zusätzlich kann man die Platten früher ausschalten und die Restwärme nutzen", sagt Simon. Ein beliebter Fehler ist, den Kühlschrank zu kalt einzustellen. "Sieben Grad sind in Ordnung", betont die Energieexpertin. Bei der Beleuchtung seien energiesparende LED-Leuchten ratsam.

Ein wichtiger Aspekt ist der Energieverbrauch technischer Geräte wie Kühlschrank, Waschmaschine oder Trockner. Alte Modelle sollten beizeiten ausgetauscht werden. "Bei Neuanschaffungen immer auf das Effizienzlabel von A bis G achten", sagt Simon. Beim Baden und Duschen empfiehlt sie den Einbau von Strahlreglern, um den Wasserverbrauch und damit die Energiekosten zu senken. Hundertprozentig funktionieren sollte die Heizungstechnik. Das gelte vor allem für den Thermostaten, betont Inse Ewen von der Verbraucherzentrale. 

Lesen Sie auch

Ein Dauerbrenner ist die richtige Heizungsanlage. Auch wenn sie sich nicht von heute auf morgen einbauen lässt. Von zahlreichen Verbrauchern, die vor Ausbruch des Ukrainekriegs von alten Öl- auf neue Gasheizungen umgesattelt haben, berichtet Inse Ewen. Dazu seien zahlreiche Beratungsgespräche geführt worden. "Weil alles andere als zu schwierig empfunden wurde, sind dann doch viele bei der Gasheizung gelandet." 

Dabei gebe es durchaus Alternativen. Ewen nennt die Wärmepumpe, die Energie aus der Umwelt nutzt. In Frage komme auch der Anschluss an eine Fernwärmeleitung. Oder eine Holzpelletheizung. Über Feinstaub müsse man sich beim Heizen mit Holzpellets keine Sorgen machen. "Inzwischen gibt es so gute Filter, dass die Umweltbelastung gering ist." Hauseigentümer seien zudem gut beraten, über eine Dämmung ihrer Immobilie nachzudenken. "Es lohnt sich, in die energetische Sanierung mehr Geld zu stecken als vielleicht geplant", sagt die Energieberaterin.

Allerdings sollte niemand glauben, durch fleißiges Energiesparen könnten die Kosten gesenkt werden. "Wegen der steigenden Preise wird die Rechnung trotzdem höher ausfallen", sagt SWB-Sprecher Behrens. "Aber die Erhöhung wird nicht ganz so krass sein." Auf eine Besserung der Energiesituation im kommenden Winter mag Behrens nicht setzen. "Ich fürchte, es wird nicht viel anders aussehen als jetzt."

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)