In der Rangliste der wichtigsten Regionen für Firmengründer ist das Land Bremen abgerutscht – von Platz sieben auf Rang 13. Das zeigt der neue KfW-Gründungsmonitor. Untersucht wird dabei ein Zeitraum von zwei Jahren. Zwischen 2014 und 2016 hatte Bremen sogar auf Platz vier gelegen.
Den Grund für den Absturz Bremens konnte Georg Metzger von der KfW Bankengruppe, Autor des Monitors, nicht nennen. Allerdings bedeute ein Rückgang der Firmengründungen nicht automatisch, dass es der Wirtschaft schlecht gehe, so der Experte. Im Gegenteil: Im Allgemeinen gelte, dass die Gründungsaktivitäten eher sinken, wenn es der Konjunktur gut gehe, sagte Metzger. Wobei es die positive Wirtschaftsentwicklung auch in den anderen Bundesländern gebe und dort der Rückgang nicht so deutlich sei.

In der Rangliste der Gründungstätigkeit nach Bundesländern steht Berlin souverän an der Spitze. Dort haben nach Angaben der staatlichen Förderbank KfW im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2018 von 10 000 Erwerbsfähigen jährlich 193 Personen eine selbstständige Tätigkeit begonnen. Hamburg bleibt mit 146 Gründern auf Platz zwei. Brandenburg setzt danach seine positive Entwicklung fort und erobert mit 134 Gründern, je 10 000 Erwerbsfähige, Platz drei.
Es sei zu vermuten, dass die überdurchschnittliche Gründungstätigkeit in Berlin auch in dessen Peripherie ausstrahlt, wovon Brandenburg direkt profitieren könne, so der Autor. Auf den Plätzen vier und fünf liegen nach wie vor Bayern und Nordrhein-Westfalen, mit 126 und 118 Gründern je 10 000 Erwerbsfähige. In Bremen liegt die Zahl bei 86, im Zeitraum davor waren es 126. Von 2014 bis 2016 lag die Zahl sogar bei 167.
Offensichtlich nicht auf Bremen übertragbar
„Ballungsräume sind durch kurze Wege sowie eine hohe Personen- und Unternehmensdichte gekennzeichnet. Dienstleistungen und Handel profitieren davon am meisten“, heißt es im Gründungsmonitor. Genau in diesen Sektoren sei die Selbstständigkeit als Erwerbsform stärker verbreitet.
Folglich dürfte die höhere Verdichtung der westdeutschen Flächen-Länder ein Grund dafür sein, dass sie im Gründerranking typischerweise auf die Stadtstaaten Berlin und Hamburg folgen. Wobei das offensichtlich nicht auf Bremen übertragbar ist.

Aus Sicht der KfW wird die Gründungstätigkeit in Hamburg und Berlin stark von der Medien- und IT-Branche mit ihren hohen Anteilen von freiberuflichen Gründern gespeist. Eine industrielle Prägung gehe dagegen eher mit einer geringeren Gründungstätigkeit einher: „Großbetriebe haben typischerweise attraktive Arbeitsplätze zu bieten, die auch für potenzielle Gründer interessant sind.“ Das sei auch für das Bremer Wirtschaftsressort eine erste Erklärung, sagte dessen Sprecher Tim Cordßen.
Bremen habe eine hohe Anzahl und Dichte an Industriebetrieben. Insofern sei die Rangliste nicht beunruhigend. Unabhängig davon sei es natürlich immer sinnvoll, wenn es zu Neugründungen komme. Denn es gehe auch um Vielfalt. Man werde die Zahlen im Gründungsmonitor noch genauer analysieren. Es gebe aber auch positive Entwicklungen: „Gerade im Bereich Start-ups befinden wir uns in einem Aufholprozess.“ Am Ende des Länderrankings sind regelmäßig ostdeutsche Flächenländer vertreten.
