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Hohe Energie-Preise Das raten Bremer Experten Heizöl-Kunden

Die Heizöl-Preise sind in den vergangenen Wochen stark gestiegen. Experten aus Bremen schätzen ein, wie Verbraucher mit der Situation umgehen sollten – und ob Lieferengpässe drohen.
24.03.2022, 18:20 Uhr
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Das raten Bremer Experten Heizöl-Kunden
Von Fabian Dombrowski

Seit Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine sind die Heizöl-Preise hierzulande kräftig angestiegen – und damit auch die Sorge bei Verbraucherinnen und Verbrauchern, die Heizkosten bald nicht mehr bezahlen zu können. Heizöl-Händler beobachten die angespannte Situation ebenfalls genau.

Wie viel kostet Heizöl momentan?

Laut Energie-Informationsdienst liegt der Preis bei einer Lieferung von 3000 Litern Heizöl zwischen 164 und 171 Euro pro 100 Litern. Für Bremen berechnet der niedersächsische Energie-Konzern Hoyer am Donnerstag mehr als 176 Euro inklusive Mehrwertsteuer. Dem Statistischen Bundesamt zufolge hat sich Heizöl um 56,9 Prozent im Vergleich zum Februar 2021 verteuert, Erdgas sogar um über 125 Prozent.

Wie schätzen Heizöl-Händler aus Bremen die Situation ein?

"Es hat sich viel geändert", sagt der Bremer Brennstoffhändler Jan-Gerd Reiners. "Wir sind nun in einer Situation, die auch für die Verbraucher eine wahnsinnige Belastung darstellt." Er merke, dass seine Kunden angesichts der hohen Preise von sich aus schon deutlich kleinere Mengen Heizöl orderten. Das hält er auch für richtig. "Gott sei Dank gehen wir jetzt in den Sommer. Den kann man erstmal mit wenig Energie überbrücken."

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Im Zuge dessen hat sich auch das Alltagsgeschäft von Reiners wieder etwas entspannt. Als die Preise vor vier Wochen in die Höhe schossen, habe das Telefon drei Wochen lang nicht stillgestanden. "Da hatten wir es zunächst mit Kunden zu tun, die die Befürchtung hatten, dass das Öl knapp oder noch teurer wird. Manche Menschen reagieren da ganz spontan." Mittlerweile bekomme er aber mit, dass viele bewusst weiter abwarteten.

Lieferengpässe fürchtet Reiners indes nicht. "Es ist genug Öl am Markt", betont der Händler. Die Situation sei ein Stück weit entspannter als bei Gas, da Deutschland das Öl auch aus Norwegen und dem Nahen Osten beziehen könne. "Die Verbraucher haben ja auch ihren eigenen Vorrat, mit dem sie selbst haushalten können." Zudem gebe es die 90-Tage-Regel, nach der Deutschlands Erdölreserven für 90 Tage reichen müssen.

Was können Verbraucher tun?

Reiners rät seinen Kunden derzeit, "so viel wie nötig und so wenig wie möglich" zu kaufen. Auch von anderen Lieferanten heißt es, wer momentan Heizöl brauche, solle möglichst nur geringe Mengen kaufen. Inse Ewen aus dem Team Energie und Klimaschutz der Verbraucherzentrale Bremen weist jedoch darauf hin, dass der Einkauf kleinerer Mengen Heizöl im Verhältnis teurer ist als der von größeren Mengen. Daher sollten Besitzer von Öl-Heizungen möglichst genau prüfen, wie viel sie benötigen und sich gegebenenfalls mit den Nachbarn zusammentun. Auch wenn schon feststehe, dass die Heizungsanlage ausgetauscht oder modernisiert werden soll, lohne es nicht mehr, noch große Mengen Öl zu tanken.

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In jedem Fall aber sollten Heizungen regelmäßig gewartet und die Einstellungen optimiert werden. "Heizungsanlagen können mehr als das, was sie momentan tun", sagt Ewen. Eine Wartung der Heizung könne zu einem geringeren Verbrauch führen. Ab 2026 gilt laut Ewen sowieso das Ölheizungsverbot: Dann dürfen keine reinen Ölheizungen mehr verbaut werden. Daher wollen viele Haushalte auch jetzt schon weg vom Öl, wie die Verbraucherschützerin in ihren Beratungen feststellt. "Durch die aktuelle Situation gibt es ein irrsinnig großes Interesse an dem Thema", sagt sie. "Wir versuchen, dem mit zusätzlichen Beratungsstunden entgegenzukommen." Alternativen zu alten Öl-Heizungen seien etwa Holzpellets oder Fotovoltaik-Anlagen. Ewen weist darauf hin, dass es für neue Heizungen Förderprogramme gebe: Der Bund übernimmt etwa – je nachdem für welchen Energieträger man sich entscheidet – bis zu 45 Prozent der Kosten.

Wie geht es nun weiter?

Um die weitere Entwicklung vorhersagen zu können – dafür brauche es schon eine Glaskugel, so Ewen. "Man kann nicht sagen, ob und wie lange die Ölpreise noch steigen werden. Grundsätzlich wissen wir aus der Vergangenheit, dass die Preise, so schnell wie sie gestiegen sind, auch wieder fallen können." Reiners zeichnet drei Szenarien, die eintreten könnten. "Das erste: Es bleibt so, wie es momentan ist. Also: Embargo der USA und Ausstieg der Energieunternehmen aus dem russischen Markt." Dann würden die Preise weder rauf- noch runtergehen. "Sollte es aber ein Embargo seitens Europa geben, was wir bis jetzt noch nicht haben, dann könnten die Ölpreise noch weiter steigen." Dies halte er aber für unwahrscheinlich. "Das dritte Szenario wäre, dass wir infolge der Krisensituation in eine weltweite Rezession schlittern. Dann würden die Ölpreise fallen." Die Verbraucher sollten sich die Marktlage nach dem Sommer noch einmal genauer anschauen. "In jedem Fall aber bleibt zu hoffen, dass dieser unsägliche Krieg bald vorbei ist", so Reiners.

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