Der Flughafen Bremen will angesichts zwingender Einsparungen alle Geschäftsfelder prüfen. Geschäftsführer Elmar Kleinert sagte dem WESER-KURIER: „Wir müssen in allen Bereichen prüfen: Tun wir das Richtige? Machen wir noch die Arbeit, die benötigt wird? Wo können wir die Effizienzen erhöhen?“ Der Flughafen steht vor einem Sanierungsstau von mehr als 70 Millionen Euro und muss in den nächsten Jahren kräftig in seine Infrastruktur investieren.
Staatsrat Tim Cordßen (SPD), Aufsichtsratschef des Flughafens, sagte im Interview, man habe die Situation sehr genau analysiert: „Wir liegen in einigen Bereichen bei den Personalkosten deutlich über dem Wettbewerb. Hier sind Schritte erforderlich, die im Ergebnis durchaus auch zu harten Einschnitten führen.“ Man habe der Geschäftsführung nun den Auftrag gegeben, kurzfristig mit den Arbeitnehmervertretern Gespräche zu führen.
An diesem Dienstag sollen die Verhandlungen beginnen. Bevor es Einschnitte bei der Belegschaft gibt, will der Betriebsratsvorsitzende Andree Hoberg alle anderen Optionen prüfen. „Dann erst sind wir bereit. Wir sehen noch andere Wege. Da haben wir auch Ideen“, sagte Hoberg am Freitag. Zunächst wolle man sich zusammen mit der Geschäftsführung einen genauen Einblick in die Pläne verschaffen. Im Aufsichtsrat habe man sich bereits auf Eckpunkte verständigt.
Sollte es doch Einbußen für die Kollegen geben, müssten davon alle betroffen sein und nicht nur eine Abteilung oder eine Tochtergesellschaft. Im Moment sehe er das noch nicht, aber wenn es nicht anders gehe, müssten die Mitarbeiter ihren Beitrag leisten, sagte Hoberg, zudem stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats: „Wir sind nicht blauäugig, dass wir damit nichts zu tun hätten.“ Insgesamt hat der Flughafen 450 Beschäftigte. Gesellschafter ist die Stadt Bremen.
Stellenabbau ist nicht ganz auszuschließen
Aktuell fürchtet der Betriebsratschef keinen Stellenabbau für den Airport. Ganz auszuschließen sei er aber nicht. Das gelte vor allem vor dem Hintergrund des Coronavirus, dessen Auswirkungen die Situation für den unter Druck geratenen Flughafen Bremen zusätzlich erschwert: „Das ist zur Bewältigung der Schieflage natürlich nicht hilfreich.“
Der Aufsichtsrat des Flughafens Bremen kam in dieser Woche zusammen. Dabei ging es ebenfalls um den Sanierungsstau. Die Stadt Bremen will den Airport in den kommenden zwei Jahren mit Beihilfen in Höhe von etwa sieben Millionen Euro entlasten. „Wir wollen als Gesellschafter bei den Investitionen unseren Spielraum maximal ausnutzen, um den Flughafen bei der Sanierung zu unterstützen“, sagte Aufsichtsratschef Cordßen zum Beschluss. Der sei bei gleicher Besetzung von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite einstimmig gefallen. „Ganz sicher werden Geschäftsführung und Arbeitnehmer hart miteinander verhandeln. Aber mein Eindruck ist, dass wir sehr gute Voraussetzungen haben und alle Beteiligten das konstruktiv angehen.“
Der Hamburger Flughafen beschäftigt sich bereits mit dem Thema Kurzarbeit, um auf den Einbruch zu reagieren. Die wöchentlichen Passagierzahlen sind um 20 bis 40 Prozent zurückgegangen, weil massiv Flüge gestrichen wurden. „Derzeit gibt es Überlegungen unsererseits zum Abbau von Überstunden, Gleitzeit und Resturlaub, aber auch zum Thema Kurzarbeit“, sagte der Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler.
Am Bremer Airport wird ebenfalls über Kurzarbeit nachgedacht. „Uns trifft der Coronavirus auch besonders hart“, sagte Hoberg. Im Interview bezifferte Geschäftsführer Kleinert den bisher entstandenen Schaden auf mindestens eine Million Euro. Kurzarbeit ist an Airports laut dem Betriebsratsvorsitzenden aber auch nur eingeschränkt umzusetzen. Denn bestimmte Aufgaben müssten, solange es Flugbetrieb gebe, immer erfüllt werden: ob Feuerwehr, Abfertigung oder Sicherheit.
Franz Hartman vom Verdi-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen sagte am Freitag im Anschluss an Gespräche mit seinen Kollegen: „Wir fordern für alle Beschäftigten in der Luftfahrt einen besonderen Schutzschirm.“ Die Branche werde akut Hilfe brauchen. Es gebe einen Einbruch der Passagierzahlen, weil Dienstreisen wegfallen. Zudem drohe der Tourismus zum Erliegen zu kommen: „Die Lage ist sehr dramatisch.“