In diesem Teil Deutschlands belaste eine im Durchschnitt geringere Kaufkraft die Gründungstätigkeit, heißt es in dem Monitor. Auch die ältere Bevölkerungsstruktur wirkt sich danach negativ aus, da die Gründungsneigung in der Regel mit steigendem Alter abnimmt. „Diese Merkmale treffen nach wie vor auf Brandenburg zu, auch wenn es nun auf Platz drei des Gründerrankings liegt. Der positive Effekt der Gründungstätigkeit in Berlin scheint den negativen Einfluss dieser Merkmale zu überkompensieren“, so die Studie.
Rückläufige Gründungstätigkeit
Gestützt durch die gute Binnenkonjunktur hat sich die seit Jahren rückläufige Gründungstätigkeit in Deutschland im vergangenen Jahr stabilisiert: Mit insgesamt 547 000 Existenzgründungen wagten kaum weniger Personen den Schritt in die Selbständigkeit als im Vorjahr (minus zwei Prozent). „Die gute Konjunktur hat der Gründungstätigkeit im vergangenen Jahr positive Impulse gegeben und die negativen Effekte der weiterhin hervorragenden Lage am Arbeitsmarkt abgebremst“, so Metzger. Kurzfristig sei eine Trendwende hin zu wieder steigenden Gründerzahlen aber fraglich. „Zwar sehen wir im KfW-Gründungsmonitor wieder mehr Personen, die eine Gründung ernsthaft planen – was ein gutes Omen ist. Die Prognosen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung senden in Summe aber ein negatives Signal.“
Neugründungen dominieren laut KfW die Gründungstätigkeit seit jeher. Im Jahr 2018 waren es so viele wie nie: acht von zehn Existenzgründern machten sich selbstständig, indem sie unternehmerische Strukturen erstmalig aufbauten. Aber auch bei Existenzgründungen durch Übernahmen bestehender Unternehmen gebe es seit einiger Zeit eine positive Entwicklung: Ihr Anteil sei sukzessive gestiegen und lag 2018 bei 13 Prozent (Vorjahr: zehn Prozent).
„Angesichts der hohen Zahl an Mittelständlern, bei denen in absehbarer Zeit eine Nachfolge ansteht, ist das eine gute Nachricht“, sagt Metzger. „Denn für sie wird die Nachfolgesuche leichter.“ Am Laufen gehalten wurde das Gründungsgeschehen von Frauen. 216 000 Existenzgründerinnen wagten den Schritt in die Selbstständigkeit, das waren vier Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Zahl der männlichen Existenzgründer sank um fünf Prozent auf 331 000. Knapp die Hälfte der Frauen nannte bei der KfW-Befragung Unabhängigkeit als wichtigstes Motiv. Bei Männern waren es 35 Prozent.
KfW-Gründungsmonitor
Der KfW-Gründungsmonitor basiert auf Angaben von 50 000 zufällig ausgewählten, in Deutschland ansässigen Personen. Sie werden jährlich im Rahmen einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung interviewt. Gründer werden dabei breit erfasst: Ob im Voll- oder Nebenerwerb, ob Freiberufler oder Gewerbetreibender, ob Neugründung oder Übernahme.
Der KfW-Gründungsmonitor liefert damit nach eigenen Angaben als einzige Datenquelle in Deutschland ein umfassendes Bild der Gründungstätigkeit. Die Mehrheit der Existenzgründer sind Sologründer. Sie haben laut der staatlichen Förderbank KfW weder Co-Gründer noch Mitarbeiter und machen im langjährigen Durchschnitt knapp zwei Drit-tel der Existenzgründer aus. Bei Neugründern sind Sologründer mit sieben von zehn Personen noch etwas stärker vertreten.
Der Anteil von Gründern mit Mitarbeitern, so genannten ‚Arbeitgebergründern‘, ist dagegen seit dem Jahr 2010 im Trend rückläufig. Maßgeblich dafür sind Nebenerwerbsgründer, die immer seltener Mitarbeiter beschäftigen. Bei Vollerwerbsgründern ist der Trend seit 2012 dagegen leicht positiv.